Adé, Gatekeeping!

Neue Netzwerke in der Buchbranche

25. September 2025
Anne Friebel und Inka Bankwitz

Netzwerke, Interessengruppen und Initiativen rund um die Buchbranche hat es schon immer gegeben; schließlich ist der Gedanke, Allianzen zu bilden, um gemeinsam mehr Schlagkraft zu haben, nicht neu. In den vergangenen Monaten haben sich zahlreiche neue Initiativen gegründet. Anne Friebel und Inka Bankwitz stellen die Netzwerke hier vor.

Junge Frau mit Büchern und einem Stapel Bücher

Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels ist hier der wichtigste und älteste Interessenverband der gesamten Branche. Er wird seit Jahrzehnten ergänzt unter anderem durch die avj (Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen), durch Vereine wie Bücherfrauen e.V. oder Litprom e.V., durch die Assoziation Linker Verlage (aLiVe), den Bundesverband junger Autoren und Autorinnen (BVjA) und viele mehr.

Diversität, Solidarität und Empowerment

In den vergangenen Monaten und Jahren hat es zudem eine spannende Anzahl von Neugründungen von Netzwerken, Initiativen und Interessengemeinschaften (IG) gegeben, die die bestehenden Strukturen erfreulich ergänzen. Sie zeichnen sich jeweils durch ein eigenes Profil, ausgewählte Zielgruppen und eigene Kanäle aus. Wo unabhängige Verlage, Selfpublisher:innen und inhabergeführte Buchhandlungen schon länger Themen aufgreifen, die im kommerziellen Mainstream oft zu kurz kommen, finden und fanden sich neue Netzwerke, die marginalisierte Stimmen stärken, Fortschritt vorantreiben und Gruppen verbinden, die sonst nur eine schwache Lobby haben. Hierarchiestreben, Machtgefällen und Isolierung möchten sie bewusst entgegentreten.

zoralit eG

Schauen wir auf die Schreibenden, so ist die zoralit eG der jüngste Neuzugang. Die Anfang 2025 gegründete Genossenschaft möchte durch eine wachsende Vernetzung von Autor:innen und durch die Ergänzung um eine Literatur- und Eventagentur Solidarität und Empowerment für Menschen in der Literaturbranche erreichen. Ein eigener Social Media-Channel und der monatliche zoralit-Newsletter halten die Community zusammen.
 

Wir möchten mit zoraLit allen Personen aus der Branche einen Ort für Vernetzung, Mitgestaltung und Hierarchielosigkeit bieten und somit Gatekeeping verringern und auf langfristiger Sicht auch verhindern. Die Lücke, die es hierbei also unter anderem zu schließen gibt, ist die Barriere zwischen den einzelnen Berufsgruppen und Generationen.

Aliyssa Fenner (zoraLit)

IG Buchmenschen

Ende 2024 hat sich auch die IG Buchmenschen in Österreich gegründet. Literaturschaffende sollen hier die Möglichkeit zum Austausch auf Augenhöhe und zu Kooperationen erhalten. Die Interessengemeinschaft ist bewusst offen und niedrigschwellig gestaltet und bietet monatliche Treffen, Vorträge und Workshops sowie gelegentliche Partys für alle Menschen am Buch an.

The Female Publisher

Seit Februar 2022 finden sich über 200 Frauen in der deutschsprachigen Verlags- und Programmleitung im Digital-Netzwerk The Female Publisher zusammen. Den Schwerpunkt bilden virtuelle Treffen zu verlegerischen Schwerpunktthemen, die  durch einen Newsletter und persönliche Treffen im Rahmen der Buchmessen flankiert werden. Im Winter 2025/2026 wird das Netzwerk einen Relaunch erfahren und damit zukünftig allen Frauen offenstehen, die sich für Führung, persönliche Entwicklung und Strategie im Publishing interessieren. Alle Informationen dazu werden im Newsletter geteilt – Interessierte können sich auf der Website eintragen.

Schöne Bücher Netzwerk

Seit 2020 hat sich unter dem Dach des Schöne Bücher-Netzwerkes eine wachsende Gemeinschaft unabhängiger Verlage zusammengeschlossen. Sie  bietet unter anderem einen wöchentlichen Buchhandels-Newsletter mit über 2.500 Abonnent:innen an. Auch das gedruckte Schöne-Bücher-Magazin, eine Buchreihe in Kooperation mit dem Handel und viele weitere Aktionen bieten einen hohen Mehrwert für die Mitgliedsverlage.

Jens Korch vom Schöne Bücher Netzwerk bringt auf den Punkt, welche Vorteile – auch in finanziellen Belangen – ein Zusammenschluss in einem Netzwerk bringen kann:

Die Idee hinter dem Schöne-Bücher-Netzwerk ist: Viele kleine Verlage sind gemeinsam so stark wie ein großer. Für unsere Netzwerk-Mitglieder organisieren wir deshalb Projekte mit Nutzwert, die Zeit und Geld sparen sollen und gleichzeitig für zusätzliche Sichtbarkeit sorgen.

