Börsenblatt Young Excellence Award 2022

Nikolas Fleschhut: Führen im Wandel

3. Juni 2022
von Christina Busse

In seinem Job trägt er die Verantwortung für ein Team und die Entwicklung wichtiger Digitalprodukte bei der Vogel Communications Group. Nikolas Fleschhut ist beim #yeaward nominiert.

Nikolas Fleschhut sitzend im Büro

Geduldiger Aufstieg: Nikolas Fleschhut

„Wir sind positiv aus der Pandemie herausgekommen“, sagt Nikolas Fleschhut, wenn er auf die vergangenen zwei Jahre zurückblickt. Das gilt sowohl für die Vogel Communications Group, in der er seit 2017 beschäftigt ist, als auch für das Team, das er dort verantwortet. Der Anbieter für Fachkommunikation mit Sitz in Würzburg produziert vor allem Print- und Onlinemedien für verschiedene Branchen und hat Agenturleistungen im Portfolio. Schritt für Schritt hat Fleschhut dort die Karrierestufen genommen – „dabei war es nie mein Ziel die Hierarchieleiter hochzuklettern, sondern guter Produkte zu machen. Ich bin stolz darauf, was wir bauen und entwickeln“, betont der gebürtige Hesse. Seit Anfang des Jahres verantwortet er als Director Product & Business Development die digitale Entwicklung für strategisch zentrale Produkte, zum Beispiel die digitalen Content-Plattformen, Job-Plattformen und die B2B-Marktforschung.

Neue, hybride Arbeitswelt

Gleichzeitig hat die Unternehmenskultur für den 32-Jährigen einen hohen Stellenwert, bildet die Basis des Ganzen. „Bei Vogel gibt es eine „Miteinanderkultur“. Meine Entwicklung ist durch das Team und das Umfeld erst möglich geworden“, ist er überzeugt. Dazu gehören variablen Arbeitszeiten und der Wechsel zwischen Büro und Homeoffice, auch in einer Führungsposition. „Da ist in der Pandemie noch mal ein Schub draufgekommen. Kein Betrieb hätte sich Anfang des Jahres einen Gefallen damit getan zu sagen: „Ihr kommt alle wieder ins Büro““, meint Fleschhut. Hybrides Arbeiten würde zudem ganz neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit eröffnen. Zu den rund 700 Mitarbeiter*innen weltweit würden jetzt neue Kolleg*innen in ganz Deutschland dazukommen.

Flexibles Arbeiten, für ihn bedeutet das auch, dass er jetzt am Freitagvormittag auf der Terrasse sitzend und mit Vogelgezwitscher im Hintergrund ein Interview geben kann. Oder dass er seinen Sohn, knapp anderthalb Jahre alt, mit dem Rad von der Kita abholen kann, während seine Frau noch in ihrem Beruf als Lehrerin eingespannt ist – und er sich noch mal an den Schreibtisch setzt, wenn der Kleine eingeschlafen ist. Job und Familie zu verbinden bleibt eine Herausforderung, ist so aber etwas einfacher zu bewältigen.

„Der Austausch im Umfeld ist und bleibt aber sehr wichtig“, sagt Fleschhut. Vom informellen Kontakt nach der Mittagspause beim Kaffee bis zur mehrmonatigen Projektarbeit mit 16 Kolleg*innen. Der Arbeitgeber motiviert dazu und lässt auch neue Strukturen zu, die dabei entstehen können. „Wer sich engagiert und Ideen hat, kann es umsetzen. Hier versauert man als junger Mensch nicht in irgendwelchen Abteilungen“, ist etwas, das Fleschhut wohl schon beim ersten Kontakt mit dem Unternehmen erkannt und ihn auf die für ihn richtige Spur gesetzt hat.

Die Leitung des von mir in den vergangenen zwei Jahren neu aufgebauten, 13-köpfigen Teams hat sich sehr schnell richtig angefühlt. Ich sitze nicht in einem meilenweit entfernten Managerkreis und unsere junge Geschäftsführung lebt eine transparente Kommunikation und richtet den Blick nach vorn.

