Wer in der Buchhandlung Netzel in Worpswede einkauft, kann noch die Flasche mit Tinte sehen, aus der auch Rilke seine Tinte bezog; Buchhändlerin Silke Schroeter arbeitet an Rilkes altem Wohnzimmertisch. Dass der Dichter und die Maler und Bildhauer der Worpsweder Künstlerkolonie auch nur Alltagsmenschen waren, beschreibt Schroeter in der Buchhandelsgeschichte "Oh, ihr teuren Netzel-Mädchen!" (Edition Falkenberg, 208 S., 19,90 €). Eine der Künstlerinnen ist Clara Westhoff, Freundin Paula Modersohn-Beckers: Die beiden lernen dort Rilke kennen – und er ist von ihnen fasziniert. Clara wird er 1900 heiraten. Simone Frieling beschreibt in "Da rauscht das Herz" (Ebersbach und Simon, 144 S., 20 €) offen und ohne Scheuklappen Rilkes Beziehungen zu Frauen – zu seiner Mutter, zu Geliebten, zu Mäzeninnen wie Marie von Thurn und Taxis, zu Verehrerinnen wie Marina Zwetajewa. Auch wenn er charmant aufzutreten wusste, war er zeitlebens ichbezogen. "Tyrann, lieblos" notiert dort etwa Otto Modersohn über Rilke als Ehemann.