Italo-Svevo-Preis 2023

Kurt Drawert für sein Werk ausgezeichnet

28. Juni 2023
von Börsenblatt

Der Autor Kurt Drawert erhält den diesjährigen Italo-Svevo-Preis. Dieser ehrt und fördert ein literarisches Werk von deutschsprachigen Prosaautor:innen für seinen Eigensinn. Er ist mit 15.000 Euro dotiert. 

Die Jury, bestehend aus Sieglinde Geisel, Sebastian Guggolz und Wolfgang Hegewald, begründen ihre Entscheidung so: „'Literatur beginnt, wo die Antworten enden‘, sagt Kurt Drawert. In seiner Literatur erforscht er den Osten und die unsichtbaren Bruchlinien, die deutsche Mentalitäten bis heute bestimmen. Die Tiefenbohrungen, mit denen er sich der Welt seiner Herkunft, der DDR, nähert, beginnen auf dem Gelände des eigenen Erlebens: Als Sohn eines Polizeibeamten weiß er, wie sich es sich anfühlt, wenn sich das Politische ins Private hineinfrisst, und so lässt er uns in seinen Kindheitserinnerungen miterleben, welchen Schaden eine gewalttätige Sprache anrichtet, die nur Bestätigung oder Ausschluss kennt. Doch auch wenn Kurt Drawert sich dem Westen nähert, in dem er seit 1993 lebt, tut er dies mit einer von der Diktatur geschärften Wahrnehmung: Er analysiert etwa das Nützlichkeits- und Effizienzdenken, und er erkennt auch hier den Angriff auf die Integrität des Menschlichen. Kurt Drawert ist ein politischer Autor im besten Sinn. Er lässt uns erleben, was er reflektiert, in einer hellhörig-präzisen Sprache, die in jedem Satz um Wahrhaftigkeit ringt.“

Kurt Drawert wurde 1956 in Hennigsdorf bei Berlin geboren und lebt in Darmstadt, wo er auch das Zentrum für junge Literatur leitet. Mit „Zweite Inventur“ erschien 1987 sein erster Gedichtband im Aufbau Verlag. Sein Debütroman „Spiegelland – Ein deutscher Monolog“ von 1992 wurde 2020, ergänzt um einen Essay, bei C.H.Beck neu aufgelegt. Im gleichen Jahr erschien sein Roman „Dresden – Die zweite Zeit“. Seine Lyrik und Prosa liegen bei C.H.Beck vor. Demnächst erscheint bei Spector Books der Essayband „Die große Abwesenheit“. Für seine Literatur wurde Drawert bereits vielfach ausgezeichnet, zuletzt 2020 mit dem Georg-Christoph-Lichtenberg-Preis und 2021 Walter Kempowski Preis für biografische Literatur des Landes Niedersachsen.

Die öffentliche Preisverleihung findet am Mittwoch, den 27. September 2023, im Literaturhaus Hamburg statt.