Spezialistin für französische Literatur

Übersetzerpreis an Elisabeth Edl

13. August 2025
Redaktion Börsenblatt

Elisabeth Edl hat zahlreiche bedeutende Werke aus dem Französischen übertragen und der deutschsprachigen Leserschaft nahegebracht – jetzt wird sie dafür mit dem Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis 2025 ausgezeichnet. 

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Der mit 10.000 Euro dotierte Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis würdigt das Andenken des bedeutenden Sulzbacher Übersetzers und Autors und wird jährlich von der Stiftung des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie des Saarlandes (Stiftung ME Saar), der Stadt Sulzbach und dem Saarländischen Rundfunk (SR) initiiert.

"Wenn es keine Schwierigkeiten gäbe, wo wäre dann das Vergnügen?": Dieses Zitat von Gustave Flaubert könne auch das Motto von Elisabeth Edl sein, so der SR in seiner Mitteilung. Den Rhythmus, die Satzmelodie und die individuelle sprachliche Pointiertheit oder Ausschweifung auf Deutsch genauso gut klingen zu lassen wie im französischen Original, das sei die Herausforderung, der sich Edl mit Vergnügen immer wieder stelle. Neben Gustave Flaubert ("Madame Bovary", "Drei Geschichten") habe Edl zahlreiche bedeutende Werke des 19., 20. und auch 21. Jahrhunderts aus dem Französischen übersetzt und der deutschsprachigen Leserschaft nahegebracht: Stendhal, Colette, Julien Green oder Patrick Modiano, aber auch die Lyrik von Yves Bonnefoy oder Philippe Jaccottet.

Ihre Übersetzungen, gerade am Beispiel von Colettes Roman "Claudines Elternhaus" ("La maison de Claudine"), hätten die Jury durch ihren einerseits präzisen und andererseits freien und kreativen Umgang mit der Sprache überzeugt. Komplexe und auch ambivalente Passagen übertrage sie kongenial ins Deutsche und bleibe dabei stets dem Original treu. Deutlich werde ihre hohe sprachliche Kunst, die sie in den Rang einer Schriftstellerin erhebe, auch an ihrer im September 2025 erscheinenden Neuübersetzung von George Sands "Nanon" (Hanser), der Emanzipations- und Bildungsgeschichte einer Frau inmitten der Französischen Revolution.

Zur Jury des Eugen Helmlé Übersetzerpreises 2025 gehörten die Berliner Journalistin Susanne von Schenck, die Literaturbeauftragte der Direction Régionale des Affaires Culturelles (DRAC) der Region Grand Est in Metz Colette Gravier und die Journalistin Krystelle Jambon vom Saarländischen Rundfunk.

Zur Preisträgerin:

1956 in Wagna in der österreichischen Steiermark geboren, ist Elisabeth Edl mit unterschiedlichsten Sprachmelodien aufgewachsen. Ihre Eltern stammen aus der Vojvodina im heutigen Serbien, wurden als Zwangsarbeiter in die Sowjetunion deportiert und kamen später in ein österreichisches Auffanglager nahe der Grenze zu Slowenien – dieses Leben zwischen den Kulturen hat auch Elisabeth Edl geprägt.

Nach dem Studium der Germanistik und der Romanistik war sie ab 1983 zwölf Jahre Lektorin für deutsche Sprache und Literatur an der Universität von Poitiers sowie an der École Supérieure de Commerce. Schon damals begann sie mit dem Übersetzen, zu ihren Anfängen gehören die "Cahiers" von Simone Weil, die sie auch herausgegeben hat. Elisabeth Edl, mehrfach ausgezeichnet, ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und lebt in München.

Die Auszeichnung wird am Dienstag, 9. September, 19.00 Uhr, in der AULA in Sulzbach verliehen – verbunden mit einer Lesung des Schweizer Lyrikers Frédéric Wandelère. Die Laudatio hält der Schriftsteller und Kritiker Georg M. Oswald.