Rudolf Oechtering zur Ausbildung im Buchhandel

"Wir müssen uns anstrengen"

7. April 2021
von Sabine van Endert

Rudolf Oechtering engagiert sich im Ausschuss für Berufsbildung des Börsenvereins und er ist überzeugt, dass viele Unternehmen der Buchbranche gut und umfassend ausbilden. Welche Folgen der Geschäftsleiter von Boysen + Mauke (Schweitzer Fachinformationen) aus dem Brandbrief zieht, erklärt er im Interview. 

Was steht für die Branche auf dem Spiel, wenn die Ausbildung im Buchhandel in ein schlechtes Licht gerückt wird?
Der Wettbewerb um Auszubildende ist schon seit längerer Zeit in vollem Gange. Dabei bewerben sich nicht nur Buchhandlungen um neue Talente, vielmehr stehen wir auch im Wettbewerb mit anderen Ausbildungsberufen und vor allem dem Hochschulstudium. Wenn sich der Eindruck verfestigen würde, dass Ausbildung im Buchhandel eher billigen Anstellungsverhältnissen gleicht denn inhaltlicher Ausbildung in einem spannenden, zukunftsorientiertem Beruf, dann ist das schlecht und vor allem auch den Absichten der Auszubildenden geradezu entgegenstehend.

Hat Sie der Brandbrief überrascht?
Ja. Wir sind mit unseren 35 Auszubildenden in regelmäßigem Austausch und haben insofern immer ein aktuelles Bild der jeweiligen Arbeitssituation. Ich halte den Brandbrief in der Form für unglücklich, das Nachwuchsparlament und die Gremien wären sicher erfolgversprechendere Adressaten gewesen. Aber ehrlich: Wer will das jemandem vorwerfen, dessen Not und Frust so groß ist?

Welche Konsequenzen sollten aus dem Brandbrief der Auszubildenden gezogen werden?
Ich bin sicher, dass viele Ausbildungsunternehmen eine sehr gute und umfassende Ausbildung durchführen, die den Erwartungen vor allem junger Menschen entspricht. Die Ausbildungswege mit den unterschiedlichen Ausprägungen, sei es Verlag, Barsortiment oder wie bei Schweitzer der Fachmedienschwerpunkt, bieten viele anspruchsvolle und unterschiedliche Lerninhalte, das gerät manchmal in den Hintergrund. Dennoch würde ich den Brandbrief aber gern als Aufforderung für uns Ausbildungsunternehmen nutzen wollen, um für das Thema „duale Ausbildung im Buchhandel“ sehr viel mehr Aufmerksamkeit zu erreichen. Das wäre eine Chance, der Öffentlichkeit zu zeigen, dass duale Ausbildung im Buchhandel weiterhin attraktiv ist. Inhaltlich attraktiv, zukunftsgerichtet über viele Medienformen hinweg, kommunikativ, sinnstiftend, und letztlich auch beim Ausbildungsgehalt erheblich besser ausgestattet als viele andere Ausbildungsberufe.

Wie sieht das konkret aus?
Unsere Aufgabe ist es uns zu hinterfragen, inhaltlich und im täglichen Umgang mit Auszubildenden. Die potenziellen Azubis können auswählen, wo sie ihre Ausbildung machen wollen. Wir bewerben uns bei den jungen Menschen mit unserem Unternehmen und unserer Unternehmenskultur, nicht umgekehrt. Wir müssen uns anstrengen!

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