Auszeichnung für Wiener Kriminalliteratur

Anne Goldmann gewinnt Leo-Perutz-Preis

12. Oktober 2021
von Börsenblatt

Anne Goldmann hat für "Alle kleinen Tiere" (Argument Verlag) den Leo-Perutz-Preis für Wiener Kriminalliteratur 2021 erhalten. Die Auszeichnung ist mit 5.000 Euro dotiert.

Der zwölfte Leo-Perutz-Preis für Wiener Kriminalliteratur wurde am 12. Oktober im Rahmen der Kriminacht im Wiener Kaffeehaus im Hotel Imperial an Anne Goldmann verliehen, teilt der Hauptverband des Österreichischen Buchhandels (HVB) mit. Sie wurde für ihren Kriminalroman "Alle kleinen Tiere" (Argument Verlag mit Ariadne) ausgezeichnet.

In der Jury-Begründung heißt es: "Anne Goldmann führt uns eine Reihe von Außenseitern vor – und lässt die 'großen Tiere' auf sie los. In diesem Fall sind es Immobilienhaie, die Grundstücke aufkaufen um etwas zu 'entwickeln'. Aber es gerät Sand ins Getriebe; ein paar von den 'kleinen Tieren' spielen nicht mit, sosehr man ihnen auch mit Geldscheinen vor der Nase wedelt oder mit Einschüchterung arbeitet. Sie wollen ihr Zuhause nicht aufgeben." Goldmann bleibe dabei ganz unsentimental; auch die Unterprivilegierten seien noch lange nicht deshalb moralisch erhaben, weil man auf ihnen herumtrampelt und sie bedroht. Terror herrsche aber auch im Haifischbecken, Hierarchien würden mit Zähnen und Klauen verteidigt.

Anne Goldmann, geboren 1961 in Österreich, wuchs in einer Großfamilie auf dem Land auf. Sie jobbte als Kellnerin, Küchenhilfe und Zimmermädchen, um sich die Ausbildung zur Sozialarbeiterin zu finanzieren. Einige Zeit arbeitete sie in einer Justizanstalt, betreute dann 26 Jahre lang hauptberuflich Straffällige nach der Haft. Goldmann begann früh zu schreiben, gewann zwei Literaturwettbewerbe, veröffentlichte ein paar Texte, verwarf dann alles für lange Zeit und entdeckte erst viel später das Schreiben wieder neu. "Alle kleinen Tiere" ist ihr fünftes Buch. Anne Goldmann lebt und arbeitet in Wien.

"Man spürt, dass dieser Krimi von jemandem mit viel Lebenserfahrung geschrieben wurde", so die Jury. Ihre besondere Art von Empathie für die "kleinen Tiere" habe sie sich erhalten.

Die Jury 2021 besteht aus Jury-Sprecherin Sylvia Fassl-Vogler (Stadt Wien Kultur), Susanne Remmer (HVB, Buchhandlung Franz LEO & Comp.), Ursula Poznanski (Leo-Perutz-Preisträgerin 2020), Elisabeth Schippel (Buchhandlung Krimisalon), Nina Lämmermayer (Bestattung Wien) und Ingeborg Sperl (Der Standard).

Die Laudatio hielt Ursula Poznanski, die Leo-Perutz-Preisträgerin 2020. Im Anschluss lasen alle Nominierten an unterschiedlichen Locations der Kriminacht im Wiener Kaffeehaus. Auf der Shortlist für den Leo-Perutz-Preis 2021 waren insgesamt fünf Werke zu finden: Neben Anne Goldmann waren René Anour mit "Die Totenärztin: Wiener Blut" (Rowohlt), Reinhard Gnettner mit "Nur der Tod ist unsterblich" (Ueberreuter), Sabine Kunz mit "Die Saubermacherin" (Gmeiner) und Sabina Naber mit "Leopoldstadt" (Emons).

Zum Preis

Mit dem Leo-Perutz-Preis für Wiener Kriminalliteratur, der jährlich vergeben wird, werden Krimis ausgezeichnet, deren Qualität und literarischer Anspruch an den namensgebenden österreichischen Literaten erinnern. Darüber hinaus sollen die ausgezeichneten Werke möglichst innovativen Charakter haben und einen Wien-Bezug aufweisen. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis wird gemeinsam von der Stadt Wien Kultur und dem HVB gestiftet.

Bisherige Preisträger*innen

Im Vorjahr ging der Preis an Ursula Poznanski für ihren Kriminalroman "Vanitas – Grau wie Asche" (Droemer Knaur). Die weiteren Preisträger*innen der letzten Jahre: 2019 Alex Beer mit "Der dunkle Bote" (Limes), 2018 Fritz Lehner mit "Nitro" (Seifert), 2017 Alex Beer mit "Der zweite Reiter" (Limes). 2016 Andreas Gruber mit "Racheherbst" (Goldmann), 2015 Theresa Prammer mit "Wiener Totenlieder" (Marion von Schröder Verlag) und 2014 Eva Rossmann mit "Männerfallen" (Folio).