Ernst Kahl ist gestorben

"Er konnte alles"

9. Juli 2025
Redaktion Börsenblatt

Der Hamburger Künstler Ernst Kahl ist am 5. Juli nach langer Krankheit im Alter von 76 Jahren in Schwabstedt gestorben. Dies gaben das Caricatura Museum Frankfurt, das Satiremagazin Titanic und der Verlag Antje Kunstmann im Namen der Familie von Ernst Kahl heute bekannt.

Ernst Kahl

Ernst Kahl

„Das ist ein dramatischer Verlust für die Komische Kunst. Ernst Kahl hat auf vielen Feldern der Komik Maßstäbe gesetzt, war Vorbild und Lehrer. Er war einer der ganz Großen“, sagt Martin Sonntag, Leiter des Caricatura Museum Frankfurt.

Hans Zippert, Herausgeber des Titanic-Magazins, erinnert sich: „Er konnte alles. Das wilde, dreiste, schwarze, altmeisterliche, genauso wie das liebliche, harmlose, scheinbar amateurhafte. Seine Bilder, Cartoons, Comics und Installationen waren eine Kampfansage an eine verblödete Realität. Er veredelte den Kalauer zum Meisterwerk  und kalauerte sich durch die Hochkunst. Vor ihm durfte sich niemand sicher fühlen. 1991 verkaufte er sowohl Titanic als auch Konkret dasselbe Bild und beide setzten es stolz und nichtsahnend zeitgleich auf den Titel. Eine Frechheit, die sich nur Kahl erlauben konnte.“

"Einer der freundlichsten und fröhlichsten Menschen auf diesem Planeten"

„Nicht nur einer der größten komischen Künstler, sondern auch einer der freundlichsten und fröhlichsten Menschen auf diesem Planeten hat uns verlassen“, erklärt Moritz Kirschner, Geschäftsführer des Verlags Antje Kunstmann. „Das ist furchtbar traurig, aber was bleibt sind die ganzen Erinnerungen an einen Künstler, der seinesgleichen suchte, und ein Werk, das so zeitlos schön und lustig ist, dass es nie in Vergessenheit geraten wird.“

Ernst Kahl wurde 1949 in Schleswig-Holstein geboren und lebte in Hamburg und Schwabstedt. Von ihm stammen zahlreiche Buchpublikationen, Gemälde, Cartoons,  Objekte und Bildergeschichten. Er publizierte u.a. in „Pardon“, „Konkret“, „Titanic“, „Die Zeit“ und der „Süddeutschen Zeitung“. Die regelmäßig in der Zeitschrift „Der Feinschmecker“ unter „Kahls Tafelspitzen“ veröffentlichten Arbeiten wurden 1992 vom Art Directors Club Deutschland ausgezeichnet. Zu seinen Arbeiten gehörten Skripte und Drehbücher für den Film „Werner - Beinhart!“; er war zusammen mit Detlev Buck Autor des Drehbuchs für den Film „Wir können auch anders“ (Bundesfilmpreis in vier Kategorien, u.a. für das beste Drehbuch) und des Kurzfilms „Archie“ (Nominierung für den Deutschen Kurzfilmpreis).

Weitere Kurzfilme waren z.B. „Der Lober“ und „Everybody Glad“. Zusammen mit dem  Gitarristen Hardy Kayser bildete er die Musikcombo Ernst Kahl & Kayser, früher bekannt als „Die Trinkende Jugend“. 2007 war Ernst Kahl der erste Leiter der Sommerakademie für Komische Kunst, die seitdem von der Caricatura in Kassel ausgerichtet wird. Zu den von Ernst Kahl lieferbaren Titeln gehören der Band "Meister der komischen Kunst: Ernst Kahl" bei Kunstmann und das Bilderbuch "Papa, ich will einen Hund!" (Peter Hammer Verlag) zu dem er den Text schrieb und das von seiner Frau, der Künstlerin Eva Muggenthaler, illustriert wurde.