Presseschau

Einheitsschulbuch, Literatur im Libanon

8. August 2007
Redaktion Börsenblatt
In der "WELT" erteilt der niedersächsische Kultusminister Bernd Busemann dem Einheitsschulbuch eine Absage. Ebenfalls Thema: Literatur im Libanon.
"Einheitliche Schulbücher? Es gibt keinen Bildungskanon" - der niedersächsische Kultusminister Bernd Busemann beleuchtet den Vorschlag von Bundesbildungsministerin Anette Schavan in der "WELT": Der Vorschlag, bundesweit einheitliche Schulbücher einzuführen, mag auf den ersten Blick verlockend sein, suggeriert er doch, dass damit einheitliche Anforderungen verbunden seien und ein möglicher Schulortwechsel, auch über Ländergrenzen hinweg, kein Problem mehr sei. Eine Erleichterung des Schulwechsels wäre in der Tat wünschenswert, doch ist die Vereinheitlichung von Schulbüchern ein dafür denkbar ungeeigneter Ansatz, denn das Lernen ist ein individueller Vorgang, der von vielen Faktoren bestimmt wird, nicht nur durch ein Schulbuch. Neben den Unterrichtsmaterialien spielen äußere Gegebenheiten wie Klassengröße, Einzugsbereich der Schule, Klassenzusammensetzung, aber auch Lehrkräfte und Ausstattung der Schule eine Rolle. Weitere Determinanten sind organisatorische Regelungen wie zum Beispiel Schulformen und unterschiedlichen Stundentafeln der Länder. Bei allem Bemühen wird es weder mit noch ohne einheitliche Schulbücher gelingen, alle Härten auszuschließen, die mit Schulortwechseln verbunden sein können. ... Man muss sich auch vor Augen führen, dass einheitliche Schulbücher eine Verständigung der Bundesländer über die Inhalte voraussetzen, quasi einen länderübergreifenden Inhalts- beziehungsweise Bildungskanon. Diesen Kanon gibt es nicht, und es ist mehr als fraglich, ob es sowohl unter politischen als auch fachlichen Gesichtspunkten überhaupt jemals zu einer bundeseinheitlichen Einigung kommen könnte. "Libanon, literarisch" - die "Neue Züricher Zeitung" hat die Zeitschrift "Lisan" gelesen: Die im Heft versammelten Gedichte und Prosatexte sprechen von Befindlichkeiten und Erfahrungen, die auch den weiteren libanesischen Kontext einbeziehen. So evoziert die Passage aus einem noch unübersetzten Roman von Hassan Dawud das praktisch verwaiste Bayyad-Viertel in der südlibanesischen Stadt Nabatiya, in dem die Familie des Ich-Erzählers ausharrt - befangen in zählebigen Gewohnheiten, Ritualen und Animositäten, deren verhängnisvolle Bindekraft stärker ist als der immer lautere Geschützdonner. ... Der aus Huda Barakats Roman «Harith al-miyah» übertragene Text dagegen greift in die Zeit vor dem Bürgerkrieg zurück, und Rashid ad-Daif beschwört ein so zeitloses wie groteskes Szenario, in dem der Sohn eines Witwers durch eine höchst eigenwillige Intervention die erneute Heirat des Vaters verhindern will. Zwei besonders markante Texte finden sich gegen Ende der Auswahl: die beiden hart gegeneinander geschnittenen Passagen aus Alexandre Najjars Roman «Die Schule des Krieges» und die differenzierte Reflexion der Schriftstellerin Ethel Adnan über einen Besuch in Beirut.