ArsEdition steigt ins Spielegeschäft ein

"Im Detail entstehen dann 1.000 Fragen"

7. August 2025
Stefan Hauck

ArsEdition erweitert sein Portfolio und startet im Herbst mit einem eigenen Spieleprogramm. Im Interview erläutert Verlegerin Dagmar Becker-Göthel die Hintergründe.

Dagmar Becker-Göthel

Warum setzt ArsEdition jetzt auch auf Spiele?

Dagmar Becker-Göthel: Für die Erweiterung unseres Programms habe ich vor zwei Jahren eine kleine Analyse zu Brettspielen gemacht mit dem Ergebnis: Sie passen gut zu ArsEdition und unserem Buchprogramm. Spiele sind wie Bücher sehr offline und eskapistisch, sie sind Anlass, um Zeit in der Familie und mit Freunden zu verbringen und sie sind interaktiv. Spiele sind ein Wachstumsmarkt, und sie passen gut in eine Buchhandlung, vielleicht sogar etwas besser als andere Non-Books wie, sagen wir mal, Schlüsselanhänger.

Und das Lektorat bekommt noch eine Abteilung dazu?

Dagmar Becker-Göthel: Nein, uns ist schnell klargeworden, dass das Buchlektorat nicht noch eine solche Aufgabe stemmen kann. Die Entwicklung eines Spiels beinhaltet wahnsinnig viele iterative Schritte, von der Idee bis zur Beschaffung verschiedener Materialien in der Herstellung, und bis am Ende die Spielanleitung steht, gibt es furchtbar viel Arbeit. Deshalb haben wir eine eigene Spieleredaktion ins Leben gerufen.

Wie viele Köpfe arbeiten an der Spieleentwicklung?

Dagmar Becker-Göthel: Drei. Volker Hirsch, der von Amigo und Ravensburger große Erfahrung mitbringt, ist unser „Head of Games“, dem mit Charlotte Faul und Moritz Hempel zwei weitere Redakteure zur Seite stehen. Zwei Männer und eine Frau im Team ist fast schon ungewöhnlich in der Buchbranche, tut aber der inhaltlichen Vielfalt gut, merken wir. Ihre Expertise war auch wichtig, um mit namhaften Spieleautoren zusammenarbeiten zu können, die verständlicherweise Ansprechpartner auf Augenhöhe erwarten.

Wie umfangreich soll das Spieleprogramm werden?

Dagmar Becker-Göthel: Wir fangen sowohl mit kleinen Boxen mit Kartenspielen an als auch mit einigen Brettspielen wie „Gallerista“, wo jeder Spieler ein Galerist mit besonderen Eigenschaften ist – z.B. liebt einer üppige Feste – und die anderen Spieler müssen diese und andere zugeloste Eigenschaften anhand der von ihm zusammengestellten Bilder erraten. Das klingt jetzt einfach, aber im Detail entstehen dann 1.000 Fragen, die bei der Spieleentwicklung alle sauber geklärt werden müssen. So sollte zum Beispiel eine Schachtel von allen Seiten wirken, ein Buchhändler stellt sie auf, ein anderer legt sie ins Regal, da sind wir dabei, eine CI zu entwickeln, um grafisch ein Optimum zu erreichen.

Wann erscheinen die ersten Spiele?

Dagmar Becker-Göthel: Für die Spielebranche ist die „Spiel Essen“ Ende Oktober der Dreh- und Angelpunkt, deswegen wollen wir alle sieben Spiele – preislich liegen sie zwischen 15 und 40 Euro – Ende September herausbringen.

Das heißt, sie sind auf der Frankfurter Buchmesse auch schon zu sehen?

Dagmar Becker-Göthel: Das ist unser Plan. Wir überlegen noch, ob wir an den Publikumstagen einen Spieletisch aufstellen, kuratiert von zwei „Erklärern“, mit denen man die jeweiligen Spiele ausprobieren kann.

Mit welcher Resonanz rechnen Sie?

Dagmar Becker-Göthel: Die wird sich letztlich erst im Weihnachtsgeschäft zeigen. Was für mich aber erstaunlich und überaus ermutigend war: Bei der Vorstellung des Programms im Haus haben sich spontan viele Mitarbeiter gemeldet und gesagt, „Ich bin gern bereit, ein Spiel zu testen“, „Ich würde auch zu einem Spieleabend kommen“, „Ich erkläre gerne mal Spiele auf Messen“ usw. – ich hätte gar nicht gedacht, dass wir so viele spielaffine Mitarbeiter haben. Ein gutes Zeichen für den Start.

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