Egmont zur Donald Duck-Neuedition

"Nicht alle älteren Comics sind uneingeschränkt zum Nachdruck geeignet"

27. Dezember 2021
von Börsenblatt

Man wolle "missverständliche Interpretationen der Übersetzungen in absoluten Ausnahmefällen vermeiden", erklärt Egmont Ehapa Media zur sprachlich angepassten Neuedition seiner Donald Duck-Geschichten. Damit reagiert der Verlag auf die Petition "Hände weg von Donald Duck!", die dagegen votiert. Egmont begrüßt die Debatte.

In der Petition "Hände weg von Donald Duck! Keine Zensur klassischer Comic-Geschichten!" wird Egmont Ehapa Media bei der Neuedition der klassischen Donald Duck-Geschichten, keine sprachlichen Anpassungen an den deutschen Übersetzungen von Erika Fuchs vorzunehmen. Wir haben darüber auf Börsenblatt online berichtet:

Egmont Ehapa Media hat auf Anfrage von Börsenblatt online zur Neuedition eine Stellungnahme abgegeben. "Zunächst zum Hintergrund aus verlegerischer Sicht: die beliebten Comic-Geschichten aus Entenhausen begeistern seit 1951 Generationen von Leserinnen und Lesern. Jedes Jahr werden viele neue Abenteuer und Geschichten mit Donald Duck, Micky Maus & Co. produziert und in verschiedenen Formaten und Editionen veröffentlicht", sagt Jörg Risken, Publishing Director Magazines. Darüber hinaus bestehe nach wie vor eine hohe Nachfrage nach Nachdrucken und Neuauflagen klassischer Lieblingscomics, sowohl bei erwachsenen "nostalgischen" Comic-Fans als auch bei neuen, jüngeren Leserinnen und Lesern. Aus diesem Grund veröffentliche Egmont Ehapa Media immer noch Nachdrucke klassischer Comics, die etwa in den 60ern, 70ern oder 80er Jahren produziert wurden.

"Aber nicht alle älteren Comics sind heute uneingeschränkt zum Nachdruck geeignet. Inhalte können in einem modernen Kontext als veraltet und manchmal sogar unangemessen empfunden werden", erläutert Risken.

 

"Erika Fuchs hat ihre Texte immer wieder bearbeitet"

Da sich die Comicserie "Lustiges Taschenbuch Classic Edition" auch an Kinder richte, "sehen wir es als unsere Verantwortung, missverständliche Interpretationen der Übersetzungen in absoluten Ausnahmefällen zu vermeiden". Sämtliche Änderungen würden jedoch nicht die Übersetzung und Bearbeitung von Dr. Erika Fuchs in ihrer Gesamtheit verfälschen. Zumal diese "höchstselbst viele ihrer Texte immer wieder bearbeitet hat, weil sich lebendige Sprache eben verändert." Anpassungen der Fuchs-Übersetzungen seien im Übrigen nichts Neues. Dies werde schon seit vielen Jahren so praktiziert.

Risken fährt fort: "Wir haben zudem einen Hinweis auf dem Cover ergänzt, welcher auf die vereinzelte Überarbeitung der Übersetzung hinweist."

"Es ist oft ein schwieriger Spagat"

Es sei oft ein schwieriger Spagat zwischen dem Anspruch, der Originalarbeit der Schöpfer und Übersetzer so treu wie möglich zu sein sowie den Erfordernissen der textlichen Anpassung. "Anderseits sehen wir aber, dass es sehr gut möglich ist, veraltete Inhalte zu ersetzen, ohne die ursprüngliche Geschichte tatsächlich zu verzerren."

Risken weist zudem darauf hin, "dass ohne eine Bearbeitung es uns zum Teil gar nicht mehr möglich wäre, einige Geschichten überhaupt abzudrucken. Dabei sind wir uns natürlich auch darüber im Klaren, dass wir nicht allen Interessen und Präferenzen gerecht werden können."

"Wir begrüßen die Debatte"

Abschließend betont Risken für den Verlag: "Wir begrüßen die Debatte und sehen sie als Ausdruck des hohen Engagements, von dem die Barks-/Fuchs-Comics umgeben sind. Gleichzeitig führen wir die Diskussion auch intern weiter und werden Anpassungen der bisherigen Vorgehensweise vornehmen, sofern wir dies für richtig erachten."