Konjunkturpaket "Neustart Kultur"

Netzwerk Autorenrechte: "War's das mit dem Wumms?"

9. Juni 2020
von Börsenblatt

Das Netzwerk Autorenrechte kritisiert das Konjunkturpaket „Neustart Kultur“ der Bundesregierung. Es rechnet aus: Statt 30 Millionen Euro sollten der Kultur- und Kreativwirtschaft 4,34 Milliarden Euro des 130 Milliarden Euro Pakets zukommen. Was das Netzwerk außerdem fordert, lesen Sie hier.

130 Milliarden Euro stellt die Bundesregierung insgesamt zur Bewältigung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise zur Verfügung. Eine Milliarde Euro davon stellen das Programm "Neustart Kultur“ dar, das die Kultur- und Kreativwirtschaft unterstützen sollen. Für Galerien, sozio-kulturelle Zentren sowie die Buch- und Verlagsszene sind 30 Millionen Euro geplant.

Das Netzwerk Autorenrechte kritisiert diesen Betrag und rechnet in seiner Stellungnahme aus: 4,34 Milliarden Euro hoch müsste der Unterstützungsbeitrag des Kultur- und Kreativsektors sein, wenn man die Bruttowertschöpfung mit der des stark unterstützte Fahrzeugbaus vergleicht. Allein für die Buchbranche sieht das Netzwerk Autorenrechte einen Unterstützungsbeitrag von 208 Millionen Euro.

"Wir geben die Hoffnung auf einen wahren Wumms nicht auf“, so das Netzwerk Autorenrechte in seiner Stellungnahme, „und ersuchen die politischen Entscheidungsträger.“ Es sieht es auch für dringend notwendig, das die Pakete auch „in einer signifikanten Weise jene erreichen, die das Rückgrat und der Ursprung der Buchwertschöpfungskette sind: Die Autoren, Autorinnen, Übersetzer und Übersetzerinnen.

Das Netzwerk Autorenrechte fordert befristete Fonds für

  • ausgefallene und für geringer besuchte Veranstaltungen,
  • eine Grundlagenförderung digitaler Formate und
  • eine Lesungs- und Leseförderung unter dem Motto „Jedem Kind ein Buch“ (unbefristet).

Öffentliche Förderprogramme sollten zudem nicht nur die Bibliodiversität beachten, sondern auch ein faires Vertragsverhalten gegenüber Autoren und Übersetzerinnen. Aufzustocken sei auch der Sozialfonds der VG Wort. Es solle außerdem durch "ein erweitertes Kulturgesetz nach italienischem Vorbild" die mediale Kulturberichterstattung attraktiver gestaltet werden.

Nach einer Umfrage des European Writers' Council, gehe man aktuell davon aus, dass es durch die Verkaufseinbrüche und daraus resultierende Verkleinerung der Verlagsprogramme im kommenden Jahr in ganz Europa bis zu 150.000 Titel geben wird.

"Ein zukunftsfähiges Deutschland muss dafür sorgen, dass die menschlichen Quellen des Wissens und der Bildung nicht versiegen", so das Netzwerk Autorenrechte in seiner Stellungname. "Kultur- und Künstlerförderung ist darüber hinaus auch Wirtschaftsförderung. So unterstrich unlängst das BMWi die Bedeutung des kulturellen Umfelds einer Region oder Kommune als entscheidenden Standortfaktor bei der Ansiedlung von Unternehmen. Die Unterstützung von Schriftstellerinnen und Übersetzern ist folglich kein Luxus.“