Buchtage Leipzig: Die Rede von Autorin Nina George

Wa(h)re Worte

23. Juni 2016
von Börsenblatt
"Es geht um die Rettung einer menschlichen, toleranten Menschheit, um nichts weniger", das sei für sie 2016 der Wert des Wortes, formulierte Nina George in ihrer mitreißenden Rede bei der Eröffnung der Buchtage in Leipzig. Wir geben sie hier im Wortlaut wieder.

"Sehr verehrte Damen, sehr verehrte Herren,

während wir uns im postkulinarischen Dämmerzustand befinden und uns mit wohlwollender Gesinnung dem Wort und seinem Wert zuwenden, wacht eine Frau in Kanada in wenigen Stunden von ihrem eigenen Weinen auf.

Denn es ist Donnerstag, und donnerstags ist Ensaf Haidars Angst am schlimmsten. Donnerstag ist der Tag vor Freitag, und Freitag gilt als Heiliger Tag in Saudi-Arabien. Es ist der Tag, an dem Ensaf Haidars Mann, der Blogger Raif Badawi, die nächsten 50 von 1.000 Peitschenschlägen erhalten könnte, als Strafe, dass er "vom Glauben abfiel". Raif Badawi wurde heute vor vier Jahren und sechs Tagen verhaftet, für Sätze wie diese:

Meinungsfreiheit ist die Luft, die jeder Denker zum Atmen braucht, der Zündstoff für das Feuer seiner Ideen. ...

Du bist ein Mensch? Dann ist es dein gutes Recht, dich auszudrücken und zu denken, was immer du willst. So wie es auch dein Recht ist, zu sagen, was denkst, zu glauben oder nicht zu glauben. Liberalismus heißt leben und leben lassen.

2006 entdeckt Raif, damals Anfang 20, Internet-Blogs als Instrument des freien Wortes. Jenseits aller üblichen, gefährlichen und teuren Publikations­methoden, kann er auf einmal einem großen Publikum gegenüber Stellung beziehen. 2008 begründet Raif den Web-Log Saudi Free Liberals Forum, in dem jeder und vor allem: jede sich zu Themen wie Religionsfreiheit, Frauenrechten und Menschenrechten äußern kann. Die meisten kommentieren anonym.  

Nichts weniger als sein Leben soll das Raif Badawi kosten.

Ist das der Wert des Wortes: Die Währung von Freiheit, Schmerz und Tod?

Am Wochenende vor zwei Wochen nahm ich das erste Mal an einem Literatur-BarCamp teil. BarCamp, das ist eine Art extrem-demokratische Un-Konferenz. Anstatt dass es ein, zwei Rednerinnen gibt, die kluge Gedanken über das zur Schweigsamkeit und WhatsAppen verdammte Publikum versprühen, kann jeder der TeilGEBENDEN eines BarCamps morgens Themen für eine Session vorschlagen. Findet der Vorschlag ein Minimal-Quorum, erhält der Vorschlagende einen Time-Slot und einen eigenen Raum für 45 Minuten.

In zwei Tagen veranstalteten 153 Teilgebende aus der Buchbranche – Blogger, Buchhändlerinnen, Lektorinnen, Autoren, Rezensenten – 65 Sessions. Über die Kunst des Narrativs im Videospiel, über die Mutterfigur in der­­ Gegen­warts­literatur, wie man vom Selbstmord­gedanken zum ersten Verlags­vertrag kommt, welchen Sex erfolgreiche Frauen lesen wollen … ich sehe, das wäre für manche hier interessant. Das #litcamp17 findet Anfang Juli Zwo17 statt.

Bei meiner Session über das "Geschäftsmodell e-Bookpiraterie" kam auch die "Gegenseite" zu Wort: Der eBook-Pirat. Zu ihm und seinen Nöten gleich.

