AT Verlag trauert um Autor

Christian Rätsch ist tot

21. September 2022
von Börsenblatt

Der Ethnopharmakologe Christian Rätsch, der sich mit psychoaktiven Substanzen befasst hat, ist am 17. September überraschend im Allgäu gestorben. Das teilte der AT Verlag mit.

Christian Rätsch

Dr. Christian Rätsch, geboren 1957, war Altamerikanist, Ethnologe und Ethnopharmakologe (seine Website). Am 15. September hatte er noch in Solothurn den zweiten Band der "Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen", den er zusammen mit Markus Berger verfasst hatte, präsentiert und sein Publikum begeistert, schreibt Michael Günther, Geschäftsführung/Marketing AT Verlag München, in einem Nachruf. 1998 war der erste Band der Enzyklopädie im AT Verlag erschienen. 

Christian Rätsch hatte Anfang der achtziger Jahre insgesamt drei Jahre bei den Lakandonen in Mexiko gelebt und dabei ihre Sprache und ihre magischen Rituale erlernt. Anschließend schrieb er Bücher über diese Erfahrungen, über Schamanismus und psychoaktive Substanzen, erst im Eugen Diederichs Verlag, München, später im AT Verlag, Aarau/München, und auch im Nachtschatten Verlag, Solothurn. Die Wirkung der von ihm beschriebenen psychoaktiven Pflanzen und Pilze testete er jeweils an sich selbst, so Michael Günther. Rätsch war Präsident der Arbeitsgemeinschaft Ethnomedizin (AGEM) und Mitglied des Beirats des Europäischen Collegiums für Bewusstseinsstudien (ECBS). Unter seinen Freunden, mit denen er sich auch fachlich austauschte, seien Timothy Leary, Jonathan Ott, Ralph Metzner, Stanislav Grof und Albert Hofmann, der Entdecker des LSD, gewesen.

Von Rätsch stammen außer den beiden Bänden der "Enzyklopädie" etwa auch "Pflanzen der Liebe", "Meine Begegnungen mit Schamanenpflanzen", "Tiere der Schamanen", "Pilze und Menschen", "Räucherstoffe – Atem des Drachen" oder "Der Heilige Hain". Er habe sich in herausragender Weise um die Rauschkunde und -aufklärung verdient gemacht. Seine Veröffentlichungen zu Schamanismus, Magie und Mystik indigener Kulturen, zu Botanik, Bewusstseinserweiterung und -veränderung sowie zu Reisen in Anderswelten seien einzigartig, von unerreichter Kompetenz und Qualität. "Wir trauern tief um unseren Autor und Freund und vermissen ihm schon jetzt sehr", so Michael Günther.