Die NDR-Jugendbuch-Expertin setzt sich im Gespräch am 11. November mit den Erwartungshaltung der Zielgruppe auseinander: Book-Influencer feierten nicht "das erzählerische Experiment, beeindruckende Metaphern, Perspektivenvielfalt oder ein Jonglieren mit Genres" – die Leser:innen wollten in erster Linie unterhalten werden. In Bezug auf die inhaltliche Qualität von Romances urteilt Mahrenholtz: "Die Qualität lässt tatsächlich oft zu wünschen übrig, was bei der Masse an den neuen Titeln nicht verwunderlich ist. Ich habe schon den Eindruck, dass viele Manuskripte, die früher bestenfalls als E-Book im Selbstverlag erschienen wären, jetzt relativ lektoratsfrei als der nächste Romance-Toptitel gehandelt und präsentiert werden."
Als problematisch empfindet Mahrenholtz, dass man bei den Büchern oft nicht zwischen New Adult für junge Erwachsene ab etwa 17, 18 und Young Adult für Jugendliche ab 14 unterscheiden könne. "Wenn man auf die BookTok-Bestsellerliste guckt, steht im Moment auf Platz zwei 'A Good Girl's Guide to Murder', ein super Krimi für Jugendliche ab 14 - und auf Platz vier steht 'Icebreaker', eine Love-Story zwischen einem Eishockeyspieler und einer Eiskunstläuferin. Das Cover sieht super harmlos aus, aber das Buch ist im Grunde ein Softporno." Der sehr dürftige Plot diene nur als Überleitung von einer extrem expliziten Sexszene zur nächsten.
Das Gespräch mit Katharina Mahrenholtz finden Sie hier.