Trends im Spielwarenmarkt

Klassiker sind die "Brot- und Butterspiele"

22. Oktober 2025
Redaktion Börsenblatt

Am Donnerstag, 23. Oktober, öffnet die Publikumsmesse Spiel Essen ihre Tore. Aus diesem Anlass präsentiert Spieleverlage e.V., der Verbund von Spieleverlagen im deutschsprachigen Raum, aktuelle Marktzahlen – und zeigt sich optimistisch.

Volle Messehalle von oben betrachtet

Am Donnerstag startet die Spiel Essen

Kaum sind die Kisten aus Frankfurt ausgepackt, machen sich einige Verlage schon wieder auf den Weg zur nächsten Messe. Die Spiel Essen läuft vom 23. bis zum 26. Oktober, rund 1.500 Neuheiten werden präsentiert, der Freitag und der Samstag sind bereits ausverkauft. Die große Nachfrage nach Tickets geht einher mit einem Wachstum im Spielemarkt, das der Spieleverlage e.V. konstatiert. Folgende Trends sind zu beobachten:

Spiele und Puzzle als umsatzstärkste Kategorie

Spiele und Puzzle koppeln sich von der Entwicklung des Spielwarenmarktes ab. Während die gesamte Spielwarenbranche von Januar bis Mitte September 2025 ein Plus von vier Prozent erzielte, baute die Warengruppe Spiele und Puzzle mit einem Wachstum von 18 Prozent ihre Position im Spielwarenmarkt weiter aus. Damit stieg sie zur umsatzstärksten Kategorie im Markt auf. Allein das Segment Spiele legte mit über 22 Prozent überproportional zum Vorjahr zu.

Wachstumserwartungen

Nach Auffassung der Verlage dürfte sich der Aufwärtstrend bis Ende des Jahres fortsetzen. 73 Prozent der vom Deutsche Verband der Spielwarenindustrie e.V. und dem Spieleverlage e.V. im Rahmen des neuen Board Game Index befragten Verlage rechnen jedenfalls mit besseren Verkaufsergebnissen für das gesamte Geschäftsjahr 2025. Das zeigen die aktuellen Zahlen des Board Game Index und Auswertungen des Marktforschungsinstitutes Circana.

Trotz eines wirtschaftlich schwierigen Umfelds rechnen Spiele-Verlage für das eigene Unternehmen mit einem moderaten Wachstum. Ein wichtiger Motor dafür sei u.a. der anhaltende Trend zu Sammelkarten, aber auch Karten-, Party-, Erwachsenen- und Familienspiele befeuerten den Markt. Zudem spielten Klassiker eine wichtige Rolle im Portfolio der Verlage und bei Konsumenten. Klassiker seien für 40 Prozent der zweitwichtigste Wachstumstreiber im Markt und gleichsam die „Brot- und Butterspiele“ für das Geschäft.

Brettspielkultur

Rechne man den Trend zu Sammelkarten heraus, legten die reinen Spiele immer noch über sechs Prozent zu. "Familien- und Erwachsenenspiele stehen wie kaum eine andere Kategorie für die deutsche Brettspielkultur, die sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten immer stärker ausdifferenziert hat. Ein Beispiel ist der Erfolg der Party- und Kennerspiele, die heute für jeden Geschmack etwas zu bieten haben", sagt Hermann Hutter, Vorstandsvorsitzender des Spieleverlage e.V. und Geschäftsführer der Hutter Trade GmbH + Co KG, "Familien- und Erwachsenenspiele haben durch ihre hohe Qualität, die innovativen Spielmechaniken und die Vielseitigkeit den internationalen Ruf der German Board Games begründet."

Starkes Auslandsgeschäft

Obwohl längst ausländische Anbieter mit „German Board Games“ in den deutschen Markt drängen, sehen die deutschen Spieleverlage weiterhin Wachstumspotenziale in Europa und Amerika. Vor allem Frankreich und die USA bieten ihnen attraktive Perspektiven für die Expansion. Inzwischen erzielen 30 Prozent der befragten Unternehmen mit ihrem Auslandsgeschäft mehr als 40 Prozent des Umsatzes, bei weiteren 25 Prozent liegt er zwischen 20 und 40 Prozent.

Weihnachtsgeschäft

Zuversichtlich zeigen sich die Spieleverlage auch für das wichtige Weihnachtsgeschäft, das in den letzten beiden Jahren für die gesamte Spielwarenbranche eher durchwachsen verlief. 68 Prozent der befragten Unternehmen erwarten während der Jahresendrallye bessere Verkaufsergebnisse als 2024. „Das Wachstum der Warengruppe Spiele und Puzzle in den ersten neuen Monaten zeigt einmal mehr“, so Dieter Strehl, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Spieleverlage e.V. und geschäftsführender Gesellschafter der Wiener Spielkartenfabrik Ferd. Piatnik & Söhne, „dass Brettspiele die Menschen unvermindert anziehen. Preiswerte, kompakte, schnelle und familientaugliche Kennerspiele stehen derzeit hoch in der Gunst der Kunden, aber auch hochpreisige haben keine Schwierigkeiten, Abnehmer zu finden, wenn die Spiel-Idee originell und die Umsetzung gut ist.“

Zunahme von Onlineverkäufen

Der Trend zu kooperativen Spielen halte an. Während Solospiele(-varianten) von 57 Prozent der Verlage nur als reine Nischenprodukte betrachtet werden, gewinnen Zwei-Personen-Spiele hingegen an Bedeutung. Auch wenn Spiele und Puzzle im Trend liegen, die Preisstellung spiele gleichwohl eine gewisse Rolle, zumal die Verlage eine Zunahme von Onlinekäufen (62 Prozent) und einen Rückgang des stationären Handels (48 Prozent) beobachten. 53 Prozent der Spielehersteller fokussieren deshalb auf Preisgrenzen, um wettbewerbsfähig zu bleiben, so der Board Game Index des Spieleverlage e.V..

Rahmenbedingungen für Nachhaltigkeit

Das Thema Nachhaltigkeit sehen 85 Prozent der Verlage als wichtig oder sehr wichtig an. Das Spektrum der Maßnahmen umfasse die Optimierung des Verpackungs- und Schachteldesigns (75 Prozent) und Lieferketten (45 Prozent) sowie die stärkere Verlagerung der Produktion nach Europa (65 Prozent). Aber die Branche hat auch Wünsche an die Politik hinsichtlich der Rahmenbedingungen. Dazu zähle der Abbau unnötiger Regularien und das Sicherstellen fairer Wettbewerbsbedingungen gegenüber Billig-Online-Plattformen.