Bruno-Kreisky-Preis für das Politische Buch

Hauptpreis an Herfried Münkler

2. Januar 2024
von Börsenblatt

Für "Welt in Aufruhr" (Rowohlt Berlin) erhält Herfried Münkler den Hauptpreis des Bruno-Kreisky-Preises für das Politische Buch 2023. Der Anerkennungspreis geht an "Links ist nicht woke" (Hanser Berlin) von Susan Nieman. Zudem wurden ein Sonderpreis für besondere verlegerische Leistungen sowie zwei weitere Auszeichnungen vergeben.

Die Cover der prämierten Titel

Das teilte das Wiener Renner Institut mit. "Wir stürzen in eine neue Weltordnung", so beschreibe der deutsche Politikwissenschaftler Herfried Münkler kurz und prägnant die durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sichtbar gewordenen globalen Verhältnisse. Mit "Welt in Aufruhr" (Rowohlt Berlin) habe er nun seine geopolitischen Analysen des Ist-Zustands und ein Gedankenexperiment über ein mögliches Szenario für planvolles und zielgerichtetes Gestalten des Machtgefüges der nahen Zukunft vorgelegt. Ein neues System regionaler Einflusszonen, das von fünf Großmächten dominiert wird, beschreibt er in seinem Werk. Auf der demokratischen Seite sieht er die USA und Europa. Das autoritäre Gegenüber seien Russland und China. Die Rolle als "Zünglein an der Waage" schreibe Münkler Indien zu. Alle diese Mächte werden schwierige Ordnungsaufgaben übernehmen müssen, um in der eigenen Einflusssphäre für Stabilität sorgen zu können und in einer prekären Welt voller Risken eine völlige Eskalation zu vermeiden. "Das Buch spannt einen großen Bogen in der Geistesgeschichte auf, um große Bruchlinien der Gegenwart fassbar zu machen. Es ist ein wichtiger Beitrag dazu, neue Friedensordnungen zu entwickeln, die einer Welt im Aufruhr standhalten", so die Begründung der Preisstifter.

Anerkennungspreis an Susan Nieman

Der Anerkennungspreis 2023 geht an Susan Neiman für ihre Schrift "Links ist nicht woke" (Hanser Berlin, 2023) vergeben. Die US-amerikanische Philosophin und Direktorin des Einstein Forums in Potsdam wage sich auf das brüchige Eis der Identitätsdebatte, um die Prinzipien der Aufklärung – Universalität, Gerechtigkeit und Fortschritt – zu revitalisieren. Liege die Zukunft der Linken weiterhin in ihrem Kampf dafür, dass Rechte für alle Menschen gleichermaßen gelten sollen und sozioökonomische Verhältnisse kritisiert werden müssen? Oder solle sie vor allem kulturell um höhere Anerkennung und um die Stärkung gesellschaftlichen Einflusses spezifischer benachteiligter Gruppen kämpfen? Universalismus versus Partikularismus? "Diese Schrift versteht sich als Diskussionsbeitrag, der Denkansätze bietet, um durch eine kritische Neubewertung der Ideen der universalistischen Aufklärung einer wenig zweckdienlichen und viel zu oberflächlichen Entweder-oder-Debatte zu entkommen", heißt es in der Begründung.

Weitere Preise

  • Der Preis für das publizistische Gesamtwerk geht 2023 an den israelischen Historiker und Journalisten Tom Segev
  • Den Sonderpreis für besondere verlegerische Leistungen erhält der Verlag "Das vergessene Buch". Dieser bemerkenswerte Einmannbetrieb wurde von dem Literaturwissenschaftler Albert C. Eibl im Jahr 2014 gegründet und sei heute ein erfolgreicher Nischenverlag.
  • Der Sonderpreis "Arbeitswelten – Bildungswelten" geht an Birgit Birnbachers Roman "Wovon wir leben" (Zsolnay, 2023). Die Bachmannpreisträgerin arbeitete als Sozialarbeiterin und Soziologin in der Gemeinwesen- und Quartiersarbeit. Daraus resultiere zum einen die Fähigkeit, gesellschaftliches Geschehen strukturiert beschreiben zu können, und zum anderen eine auf unmittelbarem Erleben fußende Empathie für die Alltagsnöte nichtprivilegierter Menschen. In "Wovon wir leben" passiert Krankenschwester Julia ein schwerwiegender Fehler, dem sie versucht zu entkommen, indem sie in ihr Heimatdorf zurückkehrt...

Mehr Informationen zu allen Preisträger:innen finden sich hier

Zum Preis

Der Bruno-Kreisky-Preis für das Politische Buch wird seit 1993 jährlich vom Karl-Renner-Institut in Zusammenarbeit mit dem SPÖ-Parlamentsklub und der sozialdemokratischen Bildungsorganisation verliehen. Mit diesem Preis wird im Sinne des Lebenswerks Bruno Kreiskys politische Literatur ausgezeichnet, die für Freiheit, Gleichheit, soziale Gerechtigkeit, Solidarität, Demokratie und sozialen Zusammenhalt, Toleranz und die Freiheit der Kunst einsteht.

Neben dem Hauptpreis für das Politische Buch werden ein Preis für ein publizistisches Gesamtwerk, ein Sonderpreis zum Themenfeld "Arbeitswelten – Bildungswelten", ein Preis für besondere verlegerische Leistungen sowie Anerkennungspreise vergeben. 

Der Hauptpreis und der Sonderpreis für das publizistische Gesamtwerk sind mit jeweils 7.000 Euro dotiert, alle anderen Preise mit 2.500 Euro.