Mitglied der Wiener Gruppe

Friedrich Achleitner ist tot

28. März 2019
von Börsenblatt
Der österreichische Architekt und Schriftsteller Friedrich Achleitner ist am 27. März im Alter von 88 Jahren in Wien gestorben. Das teilte der Paul Zsolnay Verlag mit.

Architektur oder Literatur, beides zusammen gehe nicht. Deshalb werde er sich ab nun nur noch der Literatur widmen, so der Zsolnay Verlag in seinem Nachruf. Das sagte der am 23. Mai 1930 im oberösterreichischen Schalchen geborene Friedrich Achleitner Ende der fünfziger Jahre, als er mit H. C. Artmann, Konrad Bayer, Oswald Wiener und Gerhard Rühm, der sogenannten Wiener Gruppe, "die Literatur von den Füßen auf den Kopf stellte, der Poesie ein neues, konkretes Gesicht gab", so der Verlag.

Und weiter: "Mit dem Motorroller enterte er Kleinbühnen, zertrümmerte Klaviere, schockierte das an Wasserglaslesungen gewöhnte Publikum. In der Folge erfand er die Architekturkritik neu und beschrieb in seiner mehrbändigen 'Österreichischen Architektur im 20. Jahrhundert' die Bauten von Vorarlberg bis Wien. Daneben prägte er von 1983 bis 1998 als Professor an der Hochschule für angewandte Kunst Generationen von Architekten."

Anfang der 2000er Jahre habe er sich wieder der Literatur zugewandt. Er habe sich mit "einschlafgeschichten" (2003), "und oder oder und" (2006), den Dialektgedichten "iwahaubbd" (2011) und zuletzt "wortgesindel" (2015) vom Sinn und mehr noch vom Unsinn des Lebens, der Sprache und der Kunst frei geschrieben. "Architektur und Literatur, sie gingen also doch zusammen", schließt der Nachruf. 

"Eine Ausnahmeerscheinung"

Zsolnay Verlagsleiter Herbert Ohrlinger sagt: "Friedrich Achleitners Werk ist gar nicht hoch genug einzuschätzen, seine Bücher zeugen davon, sein internationales Renommee spricht für sich. Was ihn aber so besonders machte, war, dass er immer absolut bei sich geblieben ist, geerdet war – nur ka Schmoiz ned auf Wienerisch. Eine Ausnahmeerscheinung. Der Verlag und ich verlieren nicht nur einen Autor, wir verlieren einen Freund."