Er wollte nicht im Rampenlicht stehen

Früherer Luchterhand-Verleger Gerald J. Trageiser ist tot

10. Dezember 2025
Redaktion Börsenblatt

Am 7. Dezember ist der frühere Luchterhand-Verleger Gerald J. Trageiser im Alter von 83 Jahren in München gestorben. Der Luchterhand Verlag trauert um "einen ehemaligen Kollegen und Visionär". 

Foto von Gerald J. Trageiser aus dem Jahr 2001

Gerald J. Trageiser im Jahr 2001

"Bilder gibt es kaum von ihm, er wollte immer nur den Autor:innen die Bühne bereiten und fand, dass der Verleger nichts im Rampenlicht zu suchen habe", heißt es in der Mitteilung des Luchterhand Verlags. Gerald J. Trageiser kam 1995 zum Luchterhand Verlag. Gemeinsam mit Christoph Buchwald, der einige Jahre später zu Suhrkamp wechselte, habe Trageiser den Verlag zu einer der wichtigsten literarischen Adressen in Deutschland entwickelt. Zu seinen bedeutendsten Autorinnen und Autoren zählten unter anderem Christa Wolf, Hanns-Josef Ortheil, Antonio Lobo Antunes, Michael Cunningham, Annie Proulx oder Frank McCourt.

2001 wurde Luchterhand Teil der Verlagsgruppe Random House und Trageiser blieb Verleger bis Ende 2004. Nicht zuletzt durch die vielen Autorinnen und Autoren, die er an sich band und die diesen Weg mit ihm gingen, habe er die Kontinuität des herausragenden literarischen Programms ermöglicht. 2005 übernahmen Georg Reuchlein und Regina Kammerer, heute liegt die die Verantwortung für das "literarische Flaggschiff" wie die "Welt" den Verlag einmal genannt habe, in den Händen von Grusche Juncker und Ursula Bergenthal

"Auch ohne im Rampenlicht zu stehen, hat Gerald J. Trageiser die Literatur und die Verlagswelt geprägt und bereichert. Unsere Gedanken und unser Mitgefühl gelten seiner Frau und seiner Familie", so der Luchterhand Verlag. 

Trageiser wurde am 3. Juli 1942 in Ungarn geboren, die Familie floh 1944 nach Deutschland (so der "Der Standard"). Er hat in Donauwörth Abitur gemacht, dann Germanistik und Geschichte in Frankfurt am Main und München studiert. Seine Verlagskarriere begann er 1969 als Lektoratsassistent bei Desch, findet sich in einem Artikel der "Welt" ("Ich bin ein Stiller im Lande"). 1970 wechselte er dann in die Wissenschaftsredaktion von Klett. "Es war ja die Zeit, in der alles ganz revolutionär war. Selbst Leute wie Walter Jens glaubten an das Ende der Literatur. Man hoffte auf die Pädagogik als die Wissenschaft, die die Welt verändert", wird Trageiser zitiert. Bald schon sei ihm die Studentenbewegung jedoch suspekt gewesen: "Ich war nie linksradikal." 1971 verließ er Klett, kehrte zur Literatur zurück und wurde Lektor bei der Deutschen Buch-Gemeinschaft. Zwei Jahre später, mit 29, wurde er dort literarischer Leiter. Nach insgesamt 17 Jahren bei der Deutschen Buch-Gemeinschaft ging er zum List-Verlag. Von 1995 bis 2004 war er dann bis zu seinem Ruhestand Geschäftsführer bei Luchterhand.