Mit 10.000 Euro dotiert

Grimmelshausen-Preis an Christoph Nußbaumeder

7. Juli 2021
von Börsenblatt

Der Dramatiker Christoph Nußbaumeder erhält für sein Romandebut "Die Unverhofften" (Suhrkamp) den Grimmelshausen-Preis 2021. Der Förderpreis geht an Sheree Domingo.

Der bereits vielfach ausgezeichnete Dramatiker Christoph Nußbaumeder, 1978 im niederbayerischen Eggenfelden geboren, hat Rechtswissenschaften, Germanistik und Geschichte in Berlin studiert, wo er heute auch lebt. Er entfalte in "Die Unverhofften" (Suhrkamp) eine weitverzweigte süddeutsche Familiensaga um Liebe, Lügen, Verletzungen, Verlust und Erfolg. Der in der Tradition der "Buddenbrooks" stehende Roman setze an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert ein und reiche bis in unsere Tage, so die Mitteilung der Grimmelshausenstadt Renchen, die den Preis mit vergibt. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.

Die Jury würdigte insbesondere Nußbaumeders langen epischen Atem. Mit leichter Hand gelinge es ihm, nicht nur die vielfältigen Verstrickungen einer Dynastie aus der bayerischen Glas-, Holz- und Immobilienwirtschaft zu schildern, sondern zugleich ein deutsches Jahrhundert zu erzählen: von der Kaiserzeit über die beiden Weltkriege und den Nationalsozialismus bis hin zur Bundesrepublik und zur DDR. Der Wandel des Zeitgeists über die Jahrzehnte hinweg werde in einer ebenso präzisen wie sensiblen Sprache erfasst. Die lebendigen Dialoge verrieten den versierten Theatermann. Mit Hilfe zahlreicher kunstvoller Motivverknüpfungen sei es Christoph Nußbaumeder gelungen, seinen umfangreichen Roman zu strukturieren und zusam-menzuhalten: "Ein großes Lesevergnügen, ein im Wortsinn bedeutendes Buch!"

Grimmelshausen-Förderpreis an Sheree Domingo

Den mit 2.500 Euro dotierten Grimmelshausen-Förderpreis 2021 erhält die 1989 in Böblingen geborene, seit 2016 in Berlin lebende Sheree Domingo für ihr Debüt "Ferngespräch" (Edition Moderne). In diesem Comic erzähle die Absolventin der Kunsthochschule Kassel und der LUCA School of Arts Brüssel in farbintensiven Bildern und pointiert gesetzten Dialogen von Arbeitsmigration und Altersein-samkeit. Im Zentrum der beeindruckenden Dreigenerationengeschichte stehe die Tochter einer eingewanderten Pflegerin. Dank der kindlichen Perspektive werden auch Glücksmomente in der harten Realität von Arbeiten, Leben und Sterben im deutschen Altersheim und in der philippinischen Heimat der Mutter sichtbar.

Das 95 Seiten umfassende Buch fokussiere bereits vor Ausbruch der Pandemie ein 'systemrelevantes' Lebens(abend)- und Arbeitsumfeld. Denn es erschien schon 2019 in der Schweizer Edition Moderne.

Der Jury gehörten in diesem Jahr Beate Laudenberg, Jürgen Glocker und Hans Sarkowicz an. Beratende Mitglieder sind die Bürgermeister der Stifterstädte Geln-hausen und Renchen, Daniel Chr. Glöckner und Bernd Siefermann, sowie die Vertreter der Länder Hessen und Baden-Württemberg, Elisabeth Volck-Duffy und Ariane Limberg.

Die Preisverleihung werde im Herbst in der Grimmelshausenstadt Renchen stattfinden.

Zum Preis

Der Grimmelshausen-Preis wird seit 1993 alle zwei Jahre von den Städten Gelnhausen und Renchen und von den Bundesländern Baden-Württemberg und Hessen vergeben. Zu den früheren Preisträgerinnen und Preisträgern zählen unter anderem Ruth Klüger, Brigitte Kronauer, Peter Kurzeck, Robert Menasse und Adolf Muschg.