Writers-in-Exile-Programm

PEN protestiert gegen drastische Kürzung staatlicher Mittel

2. Oktober 2024
von Börsenblatt

Das PEN-Zentrum Deutschland zeigt sich zutiefst besorgt über die geplanten Budgetkürzungen der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien für sein Writers-in-Exile-Programm. 

PEN Zentrum Deutschland

PEN Zentrum Deutschland 

Wie der deutsche PEN in seiner Pressemitteilung mitteilt, ist für sein Writers-in-Exile-Programm, das verfolgten Schriftsteller:innen Schutz und Unterstützung in Deutschland bietet, im Jahr 2025 eine Budgetkürzung um knapp 30 % geplant. Für die nahe Zukunft sei angedacht, das Writers-in-Exile-Programm vom PEN wegzunehmen und an eine andere öffentlich geförderte Kultureinrichtung zu übertragen. 

"Das deutsche PEN Zentrum ist seit Jahrzehnten mit zahlreichen PEN-Zentren weltweit vernetzt. Das Writers-in-Exile-Programm ist international bekannt und Hoffnung für verfolgte Schriftsteller*innen. Wer das Programm kürzt, gefährdet Menschenleben", betont Astrid Vehstedt, Vizepräsidentin und Writers-in-Exile-Beauftragte des PEN Deutschland in einer Pressemitteilung.

Das Writers-in-Exile-Programm ist aus Sicht des deutschen PEN ein Aushängeschild der Bundesrepublik und stehe für effiziente und professionelle Arbeit. Die Organisation ist aktuell zentral in der Geschäftsstelle des PEN-Zentrums angesiedelt und wird von Mitarbeiter:innen mit langjähriger Erfahrung geführt. 

"Die Budgetkürzung für 2025 ist umso unverständlicher, als der Gesamtetat des BKM für 2025 steigt. Das ist Kulturpolitik auf dem Rücken verfolgter Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Ich weiß, wovon ich rede. Leider musste ich selbst die bittere und bedrohliche Erfahrung machen, wegen meiner Schriften inhaftiert zu werden", so Najem Wali, PEN-Vizepräsident und Writers-in-Prison-Beauftragter.

Auch für Michael Landgraf, Generalsekretär des PEN.-Zentrums, ist die Budgetkürzung unverständlich. Der PEN biete eine Struktur, bei der sich Kolleginnen und Kollegen überall in Deutschland um die Exilautoren kümmern. "Durch die internationale Ausrichtung des PEN gelingt die Suche nach geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten. Außerdem gibt es gute Kontakte des PEN zu den Kommunen, die das Programm mittragen. Eine Verlagerung des Programms würde dessen erfolgreiche vernetzte Struktur und letztlich auch das Programm selbst zulasten der Betroffenen gefährden.“

Aus wirtschaftlicher Sicht sieht Klaus Engert, Schatzmeister des deutschen PEN, die Entwicklung ebenso problematisch. "Um Synergieeffekte zu erzeugen, werden Overhead-Aufgaben der Verwaltung mit erfahrenen freien Trägern durchgeführt. Der Vorstand des PEN arbeitet ehrenamtlich. Wenn solche Aufgaben von einer tarifgebundenen öffentlichen Einrichtung übernommen werden, wird das wesentlich teurer." Der Verwaltungskostenanteil des PEN liege derzeit unter 10 %, wodurch die Mittel direkt den Stipendiatinnen und Stipendiaten zugutekommen würden. 

Deshalb appelliert der deutsche PEN an die Bundesregierung und das BKM, das Programm beim PEN-Zentrum zu belassen. Die Organisation betont seine Gesprächsbereitschaft und habe Claudia Roth bereits um einen Termin gebeten. 

Ein dazugehöriges Positionspapier wurde hier veröffentlicht: Writers-in-Exile-Programm-Positionspapier.pdf (pen-deutschland.de)