Ein Viertel der deutschen eBookleser bedient sich aus illegalen Quellen. Laut Traffic­analysen der Piraterie-Bekämpfer File Defense und Digimarc ist Deutschland Welt­meister im illegalen Stream und Sharing. Keine andere Nation bezahlt so ungern für Literatur im Netz wie das Land der Dichter und Denker, pardon, das Land der Daddler und Downloader. Kindles werden gleich mit 1.000 illegalen eBook-Kopien und einem Augenzwinkern verschenkt. Bei Google findet jeder bei Eingabe der Stichworte "ebook" und "free" auf der ersten Seite 5 Links zu illegalen, leicht anzusteuernden Gratis-Quellen – pro Buch. In Facebook-Gruppen "bestellen" E-Booksauger ihre Wunschlektüre, irgendein Upper wird den Dropboxlink schon besorgen. Wer für Kultur im Web bezahlt, gilt als peinlicher Neuländer.  Der Wert des Wortes: ach, klick dich.

Die Wertschätzung des Wortes scheitert aber nicht nur am teutonischen Geilheitsfaktor Geiz. Sondern an der Tyrannin Gewohnheit.

2008 eroberten Tablets und Smartphones die Welt – und veränderten das Kultur-Konsumverhalten elementar: Es wird so viel kopiert wie nie zuvor. So viel gratis verschleudert. Mediatheken, Online-Archive, gratis Zeitschriften­artikel, nahezu vollständige Bücher bei Google, Geschenk­downloads, Flatrate-Abos: Immer mehr Menschen nutzen immer mehr Kulturwerke online, ohne dafür zu bezahlen. Rund 330 Millionen Menschen nutzen täglich weltweit illegal distribuierte digitale Kultur for free.

Megaplattformen wie SpotifyNetflix oder YouTube, die der Cloud-Computing-Experte Tariq Krim als "McDonalds für unsere Köpfe" bezeichnet, liefern oben drauf noch Kultur zum Schleuderpreis, mit einem Urheber-Split-Tarif, für den sich nicht mal ein Hoffnarr die Klingelkappe aufgesetzt hätte. 100 Millionen Menschen hören Musik nur noch via Spotify. In 190 Ländern ist Netflix zu haben. Eine Milliarde Menschen schieben sich über Facebook gigantische Mengen Texte und Clips zu und organisieren geschützten Ebookklau.

Kostenloser digitaler Kulturkonsum in diesem Umfang bleibt nicht ohne Folgen für die analoge Welt und ihre Strukturen, ob auf wirtschaftlicher, sozialer oder humanistischer Ebene.

Gesellschaftlich und volkswirtschaftlich handelt es sich zunächst um den "transfer of value": den Wertetransfer. Nicht mehr die Leistungen der Schöpfer werden respektiert und honoriert, sondern die "Leistung" des Werk-Vermittlers. Content war mal King, aber distribution ist heute King Kong. Die größten Intermediäre, das GAFA-Quartett aus Google, Apple, Facebook und Amazon, setzen zu viert mehr um als die ersten 30 DAX-Unternehmen.

Der Werte-Transfer weg vom individuellem Schöpfer, hin zur Masseverteiler und seinen teuren Geräten, hat nicht nur Folgen für die ökonomische Seite unserer Branche. Es ist nicht allein die Vergütung, die uns fehlt oder die Rechtsdurchsetzung, die faktisch ignoriert wird. Sondern gleichsam sinkt die Anerkennung der schöpferischen Leistung, der Respekt vor dem Schaffen eines Individuums, und ein unumkehr­barer Wertschätzungsverlust für die gesamte Kunst und Kultur im Dunstkreis jedes WLAN-Netzes.

