Deutsch-Französischer Jugendliteraturpreis

Lambeck und Stragier gewinnen

26. Oktober 2022
von Börsenblatt

In der saarländischen Staatskanzlei waren die zwölf Nominierten auf der Bühne zu erleben, dann wurden die Gewinnerinnen bekannt gegeben: Den mit 12.000 Euro dotierten deutsch-französischen Jugendliteraturpreis 2022 erhielten Silke Lambeck für "Mein Freund Otto, das Blaue Wunder und ich"(Gerstenberg) und Nathalie Stragier für "Grand appartement bizarre" (Syros).

Die Gewinner:innen des Deutsch-Französischen Jugendliteraturpreises 2022: Silke Lambeck (links) und Nathalie Stragier

In diesem Jahr würden Bücher der Sparte Kinderbuch ausgezeichnet; für 2023 steht das Bilderbuchgenre auf dem Plan. Was die beiden in diesem Jahr ausgezeichneten Titel verbindet, ist sind die Themenkomplexe gesellschaftliches Engagement, Solidarität und die Erkenntnis, dass auch Kinder sehr wohl etwas bewirken können. Bei Silke Lambecks Roman heißt das Leitmotiv: Gemeinsam stark sein. In "Mein Freund Otto, das Blaue Wunder und ich" (Gerstenberg) ist das Schwimmbad im Kiez eine Institution, Generationen haben hier das Schwimmen gelernt, nun soll es geschlossen werden – was die Freunde Otto und Matti nicht akzeptieren. Wie es ihnen gelingt, viele andere Menschen unterschiedlichen Alters davon zu überzeugen, sich gegen den Abriss zu wehren, schildert Silke Lambeck ideenreich – nicht als Superstrategie, sondern als beharrliches, pragmatisches, im Rahmen des Machbaren angelegtes Unterfangen. "Dabei fängt sie viel Berliner Lokalkolorit ein, Stimmungen, Charaktere, in heiterem Tonfall, mal schnodderig, mal ernst. Das Nicht-Aufgeben, das Sich-Organisieren, das Netzwerken: Hier erklärt ein Roman, wie gesellschaftspolitisches Handeln funktioniert", so die Jury. Für die Übersetzung des Buchs in die französische Sprache stehen 2000 Euro zur Verfügung.

In Nathalie Stragiers "Grand appartement bizarre: plein de chambres à louer!" (Syros) geht es um die Frage: Was kann man tun, wenn die Wohnung, in der man lebt, unbezahlbar wird? Umziehen, so haben es die Erwachsenen beschlossen. Aber die Hauptfigur Gabriel verbindet diesen Ort mit den Erinnerungen an seine verstorbenen Eltern und will ihn nicht verlassen. Seine Idee: Die große Wohnung mit dem herrlichen Blick auf den Eiffelturm mit der Familie von Félix zu teilen, die ebenfalls wegen zu hoher Miete ausziehen muss. "Sehr glaubwürdig und ohne in Klischees zu verfallen, nimmt eine neue Art des Zusammenlebens von Seite zu Seite Gestalt an, ein fröhlicher Wirbel außerhalb der Norm, über alle Altersgruppen, soziale Grenzen, Charaktere und Vorurteile der einzelnen Personen hinweg. Während die einen den Platz haben, bringen die anderen unerwartete Vorzüge mit, und das gegenseitige Lernen von Verschiedenheit und Toleranz trägt schließlich Früchte: ein eigenes Zuhause, das zu einem warmen, weltoffenen geteilten Zuhause für alle wird. Und ein vielversprechendes gesellschaftliches Modell, das brillant zwischen Humor und Emotionen in Szene gesetzt wird", so die Jury. Für die Übersetzung in die deutsche Sprache stehen für den deutschen Verlag, der sich entscheidet, das Buch in sein Programm aufzunehmen, 2000 Euro zur Verfügung.