Das Original
Oft kopiert, nie erreicht: Seit dem Start 1995 ist Schöfflings literarischer Katzenkalender ein ökonomisches Fundament des Verlags. Ida Schöffling hat ihn selbst entwickelt.
Alles für die Katz: Ida Schöffling am Messestand
Oft kopiert, nie erreicht: Seit dem Start 1995 ist Schöfflings literarischer Katzenkalender ein ökonomisches Fundament des Verlags. Ida Schöffling hat ihn selbst entwickelt.
Alles für die Katz: Ida Schöffling am Messestand
Manchmal schleppe ich ein Foto jahrelang mit mir herum, bis ich den richtigen Text gefunden habe – und umgekehrt.
Ida Schöffling
Alles fing damit an, dass Ida Schöffling Anfang der 90er Jahre von Freunden einen Bildband mit Katzen geschenkt bekam: »Tolle Aufnahmen mit literarischen Texten, aber ich dachte – mmh … Bilder wie Texte sind schön, doch da passt einfach nichts zusammen.« Die Idee arbeitete in ihr, »und dann hab’ ich einfach mal was ausprobiert«.
Die Verlegerin, die gern bis zur Perfektion tüftelt, startete die ersten Testläufe allerdings nicht, ohne zuvor eine Konkurrenzanalyse gemacht zu haben – schließlich ist Schöffling Profi. Sie schaute sich das Kalender-Spezial des Börsenblatts gründlich an und kam zu dem Schluss, dass zwar schon Katzenkalender auf dem Markt waren, »aber nur quietschbunte, unruhige Monatskalender, nichts mit Literatur, nichts in Schwarz-Weiß und kein einziger Wochenkalender«. So kam 1995 Schöfflings literarischer Katzenkalender zur Welt – das Original.
Ida Schöffling kalkulierte vorsichtig, und als kurz vor Weihnachten eine fulminante Rezension erschien, gingen die Verkaufszahlen rapide nach oben: ausverkauft. Das machen wir im nächsten Jahr noch mal, obwohl die Buchhandlungen skeptisch sind, dachte sich Schöffling. Kontinuierlich konnte sie die Auflagen steigern, aufgeregte Kunden meldeten sich Anfang Januar mit »Ich hab keinen mehr bekommen!«, Schöffling legte Wartelisten an.
Inzwischen fragten die Leser sogar an, ob die Verlegerin nicht auch ihre eigenen Katzen abbilden könne, doch längst nicht alle Fotos eignen sich fürs Kalenderblatt: »Schwarze Katze mit schwarz gekleideter Person auf schwarzem Sofa – nee, geht schlicht gar nicht.« Außerdem müssen sich literarisches Zitat und Bild zu einer Aussage verbinden: »Manchmal schleppe ich ein Foto jahrelang mit mir herum, bis ich den richtigen Text gefunden habe – und umgekehrt.«
Ida Schöfflings legendäre Kartäuserkatze Tabby auf einem Kalenderblatt
Der Katzenkalender hat bei Schöffling längst Zuwachs bekommen: Im Jahr 2000 fragte die Reisejournalistin Elsemarie Maletzke bei der Verlegerin an, ob sie nicht Reisekalender für Schöffling & Co. machen könne – Ida Schöffling sagte zu. 2003 wurde die Idee eines »Literarischen Gartenkalenders« mit Pflanzenfotografin Marion Nickig geboren: Die Expansion mit den Jahresbegleitern begann.
Die erfolgreiche Kalenderverlegerin, Jahrgang 1947, kommt vom Buch: In ihrer Heimatstadt Celle machte sie eine Lehre in der Schulzeschen Buchhandlung. »Das war eine über 200 Jahre alte Buchhandlung, mit historischen Möbeln und großem Schulbuchgeschäft, aber ohne Registrierkasse – kann man sich heute nicht mehr vorstellen.«
Ida Schöffling hatte eine Affinität zur Belletristik wie zum Jugendbuch. Sie wechselte zum Luchterhand Verlag; der von ihr lektorierte Bestseller »Wie war das eigentlich?« von Max von der Grün wird bis heute an Schulen gelesen. Dann baute sie bei S. Fischer sechs Jahre lang mit der Reihe Fischer Boot einen neuen Bereich auf, das literarische Jugendsachbuch wurde hier entwickelt. 1987 schließlich gründete sie mit ihrem Mann Klaus die Frankfurter Verlagsanstalt. Nach unterschiedlichen Auffassungen der Gesellschafter machten sich Ida und Klaus Schöffling 1993 erneut selbstständig – mit Schöffling & Co. Das Paar ist seit 40 Jahren zusammen.
Der Katzenkalender erscheint in diesem Jahr bereits zum 27. Mal, in fünfstelliger Auflagenhöhe; längst sind die Kalender ein ökonomisches Fundament für den Verlag geworden. »Sie sind einfach gut kalkulierbar«, sagt Ida Schöffling. Ihr literarischer Katzenkalender entsteht ganz unaufgeregt, wie das so ihre Art ist – und im ständigen Fluss: »Jeden Tag arbeite ich etwa eine Stunde dafür, ich bekomme Fotos, suche Texte.« Ihre alte Kartäuserkatze Tabby ist vor zwei Jahren gestorben, aber im April hat ihr ein Buchhändler von einem frischen Wurf berichtet: »Da freue ich mich jetzt schon darauf, dass eine Katze zu mir kommt – vielleicht werden es auch zwei.«