Die Zahlen, die in den vergangenen Jahren dank #frauenzählen und Erhebungen der BücherFrauen und anderer Datensammlerinnen zusammengetragen wurden, kennt man, es sind mehr Männer in Führungspositionen, im Hardcover, es werden mehr Männer im Feuilleton besprochen, sie bekommen mehr Preise. Spitzenpositionen und Spitzenplatzierungen sind nur ein Symptom dafür, was insgesamt immer noch schiefläuft, und sie haben bewusste wie unbewusste Auswirkungen – zugunsten der Männer. Wobei Sexismus nur eine Form der Diskriminierung ist, stellvertretend für alles, was nicht der Norm (weiß, heterosexuell, westlich etc.) entspricht. Diese sichtbaren Spitzenplätze prägen, wie wir die Welt sehen und wie wir neue Welten schaffen. Sexismus geht nicht nur von Männern in Machtpositionen aus, aber dort zeigt er sich am deutlichsten. Sexismus tragen wir, wenn es schlimm läuft, und das tut es weiterhin, alle mit. Durch Schweigen, Dulden, Reproduzieren von Rollenbildern, durch all das, womit wir aufgewachsen sind, womit wir in den alltäglichen Narrativen konfrontiert werden.
Sexismus hat eine Menge mit Sichtbarkeit zu tun. Unsere weibliche Sichtbarkeit wurde bisher kaum von uns bestimmt, sondern vom männlichen Blick, was dieser Blick sehen will, und das muss sich nachhaltig ändern. Dank der Frauenbewegung gab es schon mal eine Sichtbarmachung von Frauen in Kunst und Wissenschaft. Nur wurden diese Frauen dann wieder vergessen, weil sie doch nicht in die Geschichtsbücher und Anthologien aufgenommen wurden oder in den Kanon, der für Schulen und Universitäten gilt. Wir erleben gerade eine neue Welle der Sichtbarmachung. Und wir müssen dafür sorgen, dass es diesmal bei der Sichtbarkeit bleibt. Nur so lassen sich die Machtverhältnisse ausgleichen, lässt sich der »male gaze« korrigieren, der Sexismus auf Dauer bekämpfen.