Zuvor wurden erst zwei deutsche Wissenschaftler ausgezeichnet, unter anderem Professor Klaus Doderer, der Gründer des Instituts für Jugendbuchforschung an der Goethe-Universität Frankfurt. "Die Auszeichnung ist für mich eine große Ehre. Viele herausragende Literaturwissenschaftler:innen haben vor mir den Grimm-Preis erhalten. Ich freue mich und bin sehr stolz", wird Emer O’Sullivan, Professorin für Englische Literaturwissenschaft an Leuphana Universität Lüneburg, in einer Mitteilung der Leuphana zitiert.
Aus der Begründung der Jury, bestehend aus internationalen Forscher:innen: "Emer O’Sullivan wurde für ihre bahnbrechenden Beiträge auf dem Gebiet der internationalen Kinderliteraturforschung geehrt. Ihre preisgekrönte Arbeit hat die Kinderliteraturforschung durch die Einbeziehung von Theorien und Perspektiven aus der Vergleichenden Literaturwissenschaft, der Übersetzungswissenschaft und der Imagologie vorangebracht. In diesen Bereichen wurde Literatur für junge Leser traditionell vernachlässigt." Die Imagologie beschäftigt sich unter anderem mit Vorstellungen, die Menschen von anderen Kulturen haben.
Der Internationale Grimm-Preis wird seit 1987 vom Internationalen Institut für Kinderliteratur der Präfektur Osaka für herausragende Forschung auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendliteratur vergeben. Die Auszeichnung wurde erstmals 1986 anlässlich des 200. Geburtstags von Wilhelm Grimm ausgeschrieben. Das Preisgeld beträgt eine Million Yen (etwa 6.000 Euro). Emer O’Sullivan nimmt die Auszeichnung 2026 in Osaka entgegen. Bei ihrer Japan-Reise wird die Leuphana-Professorin auch einen Vortrag in Tokio halten.