Leipziger Buchmesse will Buchverkauf neu regeln

Freie Fahrt für Aussteller

10. April 2019
von Nils Kahlefendt
Die Leipziger Buchmesse will die Messebuchhandlung mit ihren drei Standorten neu ausschreiben, außerdem soll sie ab 2020 nach dem Sortimentsprinzip betrieben werden. Gleichzeitig wird der Buchverkauf freigegeben. 

Nach dem Auslaufen des 2016 mit Haufe (vormals LSL) geschlossenen Vertrags über die Messebuchhandlung plant die Leipziger Buchmesse offenbar, den Buchverkauf ab 2020 grundsätzlich neu zu regeln.

War der Betreiber der Buchhandlung bislang verpflichtet, alle Aussteller (freilich in Relation zur Standgröße) aufzunehmen, soll die künftige Messebuchhandlung laut eines dem Börsenblatt vorliegenden Konzept-Papiers nach dem Sortiments-Prinzip organisiert werden – die Entscheidung über die aufgenommenen Titel liegt dann allein beim Betreiber. Einzige Einschränkung: Verlage, deren Titel in der Messebuchhandlung präsentiert werden, müssen Aussteller der Buchmesse sein. 

Für die bislang existierenden drei Buchhandlungen mit unterschiedlicher thematischer Ausrichtung

  • Messebuchhandlung (Halle 4, 1.334 Quadratmeter),
  • Kinderbuchhandlung (Halle 2, 918 Quadratmeter),
  • Phantastikbuchhandlung (Halle 2, 306 Quadratmeter)

wird jeweils ein Partner mit passendem Konzept gesucht. Denkbar ist für die Messe offenbar auch, dass ein Partner mehrere Standorte betreibt.

Laut Buchmesse ist derzeit an einen Vierjahresvertrag bis 2023 gedacht. Der eigentlichen Ausschreibung, an deren Feinjustierung noch gearbeitet wird, ist ein so genannter Teilnahmewettbewerb vorgeschaltet, mit dem die Messe den Pool der potenziellen Interessenten sondieren will. 

Mit der Neuvergabe der Messebuchhandlung einhergehend, soll ab 2020 der Buchverkauf auf der Messe freigegeben werden – unter Berücksichtigung von Auflagen wie der Einhaltung der Buchpreisbindung, die in den Geschäftsbedingungen fixiert werden sollen. Die Übergabe in die Verantwortung der Verlage soll sowohl für den Verkauf am Stand als auch für Büchertische zu Veranstaltungen gelten. Die Aussteller sollen dann frei entscheiden können, ob sie den Verkauf selbst organisieren oder eine Buchhandlung beauftragen wollen.

"Ich glaube, dass die bestehende Konstruktion durchaus noch ein, zwei Jahre weitergetragen hätte. Aber wir haben bei unserer Entscheidung in die Zukunft gedacht", so Buchmesse-Direktor Oliver Zille im Interview mit dem Börsenblatt. Zille, der bislang als vehementer Gegner der Verkaufs-Freigabe galt, erklärt sein Umdenken mit den veränderten Marktbedingungen ebenso wie mit dem Wachstum der Messe. "Der Kampf in der Medienkonkurrenz wird noch drastischer ausgefochten werden, das Thema 'Sichtbarkeit der Literatur' verlangt eine Bündelung aller Kräfte. Wenn wir die Messe als Leser- und Autorenmesse zum Erfolg bringen wollen, dann ist es richtig und konsequent, jetzt diesen Schritt zu gehen."

Bislang konnten Aussteller nur direkt über die Messebuchhandlung beziehungsweise deren mobile Kassen am Stand oder bei Veranstaltungen verkaufen. Ausgenommen von dieser Regelung waren die Verkäufe an der Manga-Comic-Con (MCC), der Antiquariatsmesse und dem Messe-Segment Grafik und Buchkunst.