Türkei

PEN Berlin protestiert gegen die Verhaftung des Journalisten Fatih Altayli

24. Juni 2025
Redaktion Börsenblatt

Nach der Verhaftung des Fernsehjournalisten Fatih Altayli in der Türkei meldet sich der PEN Berlin mit scharfer Kritik – und verweist auf seine Spendenkampagne zur Unterstützung unabhängiger Medien.

Altayli gehöre zu den bekanntesten Journalisten des Landes, äußerte sich PEN Berlin besorgt. Seine Verhaftung zeige auf besorgniserregende Weise, wohin sich die Türkei zu entwickeln drohe – von einer Autokratie zur Diktatur.

 "Die Verhaftung von Altayli ist kein Zeichen von Stärke, sondern von Schwäche dieses Regimes", sagte PEN-Berlin-Sprecher Deniz Yücel. "Und genau deshalb ist zu befürchten, dass Staatspräsident Erdoğan alles – wirklich alles – tun wird, um den Verlust seiner Macht zu verhindern. Fast schon lustig ist der konkrete Vorwurf: 'Bedrohung' des Staatspräsidenten. Der Mann, der den gesamten Staat – inklusive der Justiz – kontrolliert, wirft Fatih Altayli 'Bedrohung' vor – einem Journalisten, der in seinen 43 Berufsjahren über keine anderen Mittel verfügt hat als die Kraft seines Wortes."

Altayli kommentiert vor einem Millionenpublikum auf YouTube täglich die Entwicklungen in der Türkei und ordnet diese ein. Grund für seine Inhaftnahme soll laut Medienberichten der schwammige Paragraf der "Präsidentenbeleidigung" sein. Altayli hatte demnach eine Studie präsentiert, die zeigt, dass 70 Prozent der türkischen Bevölkerung sich keinen Präsidenten "auf Lebenszeit" wünschen. In diesem Zusammenhang hatte er von ungeliebten osmanischen Machthabern berichtet, die Attentaten zum Opfer gefallen waren.

Nach den – für das Regime unerwartet breiten – Massenprotesten gegen die Verhaftung des Istanbuler Oberbürgermeisters Ekrem Imamoğlu sei mit einem Gegenschlag der Machthaber zu rechnen gewesen, mahnte der Schriftstellerverband. Darum – und wegen des gleichzeitigen Einbrechens der Werbeeinnahmen durch Google – hat PEN Berlin Ende April unter dem Motto "Journalismus ist kein Verbrechen – und nicht umsonst" eine Spendenkampagne für unabhängige Medien in der Türkei gestartet. Unterstützt wird die Kampagne vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels, dem Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger, dem Deutschen Journalisten-Verband, der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union, dem KulturForum TürkeiDeutschland, dem Medienverband der freien Presse, Reporter ohne Grenzen (RSF), der taz Panter Stiftung und der Gewerkschaft ver.di.

"Niemand kann von außen Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit in die Türkei bringen, das müssen sich die türkischen Bürgerinnen und Bürger selbst erkämpfen. Aber wir können Solidarität zeigen, bei dieser Kampagne sogar auf ganz praktische, zählbare Weise", sagte Deniz Yücel. "Zugleich rufen wir Bundeskanzler Friedrich Merz und die Bundesregierung auf, sich nicht vermeintlichen realpolitischen Erwägungen folgend zu Komplizen dieses verbrecherischen Regimes zu machen."