Die drei Hauptgründe der eBookpiraten vom LitCamp waren: 1) Format-Chaos – hier wurde Adobe als Kaufverhinderer genannt, 2) als ungerecht empfundene Nebenwirkungen von eBooks wie Unverleihbarkeit, closed shop-Systems und Leselizenz statt Eigentum – und, 3), ja, jetzt müssen Sie tapfer sein: Der Preis. Die Umfrage beim #litcamp16 ergab folgenden Preis als angemessen – (Ah, Moment, machen wir schnell hier eine Umfrage. Bitte Handzeichen; "Buch, das Sie interessiert, egal ob eBook-Ausgabe von Hardcover, Taschenbuch oder Backlist, bitte Handzeichen für 15 bis 20, 10 bis 15, 5 bis 10, 1 bis 5 ) ––

Jetzt das Wahlergebnis aus Heidelberg:  /////  4 Euro 99.

Ich höre die Taschenrechner hinter Ihren Stirnhöhlen rattern und die Frage: Müssen wir jetzt eBooks noch billiger machen? Gegenfrage: Und dann?

Was sind die Folgen, wenn wir den Wert des Wortes freiwillig auf den Preis reduzieren, und der digitalen Disruption der Märkte weiter nachgeben?

Ist das überhaupt der Wert des Wortes: sein Preis?

Wäre der Preis das Äquivalent zu dem Aufwand, wäre jedes Buch unbezahlbar. Ich arbeite an einem Buch ja nicht nur dann, wenn ich in chiropraktisch bedenklicher Haltung über die Tastatur gekrümmt auf Buchstaben einhämmere. Das wären pro Buch rund tausend Stunden. Dazu kommen Nachdenken, Nachlesen, Nachfühlen, pro Buch 4.000 Stundenverteilt über ein bis drei Jahre. Den Wert meiner Arbeit in diesen Zeiteinheiten zu messen geht jedoch an seinem Schöpfungsprozess weit vorbei.

Ich setze nichts weniger als mein gesamtes kurzes, fehlbares Menschenleben ein. Jeder Text, auch dieser hier, in diesem Moment, ist das Ergebnis der Filterfunktion durch die Erlebnismembran meiner Person. Meiner Seele. Meines individuellen Erfahrungshorizonts. Alles, was ich schreibe, ist die Essenz meiner Persönlichkeit, meiner Intelligenz, und auch meiner relativen Dummheit, meinem Mut zum Risiko, und meiner gelebten Jahre.

Ich arbeite nun seit fast 25 Jahren als Schreibende, seit 20 Jahren bin ich "online": Ich bin im wachsenden digitalen Raum ebenfalls erwachsen geworden. Ich hätte es nie gedacht, als ich 1995 meine ersten eMails verschickte oder 2002 einen illegalen Scan meiner Bücher in den ersten usenet-Foren fand; ich hätte nie gedacht, dass ich nach 20 Jahren Internet sage:

Ich habe Angst. Ich habe Angst, dass die Sache gründlich schief geht.

Es ist ein zutiefst befremdliches Gefühl, jeden Tag mit zu erleben, wie wertlos meine Arbeit im digitalen Raum wird. Wie auf mich gespuckt wird, in Hater-Foren, wie ich per eMail beschimpft werde, als Künstlerpack, als Schreib­scheißerfotze, die sich einen anderen Beruf suchen soll, wenn sie ihre eBooks bezahlt haben will. Auf Podien muss ich mir von studierten Herren sagen lassen, dass ich eine Besitzstandswahrerin bin, die den Wissensfluss hemmt und das Internet nur nicht verstanden hat; jenes Internet, dessen erfolgreichste Geschäftsmodelle auf dem unethischen Ausbeuten meiner Leistung beruht.

Ja, es lässt sich viel allzu Menschliches studieren im politischen Engagement, meine Herrschaften.  Es ist befremdlich und beängstigend zu sehen, wie der Hass mehr wird. Nicht nur auf mich. Hate-Speach, Drohungen, Cybermobbing, Propaganda. Wie die Entfremdung zunimmt, obgleich wir doch das globale Dorf eröffnen wollten.