Verbunden mit Würzburg

Begonnen hat er seine Ausbildung an der Uni Würzburg, wo er Germanistik und Digitale Kommunikation studierte. Erste Berufserfahrung sammelte er in einem Frankfurter Start up, einem Logistikunternehmen, für das er eine Marketing- und Kommunikationsstrategie entwickelte. Nicht zuletzt weil es ihn wieder nach Würzburg zog, wo er aufgewachsen war, setzte er von 2015 ein Traineeship Digitales Produktmanagement an der Würzburger Medienakademie drauf. „Schon als ich währenddessen eine Trainee-Station bei Vogel Business Media absolvierte, wusste ich: Hier will ich auf jeden Fall hin“, erinnert sich Fleschhut. Im Oktober 2017 steigt er auf der neu geschaffenen Stelle als Manager Digital Business in der Vogel Communications Group ein, verantwortet das Digital-Geschäft für Auto-Titel wie „kfz-Betrieb“, „Automobil Industrie“ und „Gebrauchtwagenpraxis“, entwickelt dafür zum Beispiel Newsletter weiter und baut den Social Media-Auftritt auf. „Ich habe mich überhaupt nicht für Autos interessiert, warte auch heute noch auf die App für ein selbstfahrendes Shuttle“, gibt Fleschhut heute schmunzelnd zu, „aber als Thema war es bestimmt zugänglicher als Fassadentechnik oder Anlagenbau.“ Auch nicht von Nachteil: Die Auto-Sparte ist der Bereich mit der größten Reichweite und dem meisten Umsatz.

Von Anfang an überzeugt ihn die offene Kommunikationskultur im Unternehmen. Knapp zwei Jahre später, als sich die Entwicklung neuer Geschäftsbereiche herauskristallisiert, übernimmt er als Corporate Development Manager die strategische Weiterentwicklung des Redaktions- und Produktbereichs. Die große Frage dabei: Wie viel Hierarchie braucht es noch? Heute, nach einer weiteren Station als Head of Business Development und jetzt als Director Product & Business Development, spürt er selbst, wie positiv sich die flachen Hierarchien auswirken: „Die Leitung des von mir in den vergangenen zwei Jahren neu aufgebauten, 13-köpfigen Teams hat sich sehr schnell richtig angefühlt. Ich sitze nicht in einem meilenweit entfernten Managerkreis und unsere junge Geschäftsführung lebt eine transparente Kommunikation und richtet den Blick nach vorn.“ Im Unternehmen wird für Innovationen Geld in die Hand genommen, der neue Produktentwicklungsbereich wurde während der Pandemie aufgebaut, der Bereich Stellenmarkt in Verknüpfung mit thematischen Inhalten bereits in 2020 gelauncht.

Leadership lernen

Fleschhut selbst wurde währenddessen im sechsmonatigen Führungskräfte-Programm „newleader@vogel“ auf seine neue Herausforderung vorbereitet. Seit letztem Sommer bildet er sich privat zum Power MBA weiter. Inhaltlich reizt ihn besonders das Thema „Marktforschung“: „Wir haben die Redaktion, die sich mit Spezialthemen auskennt und weiß, worauf es der Zielgruppe ankommt. Dazu kommt unser Agentur-Fachwissen, so dass wir Werbekunden sehr gezielte Marktforschung ermöglichen können. Als Unique Selling Point ist das unschlagbar.“ Dabei ist er überzeugt: „Der Wandel wird so schnell nicht aufhören, es ist ein kontinuierlicher Prozess“ – seine Rolle in der Vogel Communications Group will er dazu nutzen, wichtige Themen zu vertreten und voranzubringen. Bei den harten genauso wie den weichen Unternehmensfaktoren.

Auf ein Wort:

Flexibel im Alltag: „Handwerker kommen, das Kind braucht mich, ein großer Wochenendeinkauf steht an: Es ist gut, flexibel reagieren zu können, wenn es gerade nötig wird, und nicht, es zwei Wochen vorher anmelden zu müssen.“

Hardcore: „Früher habe ich viel Musik gemacht und Gitarre in einer Punkrock-Band gespielt. Mit unter 18 Jahren schon Konzerte zu organisieren und eine Band zu vermarkten – zwei Alben, drei Tourneen und über 200 Konzerte in vier Jahren ­ – hat mir in meiner persönlichen Entwicklung sehr geholfen .“

Medienjunkie: „ Ich hatte schon immer ein riesiges Medieninteresse. Anfangs hat es mich beruflich besonders gereizt, zukünftig Podcasts und Websites machen zu können. Privat lese ich nach wie vor am liebsten Print: vor allem Spiegel und Die Zeit.“

Zur Person:

Nikolas Fleschhut, Jahrgang 1990, ist in Aschaffenburg aufgewachsen. Er hat das Studium der Germanistik & Digital Humanities an der Julius-Maximilian-Universität Würzburg 2014 mit dem Bachelor abgeschlossen. Von 2015 bis 2017 war er Trainee im Bereich Digitales Produktmanagement an der Würzburger Medienakademie. Anschließend stieg er bei der in Würzburg ansässigen Vogel Communications Group, die Print- und Onlinemedien für verschiedene Branchen produziert, als Manager Digital Business ein. Dort folgten Positionen als Corporate Development Manager und Head of Business Development. Seit Anfang 2022 verantwortet er als Director Product & Business Development die digitale Entwicklung für Produkte mit mehr als 25 Millionen Euro Jahresumsatz.