Ehrung des Börsenvereins

Goldene Nadel für Helga Trüpel und Matthias Heinrich

20. Oktober 2021
von Börsenblatt

Helga Trüpel und Matthias Heinrich sind am 20. Oktober im Rahmen der Frankfurter Buchmesse mit der Goldenen Nadel des Börsenvereins ausgezeichnet worden. Heinrich appellierte dabei an die Branche, "einfach symbiotisch einen guten Job zu machen".

Die beiden werden damit für ihre außergewöhnlichen Verdienste für die Buchbranche geehrt, wie der Börsenverein mitteilt. Die Goldenen Nadeln überreichte Börsenvereins-Vorsteherin Karin Schmidt-Friderichs.

"Die Arbeit der Haupt- und Ehrenamtlichen im Börsenverein ist elementar auf Menschen angewiesen, die sich kraft ihrer politischen Ämter für die Themen der Buchbranche einsetzen. Das hat Helga Trüpel auf herausragende Weise getan. Besonders hervorzuheben ist ihr langjähriger Einsatz für die Urheberrechtsreform der Europäischen Union, deren Umsetzung auf nationaler Ebene zu der Rückkehr der Verlegerbeteiligung geführt hat. Als Schatzmeister im Vorstand verantwortete Matthias Heinrich die Steuerung von Mittelherkunft und -verwendung, also die Budgetplanung, die die Funktions- und Leistungsfähigkeit unseres Verbands sicherstellt. Mich fasziniert die Ruhe, die Demut, aber vor allem das Herzblut, mit denen er diesen gewaltigen Aufgaben und harten Entscheidungen begegnet ist", so Karin Schmidt-Friderichs.

 

Dr. Helga Trüpel ist promovierte Literaturwissenschaftlerin und Politikerin (Bündnis 90/Die Grünen). Als Mitglied des Europäischen Parlaments und als stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Bildung setzte sie sich von 2004 bis 2019 für eine vielfältige Kulturbranche und die Verabschiedung der EU- Urheberrechtsrichtlinie ein.

Matthias Heinrich ist Geschäftsführer der Verlagsauslieferung Brockhaus/Commission. Er brachte sich in den vergangenen Jahren im Rahmen verschiedener Ehrenämter beim Börsenverein ein: Von 2014 bis 2019 war er Schatzmeister im Vorstand des Börsenvereins, er ist außerdem langjähriges Mitglied im Ausschuss für den Zwischenbuchhandel, dessen Vorsitzender er von 2006 bis 2012 war.

Zur Goldenen Nadel

Der Börsenverein verleiht die Goldene Nadel an Personen, die sich in besonderer Weise im Verband engagieren oder außerhalb des Verbandes um das Buch und die Buchbranche besonders verdient gemacht haben. Bisherige Träger sind u.a. Frank Sambeth, ehemaliger CEO der Verlagsgruppe Random House und mittlerweile bei Sovendus tätig, Matthias Ulmer, Verleger des Eugen Ulmer Verlages und Oliver Zille, Direktor der Leipziger Buchmesse.

Dankesworte von Matthias Heinrich

Matthias Heinrich hat sich für die Ehrung mit einer kleinen Ansprache bedankt, die wir hier im Wortlaut dokumentieren.

"Liest man den Brief mit der Ankündigung der Verleihung der Goldenen Nadel, fühlt man sich einerseits geehrt, andererseits entsteht auch ein flaues Gefühl im Magen. Weniger ob die Ehrung verdient ist, das haben andere zu entscheiden. Ich persönlich engagiere mich jetzt im Börsenverein seit dem Jahr 2000, und jedes Mal bei Ehrungen hatte ich das Gefühl, dass damit in höherem Alter eine Art Lebensleistung gewürdigt wird.

Lassen Sie uns doch einfach alle symbiotisch in der Branche einen guten Job machen.

Matthias Heinrich

Ich erinnerte mich gelegentlich an die Fernsehserie ‚Golden Girls‘, eine Sitcom aus den Achtzigern mit durchgängig älteren Damen und Herren. Muss ich jetzt befürchten, selbst zu den Golden Boys zu zählen. Ein Hoffnungsschimmer trotz fortschreitendem Alter ist, wenn die Auszeichnung ‚Golden Boy‘ im europäischen Fußball von Sportjournalisten dem beeindruckendsten jungen Fußballer verliehen wird, aktuell an niemand geringeren als Erling Haaland.           

Ehrung für ein Ehrenamt. Immer, wenn ich mich engagiere, versuche ich, nicht mich in den Mittelpunkt zu stellen, sondern die Sache. In all meinen Funktionen ist es mein Ziel, meine Kompetenzen ein- und die Branche weiterzubringen, nicht Einzelinteressen. Dafür nehme ich diese Ehrung gerne entgegen. Aber es ist auch eine Ehrung für alle meine Mitstreiter über die Jahre. Treffender wie Sebastio Salgado anlässlich der Verleihung des Friedenspreises 2019 kann man es nicht sagen: It is with them that I would like to share this honor. 

Ich bin Repräsentant eines kleineren Unternehmens. Dennoch mag ich nicht in den Kanon einstimmen, der oft die Branchendiskussionen bestimmt. Klein gegen Groß, Reich gegen Arm, Idealismus versus Kommerzdenken. Klassische Stereotypen und automatisierte Beißreflexe sind mir suspekt. Ich glaube, dass uns ein Kampf der Ideologien in der Branche nicht weiterbringt, sondern ein Wettbewerb der Ideen für die Branche. Selbstverständlich sind die Ressourcen bei kleineren Branchenteilnehmern reduziert, in der öffentlichen Wahrnehmung existieren oft nur die Großen.

Gerade der Ausnahmezustand der Pandemie hat aber gezeigt, dass Erfolg nicht zwingend eine Frage der Größe ist. Auch Überlegenheitsgefühl und Hochmut, das zeigten die letzten Jahre, sind zweifelhafte Erfolgsgaranten. Neid und Missgunst sind ebenfalls schlechte Ratgeber. Lassen Sie uns doch einfach alle symbiotisch in der Branche einen guten Job machen. Wir werden als Branche nicht im Gegeneinander, sondern eher im Miteinander bestehen. Vor allem in Zeiten zunehmend schwererer Umfeldbedingungen im Wettbewerb der Bedürfnisbefriedigung in der Gesellschaft und beim Konsumenten. Vor allem aber auch in der Wahrnehmung der Politik.

Kein Ehrenamt funktioniert ohne die Unterstützung aus dem Backend und Kompetenz und Fleiß des Hauptamts. Nochmals sei Sebastio Salgado zitiert:  It is with them that I would like to share this honor.