„Die Marke funktioniert noch“

24. Juli 2007
Redaktion Börsenblatt
24 Jahre nach dem Ende des Gebrüder Knabe Verlags haben Steffen Knabe (30), Urenkel des Verlagsgründers Karl-Friedrich Knabe (1877-1962), und Denis Wollenhaupt (31) den traditionsreichen Weimarer Verlag neu belebt. Ein Interview mit Co-Verleger Denis Wollenhaupt.
1932 hatte Karl-Friedrich Knabe die Weimarer Druck- und Verlagsanstalt Gebrüder Knabe gegründet; nach 1945 leiteten die Brüder Gerhard und Wolfgang Knabe die Geschicke des Hauses. Vor allem mit der von vordergründiger Didaktik weitgehend freien Reihe „Knabes Jugendbücherei“ erwarb sich der kleine Privatverlag zu DDR-Zeiten einen legendären Ruf beim jungen Lesepublikum. Nach Wolfgang Knabes Tod 1983 wurde das Programm eingestellt. Die jungen Seiteneinsteiger, die bereits als Studenten eine Internet-Firma gemeinsam betrieben, wollen neben der Wiederauflage ausgewählter Jugendbuchklassiker in der Reihe „Knabes Nachwuchsautoren“ vor allem junge Autoren aus Thüringen fördern. BÖRSENBLATTonline sprach mit Denis Wollenhaupt über die Motive für den Neustart und erste Pläne. BÖRSENBLATT: Mit welchen Motiven treten Sie an? Denis Wollenhaupt: Seit geraumer Zeit bekommen wir Anfragen nach den alten Knabe-Büchern, mit denen ganze Generationen von Kindern groß geworden sind. Wenn man merkt, dass die Marke offensichtlich noch funktioniert, liegt die Entscheidung nahe, etwas damit zu machen. BÖRSENBLATT: Die Neugründung eines Verlags dürfte auch für hoch motivierte Seiteneinsteiger kein Spaziergang sein. Wer unterstützt Sie? Wollenhaupt: Bei der zweijährigen Recherche nach alten Verlagsunterlagen ist mein Kompagnon Steffen Knabe von seiner Tante Dr. Ellen Knabe, der Tochter des letzten Verlegers, und deren Sohn Tim unterstützt worden. Beratend zur Seite stand uns auch der Weimarer Autor Wolfgang Held, der im alten Knabe-Verlag vier Jugendbücher publizierte. Von ihm erfuhren wir auch, dass die Rechte nach der Schließung 1983 an die Autoren zurückgegangen sind. Gegenwärtig sind wir dabei, uns mit den alten Autoren oder deren Rechtsnachfolger in Verbindung zu setzen. BÖRSENBLATT: In den letzten Jahren hat der Berliner Kleinverlag Bucheinband.de die bei Knabe erschiene Heftreihe „Fahrten und Abenteuer von Pitt und Ursula“ wieder aufgelegt, für die unter anderem Harry Thürk schrieb. Ein Problem? Wollenhaupt: Wir haben versucht, mit Bucheinband.de in Kontakt zu treten, dort hielt man sich allerdings eher bedeckt. BÖRSENBLATT: Sie setzen aufs Hörbuch, planen aber auch Bucheditionen – wie ist das Zusammenspiel der beiden Veröffentlichungsformen gedacht? Wollenhaupt: Wir wollen zweigleisig fahren: Die alten Titel wieder an den Mann bringen – und in der Reihe „Knabes Nachwuchsautoren“ junge Autoren, vor allem aus dem Thüringer Raum, fördern. Mit dem Medium Hörbuch sind wir ökonomisch flexibler und können testen, welche Titel gut ankommen. Erfolgreich laufende Titel sollen dann in Buchform erscheinen. Daneben denken wir auch an Reprint-Augaben von ausgewählten Titeln der „Jugendbücherei“ – den Anfang wird hierbei „Aras und die Kaktusbande“ von Wolfgang Held aus dem Jahr 1982 machen. BÖRSENBLATT: Wie organisieren Sie Ihren Vertrieb? Wollenhaupt: Der Verkauf von „Neues aus der Wunderkiste“ via Amazon ist gut angelaufen, auch bei Libri ist unsere erste CD-Produktion erhältlich. Innerhalb Thüringens liefern wir zudem direkt aus – das ungefilterte Feedback der Buchhändler ist uns, gerade als Seiteneinsteiger, enorm wichtig.