Digitaler Comicsalon Erlangen

Max und Moritz-Preis verliehen

13. Juli 2020
von Börsenblatt

Auf dem Comic-Salon Erlangen, der in diesem Jahr digital stattfindet (#CSEDIGITAL), ist am Freitag der Max und Moritz-Preis in insgesamt neun Kategorien verliehen worden.

Beste deutschsprachige Comic-Künstlerin

Anna Haifisch aus Leipzig wurde als beste deutschsprachige Comic-Künstlerin ausgezeichnet. Laudatorin Andrea Heinze würdigt die Künstlerin: "Den internationalen Durchbruch hatte Anna Haifisch mit ihrem Comic-Strip The Artist, den sie im Jahr 2015 und 2016 für das amerikanische Vice-Magazine entwickelte und dessen gesammelte Folgen bei Reprodukt erscheinen. The Artist ist ein erfolgloser Künstler, den Anna Haifisch als schlaksigen nackten Vogel zeichnet, der von egozentrischen Kollegen gedemütigt wird, die die Marktmechanismen kennen und brav bedienen. The Artist beinhaltet alles, was das Künstlerleben ausmacht, inklusive sämtlicher Klischees. Das liest sich großartig, weil Anna Haifisch wunderbar respektlos aus der Innensicht der Kunstszene schreibt. Und weil sie ebenso eigene, wie abgewrackte Bilder für ihre kurzen Geschichten findet – die immer auch eine Achtsamkeitsübung gegenüber der von Selbstzweifeln geschundenen Künstlerseele ist."

  • Als bester deutschsprachiger Comic wurde "Der Umfall" von Mikaël Ross, erschienen im avant-Verlag, ausgezeichnet.
  • Bester internationaler Comic ist "Am liebsten mag ich Monster" von Emil Ferris, erschienen bei Panini Comics.
  • Bester deutschsprachiger Comic-Strip: "Busengewunder. Meine feministischen Kolumnen" von Lisa Frühbeis, Redakteurin beim Berliner "Tagesspiegel", erschienen im Carlsen Verlag.
  • Als bester Kinder-Comic wird "Manno! Alles genau so in echt passiert" von Anke Kuhl, erschienen bei Klett Kinderbuch, gewürdigt.
  • Bestes deutschsprachiges Comic-Debüt des Jahres 2020 ist "Wie gut, dass wir darüber geredet haben" von Julia Bernhard (avant-Verlag).

 

Den Spezialpreis der Jury erhält David Basler, Verleger der Edition Moderne. Juror Christian Gasser kommentiert:

"Es passt zu David Basler, für seinen Rückzug aus der Edition Moderne nicht deren 40. Geburtstag abgewartet zu haben. Statt sich 2021 auf der großen Bühne verabschieden zu lassen, übergab er sein Lebenswerk geradezu klammheimlich bereits im 39. Jahr an seine beiden Nachfolger*innen und überlässt ihnen damit auch das Scheinwerferlicht des runden Jubiläums. David Basler gehörte nie zu den Verlegern, die vor allem als Selbstdarsteller glänzen; er verstand sich als Dienstleister seines Verlags und seiner Autor*innen und stand gerne in ihrem Schatten. Es ging und geht ihm immer um die Comics, nicht um seine Person."

 

Der Sonderpreis für ein herausragendes Lebenswerk der Comic-Künstlerin Anke Feuchtenberger verliehen. Jurorin Brigitte Helbling schreibt: "Berlin 1990, kurz nach dem Mauerfall. Wir stellen uns Anke Feuchtenberger vor, wie sie durch ihre nach Westen nunmehr geöffnete Stadt streift, der Sohn, Leo, ein Kleinkind im Tragetuch, ein Kunsthochschulabschluss in der Tasche, eine beunruhigend offene Zukunft vor Augen, ein Können und eine Schaffenswut in sich, die uns schon mit den allerersten Bildern förmlich ins Gesicht sprangen. Einflüsse von tschechischen Kinderbüchern, russischer Avantgarde, DDR-Graphikern wie Volker Pfüller – was für ein radikal-eigenwilliger Blick sich damals mit ihr und vielen anderen (Ost und West im glücksvollen Ineinander!) in der neu vereinten Comic- und Graphikszene auftat."