Kampa

Atlantis startet neu als Literaturverlag

1. September 2021
von Börsenblatt

Im Dezember 2020 hat Kampa von Orell Füssli den ältesten Kinderbuchverlag der Schweiz gekauft: Atlantis. Jetzt werden die Pläne klarer: Ab 2022 soll es ein belletristisches Programm mit zeitgenössischer Literatur in vier Sprachen geben.

Unter dem Namen Atlantis Literaturverlag soll die belletristische Tradition aufgegriffen werden: 1930 von Martin Hürlimann in Berlin gegründet und 1939 nach Zürich umgesiedelt, bot der Verlag - vorwiegend für die gleichnamige Zeitschrift - Schweizer Literatur, Fotobände und Musikbücher; erste Werke von Max Frisch erschienen hier. Unter der programmatischen Verantwortung von Daniela Koch als Verlagsleiterin soll nun ein Programm mit zeitgenössischer Literatur aus allen Landessprachen entstehen, in dem auch literarische Wiederentdeckungen, Sachbücher und Kriminalromane aus der Schweiz und über die Landesgrenzen hinaus Platz haben. Zuvor war die Germanistin und Romanistin mehr als 20 Jahre in der Verlagsbranche tätig, u.a. in Berlin und in Zürich bei Ammann.

Pro Saison sollen acht bis zehn Titel erscheinen, der Vertrieb erfolgt über den Kampa Verlag. Aus dem ersten Atlantis Literaturprogramm, das im Frühjahr 2022 lanciert werden soll, erscheint ein Titel vorab am 9. September 2021: "Der Sommer, in dem ich Schwarz wurde" von Angélique Beldner und Martin R. Dean. In dem Sachbuch fragen die Autor*innen vor dem Hintergrund ihrer Biographien, wo die Schweiz beim Thema Rassismus steht und wie über und gegen Rassismus gesprochen werden kann.

ten Doornkaat und Roth verantworten Kinderbuch

Martin Hürlimann und seine Frau Bettina Hürlimann-Kiepenheuer (Tochter von Verlger Gustav Kiepenheuer) hatten schon in den 30er Jahren Kinderbücher verlegt. 1981 wurde der Verlag aufgeteilt; den Kinderbuchteil übernahm die Stiftung Pro Juventute und veröffentlichte qualitativ hochwertige Bilderbücher mit praxisorientierten Elternratgebern. 2003 übernahm Orell Füssli mit Hans ten Doornkaat das Programm; er und Eva Roth werden auch weiterhin selbstständig das Programm (rund 100 Backlisttitel) verantworten.

"Dass der Atlantis Verlag nicht in der Schweiz, sondern in Berlin gegründet wurde, betrachte ich als gutes Omen, um Schweizer Themen und Autor*innen zu einer Ausstrahlung auch jenseits der Landesgrenzen zu verhelfen", meint Verleger Daniel Kampa. Der Verlag wolle die Vielsprachigkeit und die Vielfalt der Schweizer Kultur abbilden. Dazu gehöre der Blick nach draußen – "und so wird auch internationale Literatur bei Atlantis erscheinen. Daniela Koch war von Anfang an unsere Wunschkandidatin als Verlegerin, hat sie doch im Rotpunktverlag erfolgreich die literarische Edition Blau aufgebaut, die Schweizer Literatur aus allen Landessprachen mit internationaler Literatur verbunden hat."