Das Wort und sein von der Gesellschaft definierter Wert, ist stets ein Spiegel der Gesellschaft. Wir lebten bis eben übrigens mitnichten im Paradies:

Vor drei Wochen war ich in Zürich bei einer Art "Oldschool BarCamp" der Schweizer Verlegerinnen und Buchhändlerinnen. In drei statt 60 Kollektiv­sessions wurden Ideen erarbeitet, wie die Buchbranche zu retten sei. Die Vorschläge mit den meisten Votums-Klebepünktchen der 120 Tagungsgäste lauteten: "Bücher teurer machen" und: "Mehr auf Inhalt setzen".

Der Vorschlag von mir, "AutorInnen besser bezahlen", erhielt ganze drei Votumspünktchen, davon einer von einer Agentin. Und zwei von mir.

Kein einziger Verleger und kein Buchhändler sah sich genötigt, für bessere Inhalte und teure Bücher die Quellen, aus denen er trinkt, zu fördern.

Und schieben Sie das jetzt nicht auf die Schweizer: Statt sich für Plattform­regulierung, Piraterie oder einen integren Umgang mit Literatur in der digitalen Transformation zu engagieren, verstricken auch Sie sich in spaltende Stellungskriege ums Urhebervertragsrecht.

Der Wert Ihrer Arbeit, meiner Arbeit, ist digitalisiert nicht mehr be-greifbar. Das ist nicht metaphorisch gemeint. Es gibt keinerlei Hindernisse mehr, um sich ein Buch zu besorgen – weder Öffnungs­zeiten noch schlecht gelaunte Buchhändler noch mangelnde Parkplätze an der Fußgängerzone. Der Vorteil des allzeit abruf­bereiten eBooks ist gleichzeitig sein Nachteil:  Jederzeit, von überall, Elba oder Etagen-Klo, können Sie sich ein eBook ziehen, kopieren, "sharen" – ebooks sind so leicht zu haben wie der Gratiskuli vom Versicherungs­makler. Und unter Millionen Titeln wird das einzelne zum Pixelklecks, sogar die Zehn Gebote sind da nicht mehr als drei witzlose Tweets.

Autorinnen, die diese luftigen, flüchtigen Pixelkleckse erarbeiten, sind für den User bestenfalls virtuell, meist egal. So, wie uns die Kaffeebauern egal sind.

So durchlaufen Sie und ich bei aller Liebe und Beharkerei den radikalsten Entwertungs-Prozess seit Erfindung der Kultur: Menschen, die aufgrund des digitalen Überangebotes nichts mehr besitzen müssen um es zu nutzen, haben auch nichts zu verlieren. Wir gehen verloren, und sitzen immer noch still. Oder wie der Plattform-Analyst Stefan Herwig sagte: "Es muss noch viel schlimmer werden, bevor es besser wird."

Schlimmer geht’s bestimmt noch immer: Wir leben 2016 in einer Welt, in der ein 140-Zeichen-Tweet 304.000 Dollar wert ist – wenn er von Cristiano Ronaldo kommt. In der selben Welt ist Online­piraterie der fünftgrößte Schwarzmarkt, und gibt es keinerlei internationale Abkommen, um das klügste, sensibelste Literaturwerk vor Piraterie oder Plagiat im Web zu schützen. Es ist eine Welt, in der Schikanierer, Hass-Prediger und Unternehmen, die die Urheberrechte ignorieren, im Internet privilegiert werden, während Bürger ihre Grundrechte auf informationelle Selbstbestimmung, Datenschutz und Urheberrecht, eintauschen gegen Gratis-Tetris-Apps. Wir leben in einer Welt, in der Algorithmen entscheiden, welche Informationen zugänglich sind, und in der digitale Zensur leichter möglich ist, als ich "content control software" aussprechen kann. In der jedes eBook, dass Sie von Amazon lesen, heimlich verändert oder gelöscht werden kann, und einem Überwachungstool Ihrer Gelüste gleichkommt. Eine Welt, in der Regierungen digitale Strukturen nutzen, um Worte zu kontrollieren, und in der komplexe Zusammen­hänge verachtet werden. Das Kommentarkürzel TLDR, "Too long, did’t read" ist das Symptom einer Selbst-Verdummung, alles in Häppchen am Bildschirmchen lesen und bewerten zu wollen. Mehr Wörter dürfen es für die meisten nicht sein! – und wer will für diese Handvoll Wörter schon wirklich zahlen?

