In Necati Öziris Romandebüt "Vatermal" (Claassen9 schreibt der junge, todkranke Arda einen Brief an seinen Vater, den er nie kennengelernt hat. Das Buch erzähle die Geschichte einer Einwandererfamilie auf absolut mitreißende Weise, heißt es in der Begründung der Jury.
Hochliterarisch, aber gleichzeitig auch im Sound der Straße geschrieben, biete das Werk ein intensives Leseerlebnis. "Vatermal" sei ein Buch, in dem es um Alltagsrassismus geht, ohne dass das Wort Rassismus je explizit genannt werde. "Ein feministisches Buch, ohne dass die Begriffe Feminismus oder Patriarchat jemals fallen", so die Jury weiter. Und ohne dass der Ort oder das Ruhrgebiet jemals genannt werde, sei man als Bewohnerin oder Bewohner des Ruhrgebiets sofort dort. Fazit: "Ein Buch, das man in vielen Jahrzehnten noch lesen wird."
Deshalb erkennt die Jury Öziri den mit 15.000 Euro dotierten Hauptpreis des Literaturpreises Ruhr zu.
Necati Öziri wurde 1988 in Datten geboren und hat Philosophie, Germanistik und Neue Deutsche Literatur in Bochum, Istanbul und Berlin studiert. In Berlin lebt, arbeitet und schreibt er, überwiegend fürs Theater. Öziri war Stipendiat der Heinrich-Böll-Stiftung. Für "Vatermal" stand er auch auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2023.
Mit ihm beim Literaturpreis Ruhr nominiert waren außerdem Dietlind Falk ("No Regrets", Carl Hanser Verlag), Sarah Jäger ("Und die Welt, sie fliegt hoch", Rotfuchs) und Sina Scherzant ("Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne", Park x Ullstein)
"Der Literaturpreis Ruhr ist Schaubild der erstklassigen und vielfältigen Literatur im und über das Ruhrgebiet. Die diesjährige Bestenliste ist auffallend jung. Die Autorinnen und Autoren sind alle noch nicht lange im Geschäft und ziehen schon jetzt jeden Lesenden mit ihren Texten in ihren Bann", sagte Garret Duin, Regionaldirektor des Regionalverbandes Ruhr, zur Auszeichnung.