Christine Wunnicke sei eine Ausnahmegestalt in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, so die Jury. Ihre Kunst der historischen Momentaufnahme, die sie zum kultur- und gesellschaftsgeschichtlichen Bild aufspannt, besteht in einer ebenso eleganten wie klaren Textökonomie: Ihre Erzählungen sind stets in eine Spannung aus Verknappung und verblüffendem Detail gesetzt. Mal schaffe sie es, wie in ihrem Roman "Der Fuchs und Dr. Shimamura", einer strapazierten Thematik wie der beginnenden Psychoanalyse neue Facetten abzugewinnen. Mal verblüffe sie mit einer Ausgrabung aus dem historischen Personal, wie die des Forschungsreisenden Carsten Niebuhr in "Die Dame mit der bemalten Hand", des Mediums "Katie" im gleichnamigen Roman oder der Anatomin Marie Biheron im vorrevolutionären Frankreich des 18. Jahrhunderts in ihrem neuesten Roman "Wachs". Die Jury stellt weiter fest, dass Christine Wunnicke mit Sinn für Tragik und Komik und in lakonischer Sprache Geistes- und Geistergeschichte verdichte und verwebe. Ganz im Sinne Jean Pauls gehe dieser Preis an die Autorin eines eigenständigen, widerspenstigen und phantastisch-fabulösen Werkes.
Der Jury gehören derzeit an: Frauke Kühn (Literaturhaus Vorarlberg), Prof. Dr. Friedhelm Marx (Universität Bamberg), Prof. Dr. Frieder von Ammon (LMU München), Dr. Katrin Schumacher (MDR, 3sat) sowie Prof. Dr. Barbara Vinken (LMU München).