"Das fängt bei gemeinsamen Lesetipp-Präsentationen in Magazinen und Zeitschriften an, reicht über Auftritte bei Buchmessen, Veranstaltungen etwa für Blogger oder digitale Seminare zu aktuellen Themen bis hin zu Kooperationen mit Dienstleistern der Buchbranche. So konnten wir bei verschiedenen Anbietern – etwa book2look, textshine, Netgalley oder snackz.ai – für unsere Verlage Konditionen vereinbaren, die sie sich sonst mitunter gar nicht hätten leisten können", so Korch.

BücherFrauen e.V.

Die BücherFrauen gibt es bereits seit 1990 - in diesem Jahr  feiern sie  ihr 35-jähriges Jubiläum. Ganz klar: Damit gehören sie nicht zu den neuen Netzwerken und Initiativen, die sich in den letzten Jahren gegründet haben. Was den  Berufs-Verband mit den neuen Netzwerken verbindet, ist seine basisdemokratische Struktur, der Austausch auf Augenhöhe in der internen wie externen Kommunikation, gegenseitige Unterstützung der Mitglieder untereinander und der Wille zu Kooperationen mit anderen Akteurinnen der Buchbranche. Ein Newsletter mit ca. 2.000 Abonnent*innen informiert regelmäßig über die Angebote des Netzwerks. Zudem gibt es eine Akademie mit einem breit gefächerten Weiterbildungsangebot, ein Mentoring-Programm zur gezielten Karriereentwicklung der Mitglieder sowie Arbeitsgemeinschaften, die zu bestimmten branchen- und berufsspezifischen Themen Unterstützung bieten und Sichtbarkeit generieren.

Fazit: Netzwerke als Zukunftstreiber der Buchbranche

Netzwerke sind keine Institutionen, die dem Selbstzweck dienen. Sie sind lebendige Strukturen, in denen Solidarität, Innovation und Mitgestaltung aktiv gelebt und gefördert werden. Sie greifen Probleme auf, die in unserer Branche oft wenig beachtet und infrage gestellt werden, wie beispielsweise Gatekeeping der großen Verlagshäuser, Sexismus oder Hierarchiedenken. Doch dagegen kann aktiv gegengesteuert werden, das führen uns die oben genannten Netzwerke deutlich vor Augen. Für die Buchbranche sind sie mehr als nur ein nettes „Nice to have“. Für eine zukunftsfähige Branche, die resilient und divers sein will und die von Kreativität und Innovationskraft lebt, sind sie essenziell.

Überblick auf die Netzwerke

Netzwerk / Initiative

Für wen?

Merkmale

FBM 2025

Kontakt

Zoralit

alle, die Literatur schreiben, begleiten, vermitteln und fördern

Genossenschaft, Event- und Literaturagentur mit Newsletter und eigener Social Media Plattform, Mitgliedschaft kostenpflichtig

(Kein eigener Stand, Termine mit Gründerinnen Alyssa Fenner, Sabina Everts, Laura Weber vor Ort möglich

zoralit.de

IG Buchmenschen

alle Buchmenschen mit Schwerpunkt Österreich

Interessensgemeinschaft mit Angeboten zum Austausch, Newsletter, Branchentalks, Sitz in Wien/Österreich, Mitgliedschaft kostenfrei

Kein eigener Stand, Termine mit Gründerin Stefanie Jaksch vor Ort möglich

buchmenschen.at

Schöne Bücher Netzwerk

unabhängige Kleinverlage aller Genres

100 Verlage im Netzwerk, gemeinsames Schöne Bücher Magazin für den Buchhandel, Messepräsenzen und Newsletter, Mitgliedschaft kostenfrei

Gemeinschaftsstand in Halle 3.1, zwölf12 Verlage aus dem Netzwerk stellen im Gang A an den Ständen 84 bis 91 aus.

schoenebuecher.net

BücherFrauen

Frauen, die rund ums Buch tätig sind

Berufsnetzwerk für Frauen der Buchbranche mit Regionalgruppen, eigenem Literaturpreis, Newsletter, Podcast und feministischer Buchwoche, Mitgliedschaft kostenpflichtig

Halle 3. 1 - Stand C88 mit vielfältigem Programm

buecherfrauen.de

The Female Publisher

Frauen in der Verlags- und Programmleitung

offenes Netzwerk mit Newsletter und Digitalevents, Mitgliedschaft kostenfrei

Kein eigener Stand, Termine mit Gründerin Anne Friebel vor Ort möglich

thefemalepublisher.com