"Daniel Kehlmann gelingt in seinem umfangreichen Oeuvre, das neben Romanen und Erzählungen auch Dramen, Essays und Übersetzungen umfasst, ein seltenes Kunststück: Seine Texte verfolgen eine komplexe literarische Poetik und haben dennoch Qualitäten, die von einem großen Publikum geschätzt werden", urteilte die Jury. Sein Roman 'Tyll' (Rowohlt) etwa mache die legendäre Gauklerfigur des Eulenspiegel zum Zeitzeugen des Dreißigjährigen Krieges und schaffe damit "eine epische Studie über Religion, Aberglauben, Machtpolitik und Krieg sowie einen abgründig komischen Künstlerroman: ein sprachmächtiges, ernstes und leichtfüßiges Meisterwerk, das der Historie neue, bis in die Gegenwart weisende Erkenntnisse abliest", so die Jury.
Daniel Kehlmann wurde 1975 in München geboren und ist in Wien aufgewachsen. Er lebt heute in New York und Berlin. An der New York University unterrichtet er gegenwärtig Deutsche Literaturgeschichte. Er ist Fellow am Cullman Center for Writers and Scholars der New York Public Library. Nach dem Studium der Philosophie und Germanistik in Wien hat er bereits mit 22 Jahren seinen ersten Roman ("Beerholms Vorstellung") veröffentlicht.
Förderpreis für Alina Herbing
Mit ihrem Debüt "Niemand ist bei den Kälbern" (Arche) zeichne Alina Herbing "jenseits von aller Idylle ein ebenso detailreiches wie faszinierendes Bild des Lebens auf dem Lande", heißt es in der Jurybegründung. Zwischen Kuhstall, Windkraftanlagen, Dorffesten, zerhäckselten Rehkitzen und exotischen Nandus träume die junge Christin von einem Leben voll Abwechslung und Glamour. Doch die bunten Versprechen der Hochglanzmagazine passen nicht zur Realität des Dorfes im Nordwesten Mecklenburgs. Die Jury fährt fort: "Alina Herbing erzählt mit kraftvoller Stimme und in eindringlichen Bildern von den Sehnsüchten und der Einsamkeit einer jungen Frau, für die die Lebensentwürfe ihrer Altersgenossinnen in der Großstadt unerreichbar sind."
Die 34-jährige lebt in Berlin. Sie ist in Lübeck geboren und in Schlagsülsdorf, einem Dorf mit nur 30 Einwohnern in Mecklenburg-Vorpommern, aufgewachsen. Geschichte und Germanistik hat sie an der Universität Greifswald studiert, Literarisches Schreiben in Hildesheim.
Der Jury gehören an: die Vorsitzende Sandra Kegel (F.A.Z.), Oberbürgermeister Alexander Hetjes (Stadt Bad Homburg v. d. Höhe), Prof. Dr. Gerhard Kurz (Freies Deutsches Hochstift), Prof. Dr. Sabine Doering (Hölderlin-Gesellschaft), Prof. Dr. Heinz Drügh (Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt, Neuere Deutsche Literatur), Alf Mentzer (Hessischer Rundfunk) und Eva Menasse als Vorjahrespreisträgerin.
Die Stadt Bad Homburg v.d.Höhe verleiht jährlich im Juni den Friedrich-Hölderlin-Preis (Stiftung Cläre Jannsen). Er ist mit 20.000 Euro dotiert und wird als allgemeiner Literaturpreis für hervorragende Leistungen vergeben. Der Förderpreis hat eine Preissumme von 7.500 Euro.