Corona-Folgen in Italien

Hohe Umsatzverluste bei Kinos und Buchhandlungen

6. März 2020
von Börsenblatt
Drastische Einbußen durch die Folgen der Corona-Virus-Maßnahmen: Der italienische Verband der Kulturindustrie CCI hat gestern an die Regierung in Rom appelliert, für Kinos, Museen, Verlage, Buchhandlungen etc. Steuern und andere Zahlungen auszusetzen sowie Lohnfortzahlungen sicherzustellen. Es geht um Liquidität - und darum, dass sich das Verhalten der Verbraucher nicht verändert.

CCI-Präsident Innocenzo Cipolletta beschrieb den drastischen Rückgang der Verkäufe von Büchern, Musik und DVDs, die ebenso wie die Absage von Konzerten, Messen, Festivals  und Ausstellungen oder die Schließungen von Kinos einen großen wirtschaftlichen Schaden verursachten. Der Sektor werde sich in diesem und wahrscheinlich auch in den kommenden Jahren negativ entwickeln, "was eine Liquiditätskrise für Unternehmen in diesem Sektor erzeugt".

Minus 75 bis 90 Prozent bei Kinos

Innocenti zufolge kamen zum Beispiel am vergangenen Wochenende nur 324.000 Menschen ins Kino - im Vergleichzeitraum 2019 waren es mehr als eine Million Kinobesucher -, so dass die Einnahmen um 75 Prozent gesunken sind. Vorgestern musten die Lichtspielhäuser ein Minus von 90 Prozent verbuchen.

25 bis 70 Prozent weniger Umsätze im Buchhandel

Bislang wurden 70 Prozent der Online-Reservierungen für Ausstellungen und Museen sowie 7.400 Veranstaltungen storniert, was zu großen Umsatzverlusten führt - etwa 10,5 Millionen Euro allein bei Musikveranstaltungen. Die Buchhandlungen verzeichneten einen Umsatzrückgang von 25 Prozent; in den vom Corona-Virus am stärksten betroffenen Gebieten wurden Rückgänge von bis zu 70 Prozent gemeldet. Der Präsident des italienischen Verlegerverbands AIE, Ricardo Franco Levi, sprach von durchschnittlich 50 Prozent Umsatzverlusten in den Regionen Lombardei, Venetien und Emilia-Romagna. Er forderte von der Regierung Steuerabzüge beim Kauf von Büchern. Levi befürchtet "heute noch nicht vorhersehbare" weitere lange Wellen der Kaufzurückhaltung", die letztlich starke Auswirkungen auf das Lesen hätten.

Keine Steuern, leichtere Kredite

Innocenti spricht von "strukturellen Schäden" mit der Gefahr, dass "ein strategisch wichtiges Geschäftssystem" zusammenbrechen könnte, das nicht allein für die Wirtschaft, sondern auch für der Lebensqualität der Italiener von wesentlicher Bedeutung sei. Diese Krise müsse auch mit einer "Notfall-Logik" angegangen werden, um ihre kurzfristigen wie mittelfristigen Auswirkungen zu minimieren. Deshalb bittet der Verband der Kulturindustrie die Regierung,

  • Maßnahmen zu ergreifen, die die Liquidität von Unternehmen sicherstellen, die die Zahlung von Sozialversicherungsabgaben und Steuern aussetzen und einen leichteren Zugang zu Bankkrediten ermöglichen
  • Löhne für betroffene Arbeitnehmer fortzuzahlen und
  • die Zahlungen durch die öffentliche Verwaltung schnell sicherzustellen.

Dazu brauche es noch weitere Maßnahmen zur Unterstützung der Nachfrage nach kulturellen Produkten - "um das Risiko zu vermeiden, dass sich das Verhalten der Verbraucher am Ende der Corona-Krise strukturell ändert".