Interview zur Verlagsübernahme

"Wir haben jetzt einen starken Partner"

8. September 2025
Guido Heyn

Die Kartellbehörden haben der Übernahme von Cross Cult Entertainment durch die Penguin Random House Verlagsgruppe jetzt zugestimmt. Im Interview berichtet Cross-Cult-Verlagsleiter Andreas Mergenthaler über seine Bewegründe und wie es jetzt weitergeht.

Andreas Mergenthaler

Die wichtigste Frage zuerst: Was hat Sie zu dem Schritt bewogen, Cross Cult abzugeben?

In den letzten Jahren hat sich in der Verlagsbranche einiges verändert: Zahlreiche neue gesetzliche Vorgaben erhöhen den Verwaltungsaufwand und auch die vertriebliche Seite wird immer aufwändiger. Ich wollte mich wieder stärker auf meine Kernaufgabe fokussieren können: das Veröffentlichen guter Bücher. Wir haben einen Partner gesucht, der uns unterstützen kann, damit wir uns auf die Titel und Inhalte konzentrieren können. Zudem wird speziell der Manga-Markt immer umkämpfter, weil auch andere das Potenzial erkannt haben, das in diesem Marktsegment steckt. Wir haben jetzt mit der Verlagsgruppe einen starken Partner mit dem wir gemeinsam neue Leser und Leserinnen begeistern können und uns spannende Perspektiven bietet.

Wirtschaftliche Gründe werden es wohl nicht gewesen sein, an eine Übergabe zu denken. Cross Cult hat seinen Umsatz von 2023 auf 2024 erneut verbessern können und es in die Top 100 des Börsenblatt-Verlagsrankings geschafft …

Diese Entwicklung freut uns natürlich sehr! Bei der letzten Liste haben wir die Top 100 knapp verpasst. Dass wir nun dabei sind, ist ein schönes Zeichen dafür, dass wir Bücher veröffentlichen, die ein Publikum haben und bei den Fans gefragt sind. Mit dem Einstieg der Penguin Random House Verlagsgruppe gehen wir wieder einen großen Schritt in der erfolgreichen Weiterentwicklung des Unternehmens. Wir freuen uns schon darauf jetzt weiter wachsen zu können und noch viele außergewöhnliche und erfolgreiche Themen und Lizenzen zu finden.

Was konkret bedeutet es, dass Cross Cult unter das Dach von Penguin Random House zieht? Bleibt der Verlag als GmbH eigenständig? Was für Auswirkungen wird es etwa für den Standort, die Mitarbeiter:innen geben?

Ja, wir bleiben programmatisch eigenständig, als eigene GmbH in der Verlagsgruppe. Die Kollegen bei Penguin Random House haben von Anfang an deutlich gemacht, dass sie unsere erfolgreiche Arbeit in den letzten Jahren sehr schätzen, dass sie keineswegs daran interessiert sind, alles umzukrempeln, und, dass sie uns dabei unterstützen, an unserem Standort programmatisch selbständig weiterzuarbeiten. Wir bleiben also weiterhin in Ludwigsburg und bringen über Jahre gewachsenes Know-How und gute Kontakte zu den asiatischen Lizenzgebern in unseren Genres mit – Themen, die in der Verlagsgruppe in Deutschland bisher kaum vertreten sind. Umso mehr freuen wir uns, dieses Wissen und unsere Expertise mit unserem großartigen und fachkundigen Team einbringen und weiterentwickeln zu können.

Was werden die Vorteile sein, zu Penguin Random House zu gehören?

Ein wichtiger Vorteil ist das „Gewicht“, das Penguin Random House als weltweit sehr erfolgreiche arbeitende Verlagsgruppe beim Lizenzeinkauf mitbringt. In den kommenden Monaten werden wir auch Möglichkeiten ausloten, was den Austausch mit anderen Manga- und Comicverlagen innerhalb der Verlagsgruppe angeht. Dann gibt es natürlich auch viele weitere Vorteile in den Bereichen Verwaltung, Controlling, Druck und Vertrieb. Da profitieren wir von einem großen Erfahrungsschatz und Möglichkeiten in der Penguin Random House Verlagsgruppe.