Sie und ich, wir müssen uns auf einmal verteidigen, Geld für unsere Arbeit erhalten zu wollen. Wir sind aufgerufen, den Wert des Wortes zu beziffern, in Euro und Dollar – und scheitern kläglich. Denn wie will man jenen, die Literatur, die Filme, die Musik und Fotos, zwar konsumieren, aber diese Werte für ihr eigenes Leben, die Ausformung ihrer Persönlichkeit, ihr Erleben, ihr Inneres nicht wahrhaben wollen, den Wert von Kultur je erklären? Kultur im Netz, das ist so wie der Strom aus der Steckdose. Ist eben da! – und könnte billiger sein. 

Wie also das Wort und seinen Wert in der digitalen Evolution retten?

Hören Sie zum einen auf zu hoffen, sein analoger Wert sei unfallfrei ins digitale zu übertragen. Das ist zurzeit nicht möglich.

Ein Buch kann den Kollektivkonsens des digitalen Raums niemals befriedigen. Das widerspricht seiner Natur, und auch seinem über die Jahrtausende gefundenen Selbstauftrag: Ein Buch ist immer nur individuell geschaffen, und wird auch stets nur auf Individualität einwirken. Tausende lesen dasselbe Buch und doch jeder ein anderes – weil Bücher nicht nur Resonanzkörper der einzelnen Schöpfer sind, sondern mehr noch ihrer einzigartigen Leserinnen.

Ein Buch ist der Kontra­entwurf zur virtuellen Welt und seiner behaupteten "Schwarm­intelligenz", die im Web kollektiv einen Konsensbrei aus Wissen und Vermutung anrührt, in kurzen, verdaulichen Texthäppchen – der schon am nächsten Tag aus der Timeline und aus dem Gedächtnis verschwunden ist.

Nichts bleibt so wenig haften wie digitale Zwischenrufe. Auch entwickelt sich diese Schwarmintelligenz zunehmend zu einer Schwarm-Inkontinenz.

Das Buch: Inbegriff des Individuums.

Das Internet: Inbegriff der Masse.

Und vielleicht liegt genau dort die Chance zu einem Gegengewicht – wenn wir, anstatt der digitalen Transformation ausgeliefert, pessimistisch oder allzu mitläuferisch zu begegnen, uns dieses Wertes annehmen und zu unserer Mission machen:

Geben wir dem Buch seine Verantwortung zurück. Ich stehe als Urheberin für mein Buch mit meinem Namen gerade. Ich bin verantwortlich. Ich mache mich sichtbar. Verletzbar. Kritisierbar. Ich bringe mein ganzes Sein ein für ein Buch, meine Würde, meinen Willen, mich für meine Worte zu verantworten.

In der Anonymität des www dagegen ist es leicht, sich als Urheber von Hass-Parolen, Verleumdungen und verbalen Entgleisungen im Kollektiv zu verstecken und keinerlei Verantwortung zu übernehmen.

Eine Gesellschaft, in der viel gedruckte Bücher von vielseitigen Individuen verfasst, gelesen wird, ist weniger anfällig gegenüber Fremdenhass, Intoleranz, Homophobie oder religiösen Wahn. Bücher stellen mehr denn je das existenzielle Gegengewicht zu Empathielosigkeit, destruktiven Rudel­bewegungen und Konsumtechnokratie dar; sie sind die wirksamsten Vermittler von Empathie und Emotion, von der Fähigkeit, die Welt breiter und unterschiedlicher wahrzunehmen als nur durch Monitorgroße Schlitze. Sie sind Aufklärungsmittel, um Kulturen verstehen; andere Liebe, anderer Hass!, um Kulturen zu verbinden. Sie erinnern uns daran, Individuen zu sein und einander als solche zu respektieren. Sie widerstehen der Zensur, und erhalten den Mut zur Verantwortung und zu einem individuellen Schaffen, losgelöst von wirtschaftlicher Beugehaft oder modernem Mäzenatentum.

