Der Juryvorsitzende Iwan-Michelangelo D‘Aprile sagt über die Preisträgerin: "In ihrem Kunstmärchen 'Mariens Käfer' verbindet Lisa Kränzler moderne und tradierte Literaturmuster, Sprachstile und Kunstformen zu einem zugleich hochaktuellen wie hoch artifiziellen und originellen literarischen Werk. Sie hebt sich damit gezielt von einem allgemeinen Trend der Gegenwartsliteratur zur autobiografischen Ich-Erzählung und der bloßen 'Abbildung' der vermeintlichen Realität ab." Sprachlich ziehe der Text die mannigfaltigsten Register. Überall herrsche dabei eine sprühende und humorvolle Lust an Witz und Kalauern, neuerfundenen Wörtern und der farbenfrohen Materialität und Sinnlichkeit der Sprache vor. "Theodor Fontane, zu seiner Zeit des 19. Jahrhunderts als großer Humorist selbst mit der zeitgemäßen Aktualisierung ältester Balladenformen und der Literarisierung vermeintlich provinzieller Kulturlandschaften beschäftigt, hätte wohl seinen Spaß gehabt", so die Jury. Mit Lisa Kränzler zeichne die Jury des diesjährigen Fontane-Preises eine Autorin aus, "die als Außenseiterin des Literaturbetriebs und Grenzgängerin zwischen den Künsten mutig in literarisches Neuland aufbricht".
Preisträgerin Lisa Kränzler freut sich: "In meinem Atelier leben Sirenen: 365 Tage im Jahr locken sie mich zu sich; und seit mir der Fontane-Preis zugesprochen wurde, singen sie mit Verstärker."
Lisa Kränzler, geboren 1983 in Ravensburg (Baden-Württemberg), studierte Freie Kunst an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste und schloss 2010 mit Diplom ab. 2012 veröffentlichte sie ihren ersten Roman "Export A". Es folgten "Nachhinein" (2013), "Lichtfang" (2014) sowie "Coming of Karlo" (2019) – alle im Verbrecher Verlag. Kränzler erhielt unter anderem das Märkische Literaturstipendium und den Reinhold-Schneider-Förderpreis. Die Autorin lebt in Dresden.