Die Titelauswahl von Cross Cult zeugten, wie ich glaube über die Jahre wahrgenommen zu haben, immer von viel Fingerspitzengefühl und Ihrer vom persönlichen Geschmack und Erfahrung geprägten Programmplanung. Wie wird sich das künftig gestalten?

Danke für diese Einschätzung, das freut mich sehr. Die Redaktionen bleiben wie gewohnt besetzt - die Programmplanung wird wie bisher weiterlaufen. Das Managementboard besteht weiterhin aus Luciana Bawidamann und mir, ergänzend kommt Finanzspezialist Alexander Breyer von der Penguin Random House Verlagsgruppe dazu, um uns bei grundlegenden Entscheidungen zu beraten und zu unterstützen.

Dürfen die Fans also auch auf die Weiterführung ihrer Serien hoffen?

Ja, darauf dürfen sie sich auf jeden Fall freuen! Die Manga-Titel aus Japan und die Manhwa-Titel aus Südkorea werden bleiben. Auch schätzen wir unsere Roman-"Backlistklassiker", wie Castle, Star Trek und James Bond. Das Comicprogramm, mit dem damals alles angefangen hat, ist der Kern unseres Unternehmens und wird mit Serien wie The Walking Dead, Invincible, Keanu Reeve’s BRZRKR, Sin City oder Hellboy bestehen bleiben. Leider haben es die Neuheiten in diesem Segment nicht leicht, weil die Verkaufszahlen in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken sind. Ausnahmen bestätigen die Regel: Weiterhin sehr zufrieden sind wir zum Beispiel mit den zahlreichen Titeln zum Streaminghit Avatar – Der Herr der Elemente.

"Sin City", "The Walking Dead", "Doctor Who", "Star Trek", "Demon Slayer", "Die Tagebücher der Apothekerin", "Mein Schulgeist Hanako" und "Kikis kleiner Lieferservice" - nur einige der erfolgreichen Titel des Ludwigsburger Verlags Cross Cult Entertainment

Unter dem Dach von Penguin Random House gibt es einige Kinderbuchverlage, wie wird es mit CROCU weitergehen?

Für CROCU gilt das Gleiche wie für alle Imprints, wir entwickeln die Programme unabhängig weiter.

Und wie sieht die Zukunft des Manga Cult Stores in Stuttgart aus?

Ein Ladengeschäft ist für die Verlagsgruppe bisher unbekanntes Terrain. Deshalb freuen wir uns sehr, dass die Kolleginnen und Kollegen das Store Konzept und die Vorteile ebenso positiv sehen wie wir: Direkte Kontakte zu den Lesern und direkte Zielgruppenansprache mit regelmäßigen Events. Außerdem können wir unser eigenes Verlagsprogramm besonders präsentieren, teilweise mit einzigartigen Dekorationen in Kooperation mit Lizenzgebern, die den Store und dessen Vorteile übrigens auch sehr positiv sehen.

Unter den Comic-Verlegern kennt man sich ja. Gab es auch Interesse von anderen Verlagen, Cross Cult zu übernehmen?

Die gab es zahlreich. Allerdings war die Penguin Random House Verlagsgruppe unser Favorit bei der Suche nach einem Partner, mit dem wir gemeinsam wachsen können.

Abschließend, ganz persönlich: Wie schwer wird der Schritt wohl sein, nach fast 25 Jahren die Verantwortung für sein "Baby" zumindest zum Teil aus den Händen zu geben?

Derzeit fällt es mir noch nicht schwer, vielleicht kommt das ja noch. Meine neue Rolle bietet uns auf jeden Fall viele neue Möglichkeiten und ich finde es sehr spannend, auszuloten, wie wir diese Möglichkeiten und Synergien am effektivsten nutzen können. Die Verantwortung ist jetzt auf mehr Schultern verteilt, das Ziel bleibt aber weiterhin, die besten Bücher für unsere Fans zu machen.