Also:

Machen Sie Bücher, die sich an Individuen richten.

Sie werden die Blogbeiträge von Raif Badawi, wegen derer er verhaftet wurde, übrigens nie wieder im Internet finden. Sondern: Im Buchhandel.

Raif Badawis Buch "1.000 Peitschenhiebe. Weil ich sage, was ich denke" ist bei Ullstein erschienen, kostet 4,99 Euro, und enthält auf 60 Seiten 14 zentrale Texte des Internet-Aktivisten. Die Erlöse gehen an seine geflohene Familie.

Dieser Medienwechsel hin zu dem gedruckten Buch, dem tapferen Aufklärungs-Medium, ist nur logisch. Gedruckte Bücher sind mehr denn je ein humanistischer Wert.

Und das ist es, was ich Ihnen heute sagen will, das also ist Ihre Aufgabe, liebe Verlegerinnen und Verleger:

Gehen Sie hinein in die Debatten, in welcher Sorte digitaler Gesellschaft wir eigentlich leben wollen. Wohl kaum in einer, in der neue Geschäftsmodelle auf der Basis unethischen Umgangs mit menschlichen Leistungen geschieht.

Machen Sie Bücher, die das Filigrane, das Einzigartige des Menschen berührt, Bücher, die die Toleranz, das Selberdenken, den Mut betören.

Laufen Sie nicht mit im digitalen Ausverkauf, aber bleiben Sie auch nicht nur trotzig stehen. Finden Sie einen dritten Weg – und zwar mit Autoren und Autorinnen.

Es geht um die Rettung einer menschlichen, toleranten Menschheit, um nichts weniger; es geht um Widerstand gegen digitale Entfremdung und die Bewahrung von Mitgefühl und Weltoffenheit.

Das ist für mich 2016 der Wert des Wortes.

Erwerben – und verkaufen Sie ihn nicht zu billig."

(Fettungen durch die Redaktion)

Normal 0 21 false false false DE X-NONE X-NONE /* Style Definitions */ table.MsoNormalTable {mso-style-name:"Normale Tabelle"; mso-tstyle-rowband-size:0; mso-tstyle-colband-size:0; mso-style-noshow:yes; mso-style-priority:99; mso-style-parent:""; mso-padding-alt:0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; mso-para-margin:0cm; mso-para-margin-bottom:.0001pt; mso-pagination:widow-orphan; font-size:10.0pt; font-family:"Times New Roman","serif";}

Quellen und Hintergründe zu Nina Georges Rede:

Themenkomplex Plattformregulierung und Intermediäre:

http://gema-politik.de/gastbeitrag-stefan-herwig/

http://gema-politik.de/europaabgeordnete-fordern-klarstellungen-bei-der-verantwortlichkeit-von-online-plattformen/

Themenkomplex Internet, Hyperkapitalismus, Ausbeutung menschlicher Leistung und digitale Entfremdungen:

http://www.zeit.de/kultur/2016-06/entschleunigung-internet-tariq-krim

http://www.friedenspreis-des-deutschen-buchhandels.de/445722/?aid=800948

http://www.sueddeutsche.de/politik/hyperkapitalismus-und-digitalisierung-die-totalausbeutung-des-menschen-1.3035040-2

Themenkomplex Piraterie:

http://www.gvu.de/oeffentlichkeitsarbeit/publikationen

https://tarnkappe.info/gutenberg-3-6-ebook-piracy-report-erschienen/

http://creativefuture.org/new-study-the-size-and-scope-of-global-internet-piracy-is-on-the-rise-video/#