INTERVIEW DER WOCHE mit Claudia Paul, Technoseum

Erster Deutscher Sachbuch-Slam: "Könnte ja gut werden"

16. Mai 2021
von Sabine Cronau

Das Technoseum in Mannheim lädt am 20. Mai zum "Sachbuch-Slam" ein. Slammer holen die Titel, die für den Deutschen Sachbuchpreis nominiert sind, sprachspielerisch auf die Bühne. Claudia Paul, im Technoseum Abteilungsleiterin Öffentlichkeitsarbeit, über ein Schnittstellen-Projekt zwischen Buch- und Museumswelt.

Warum passt der Deutsche Sachbuchpreis zum Technoseum, dem "Landesmuseum für Technik und Arbeit" in Mannheim?
Uns alle verbindet doch eine Passion: Wir erzählen Geschichten. Es sind wahre Geschichten, Geschichten, die Thesen aufwerfen, Debatten entzünden, zum Weiterdenken anregen. Wir inszenieren diese Geschichten nur unterschiedlich: Im Technoseum nutzen wir dafür Objekte, interaktive Stationen und sinnliche Erfahrungen. In Sachbüchern stehen geschriebene Worte im Zentrum, mit denen Argumente, Impulse und Herleitungen lebendig werden. Und da ein zentraler Erzählstrang unseres Hauses die Auswirkung der Technik auf Arbeit und Gesellschaft ist, haben wir eine große thematische Spielwiese. Was sollte passender sein?

Acht Poetry- und Science-Slammer treten am 20. Mai gegeneinander an – und präsentieren jeweils einen der acht Titel, die für den Deutschen Sachbuchpreis nominiert sind. Woher kommt die Idee?
Ganz ehrlich? Das ist ein Lockdown-Produkt. Entstanden auf dem Sofa bei Weißwein in einem Zoom-Date. Es sollte ein neuer Weg sein, mehr als eine klassische Lesung oder Diskussion - eine Möglichkeit, alle Titel auf eine Bühne zu bringen. Und das auf überraschende Art und Weise.

Die Titel haben wir den Slammern in einer gemeinsamen Online-Sitzung zugelost. Dabei hat "Hegels Welt" durchaus für Schweißperlen gesorgt.

Claudia Paul, Technoseum

War es schwer, Slammer für die Bücher zu begeistern? Schließlich gehören Spoken Poetry und Sachbücher nicht zwingend zusammen. Und man muss mit dem Thema "seines" Buches ja auch etwas anfangen können…
Es war ein Selbstläufer. Wir haben einen Science-Slammer, alle anderen kommen aus dem Bereich Poetry. Das spricht für sich. Die Titel haben wir den Slammern in einer gemeinsamen Online-Sitzung zugelost. Dabei hat "Hegels Welt" in der Tat für Schweißperlen gesorgt. Doch die Slammerin, die Jürgen Kaubes Buch jetzt in sechs Minuten vorstellen darf, hat sich dann richtig über ihr Los gefreut. Das hat mich sprachlos gemacht.

Wird die Veranstaltung rein digital stattfinden – oder kommen wenigstens die Slammer ins Museum?
Fast alle kommen ins Museum – die Slammer und Slammerinnen und auch die Moderatorin Sandra Da Vina. Wir streamen gemeinsam aus unserer Arbeiterkneipe. Nur das Publikum muss zu Hause bleiben, darf aber live abstimmen. Und im nächsten Jahr wird alles anders…

Viele in der Branche kennen Sie noch als Pressesprecherin des Börsenvereins, jetzt blicken Sie von außen auf die Buchwelt. Braucht die Branche mehr Fantasie, wenn es um neue, ungewohnte Bühnen und Formate für das Buch geht?
Wieso? Der Tisch und die Leselampe sind doch gut… Im Ernst, das ist auch manchmal so. Aber Fantasie schadet nicht. Einfach mal anders machen. Könnte ja gut werden.   

Die Freundschaft zwischen Buch und Museum ist nicht neu. Sie könnte nur unkonventioneller werden.

Claudia Paul, Technoseum

Markiert der Slam den Anfang einer neuen Freundschaft zwischen Buch und Museum? Und wäre so etwas auch für den Deutschen Buchpreis denkbar – oder sind Romane dann doch zu weit weg von den Kernthemen des Technoseum?
Geslammte Romane? Da sind gerade wilde Phantasien in meinem Kopf entstanden. Aber warum nicht auch der Deutsche Buchpreis? Schließlich haben Romane ja auch eine Wirklichkeit. Doch die Freundschaft zwischen Buch und Museum ist nicht neu. Sie könnte nur unkonventioneller werden.

Wie ist das Technoseum bislang durch den Lockdown gekommen? Und wann dürfen die Besucher wieder rein?
Wie alle haben wir im Ausstellungshaus viel geputzt und repariert. Aber wir haben in dieser Zeit vor allem unser Vermittlungsangebot online massiv ausgebaut und sind dabei, neue Ausstellungen vorzubereiten. Wir sehnen uns nach unserem Publikum. Geöffnet wird aber erst dann, wenn die Inzidenz unter 100 liegt. Ich hoffe sehr auf Juni. Denn seit Ende März wartet eine tolle kleine Ausstellung zu optischen Phänomenen auf Besucher. Und die muss Anfang August weichen für die Große Landesausstellung "Arbeit & Migration. Geschichten von hier." Ungesehen? Das wäre zu schade.

Deutscher Sachbuch-Slam

  • aus der Arbeiterkneipe des Technoseum Mannheim
  • 20. Mai, 18 Uhr, mit Live Voting (Voting-Link wird eingespielt)
  • Mit: Franziska Peikert, Klaus Urban, Jan Cönig, Thorsten Zeller, Tanja Biedermann, Simon Hauser, Jesko Habert, Frank Klötgen
  • Moderation: Sandra Da Vina
  • Link zum Voting: https://www.technoseum.de/sachbuch-slam/