Neuer Holtzbrinck Verlag

Fischer Sauerländer wird Marke fürs Kinderbuch

4. April 2024
von Stefan Hauck

Die Holtzbrinck-Gruppe stellt ihre Kinder- und Jugendbuchverlage neu auf – und bündelt sie ab Mai in der Fischer Sauerländer GmbH. Die Geschäfte führen Susanne Krebs und Meike Knops.

Bei der Arbeit am neuen Programm: (v. l.) Meike Knops, Teresa Mex, Stefanie Schweizer und Susanne Krebs

"Mit Fischer Sauerländer entscheiden wir uns ganz bewusst für eine unverwechselbare Dachmarke, die die große erzählerische wie illustrative Tradition unserer Verlage fortführt": So erläutert die verlegerische Geschäftsführerin Susanne Krebs die neue Strategie. "1994 wurde das Kinderbuch-Programm Fischer Schatzinsel ins Leben gerufen, 2013 kam dann mit Sauerländer ein hochkarätiger Kinderbuchverlag mit Bilderbuchtradition hinzu – 1807 von Heinrich Remigius Sauerländer gegründet." Die neue GmbH wird der Kinder- und Jugendbuchverlag der Holtzbrinck-Gruppe, Susanne Krebs und CFO Meike Knops berichten direkt an Holtzbrinck-CEO Carel Halff: So wird Fischer Sauerländer ein eigenständiger Verlag, was man bei den Buchmessen in Frankfurt und Leipzig bereits am eigenen Messestand abseits von S. Fischer beobachten konnte. 

Der neue Verlag wird passgenau auf die Bedürfnisse des Kinder- und Jugendbuchmarkts und der jungen Zielgruppe zugeschnitten. So gibt es etwa bereits eigene Abteilungen für die Herstellung, für Rechte und Lizenzen, für Marketing, für Presse – sowie einen Key Account Manager für Filialisten. Der Vertrieb samt Vertreter:innen bleibt im Hause Fischer. Sitz des Verlags ist Frankfurt am Main – aber es gibt jeweils eine Dependance in "wichtigen Kinder- und Jugendbuch-Städten": eine in München mit vier Mitarbeiterinnen und eine in Hamburg, von wo aus Christiane Steen mit zwei Kolleginnen das 1972 gestartete Rotfuchs-Programm als Imprint weiter betreuen wird. "Rotfuchs wird den Namen und seine Logos behalten und als kleiner Vollverlag Leseangebote von Bilderbuch bis Jugendbuch machen«, erklärt Krebs in den Verlagsräumen der Frankfurter Hedderichstraße. "Er darf Ecken und Kanten zeigen, gern auch mal schräger, frecher und politischer werden und 'Zündstoffe' bieten."
 

Immer in Bewegung: das neue Logo von Fischer Sauerländer

Herzöffner und Serienmagie

Mit den übrigen Imprints und ihren vielen inhaltlichen Überschneidungen räumen Krebs und Knops auf. Ab Mai werden sämtliche Titel unter dem Dach von Fischer Sauerländer erscheinen – statt bei KJB, Sauerländer oder Fischer Kinder- und Jugendtaschenbuch (FJB und Fischer Meyers Kinderbuch gibt es seit geraumer Zeit nicht mehr, Duden Kinderbuch noch als Lizenz). Dafür hat Krebs unter dem Motto "Wir öffnen Welten" die Programmstruktur verändert:
Ein sechsköpfiges Lektoratsteam unter Leitung von Stefanie Schweizer kümmert sich um die Welt der Babys und Kinder bis zum Alter von sieben Jahren. "Für sie schaffen wir eine stärkende Bücherwelt, die Titel dort sollen 'Herzöffner' sein", sagt Krebs.

Ein achtköpfiges Team unter Leitung von Julia Röhlig kümmert sich um Titel für acht- bis 16-Jährige beziehungsweise bis in den All-Age-Bereich hinein. "Hier entwickeln wir die 'Suchtstoffe', das heißt die Reihen und Serien um die ewig aktuellen Themen von Spannung und Magie bis Liebe und Erwachsenwerden. Ebenso Bücher, die brisante gesellschaftliche Themen unserer Zeit aufgreifen."
 

Susanne Krebs, Geschäftsführerin und Verlegerin von Fischer Sauerländer

Wir wollen dezidiert ein Autor:innen- und Illustrator:innenverlag mit einem hohen Anteil an Eigenentwicklungen sein.

Susanne Krebs

Das Sachbuch wird ausgebaut

Krebs möchte das inhaltliche Spektrum bewusst weit halten – von kommerziellen Titeln bis hin zu sehr literarischen Büchern (neu aufgelegt wird zum Beispiel bei Rotfuchs das von Aljoscha Blau so wunderbar illustrierte, einst bei Bajazzo erschienene Kinderbuch "Schwester" von Literaturnobelpreisträger Jon Fosse). "Das Programm soll hochwertig, innovativ und stärker am oberen Preisrand angesiedelt sein«, so Susanne Krebs. Im Bilderbuch will sie mehr Character- und Markenwelten schaffen und bei Non-Fiction ausbauen: »Das Sachbuch ist ein unglaublich spannendes Genre mit großer Themenvielfalt, die man ganz neu aufbereiten kann.« Und über allem steht: "Wir wollen dezidiert ein Autor:innen- und Illustrator:innenverlag mit einem hohen Anteil an Eigenentwicklungen sein." Im von Romance- und Romantasy-Lizenzen geprägten Young-Adult-Segment ist Krebs auch die internationale Arbeit wichtig ("mit Farbschnitt, na klar!"). 

Als Verstärkung hat Susanne Krebs in München Birte Hecker gewonnen, die bereits im Oktober die neu geschaffene Stelle der Taschenbuch-Leitung übernommen hat: "Hier wollen wir ausbauen und wieder mehr deutsche Erstausgaben und Originale machen." Es ist nicht wenig, was sich Susanne Krebs und ihr Team da vorgenommen haben – die Aufbruchstimmung im Team ist auf jeden Fall spürbar.