Haben Sie mit Ihrer Entscheidung nicht gegen den Auftrag der Mitglieder gestimmt?
Neumann: Nein. Das Votum der Mitglieder für das Kölner Modell oder für das Kölner Modell plus x war in meinen Augen eine Option und keine Entscheidung mit Ausschließlichkeitscharakter. Wir waren berechtigt, aber nicht verpflichtet, Verträge für diese Modelle zu unterschreiben. Nach ausführlicher Abwägung im Interesse der Erhaltung und Stärkung der BAG blieb uns aber keine andere Wahl, als den Vertrag nicht zu unterzeichnen. Das Kölner Modell war für uns keine Alternative.
Rechnen Sie mit Unmut aus den Reihen der BAG-Mitglieder?
Neumann: Es ist anzunehmen, dass das ein oder andere Mitglied nicht einverstanden sein wird mit unserem Entschluss. Auf der Buchmesse werden wir Rede und Antwort stehen und ein klares Votum dafür abgeben, den Verein aufzulösen oder auf den Börsenverein übergehen zu lassen.
Rechnen Sie mit Regressansprüchen der Mitglieder, die Ihnen vorwerfen könnten, sie hätten den 25-Prozent-Anteil ohne Not verspielt?
Neumann: Gut möglich, dass jemand ein solches Ansinnen fasst. Aber ich sehe dem sehr ruhig und gelassen entgegen.
Gab es bei Ihrer Entscheidung keine Alternative?
Neumann: Dadurch, dass der Wert der BAG laut Kölner Modell in drei Jahren neu zu bestimmen gewesen wäre, hätte es bis dahin eine Hängepartie gegeben. Hätte sich rausgestellt, dass 90 Prozent der Anteile weniger wert sind als drei Millionen Euro, hätte die BAG den Differenzbetrag an die MVB zahlen müssen. Dieser Nachschusspflicht hätte der Verein wohl nicht nachkommen können. So hätte am Ende der drei Jahre wahrscheinlich doch der Verlust der 25-Prozent-Restanteile gestanden. Der Vorstand wollte aber jetzt Klarheit für die BAG. Und nicht erst in drei Jahren.
Jetzt hat der BAG-Verein gar keine Anteile mehr an der BAG. Sie haben also 25 Prozent verschenkt
Neumann: Wir haben zum jetzigen Zeitpunkt bewusst auf die 25 Prozent verzichtet. Es war die einzige richtige Maßnahme, um der BAG Perspektive und Sicherheit zu geben. Außerdem entsprechen Minderheitsanteile von 25 Prozent nicht den Vereinszielen. So und so verliert der BAG-Verein mit dem Verlust der Mehrheit seine Grundlagen. Dem Vorstand ist diese Entscheidung schwer gefallen und wir sind tief enttäuscht, dass keine andere Lösung gefunden werden konnte.
Woran sind die Verhandlungen gescheitert?
Neumann: Es war schon auf der Hauptversammlung der BAG in Berlin abzusehen, dass die Funktionsträger im Börsenvereinsvorstand eine eindeutige Position bezogen haben. In meinen Augen stand diese im Widerspruch zu den Vorstellungen der BAG-Mitglieder, von denen fast 90 Prozent auch Mitglieder im Börsenverein sind. Meine Hoffnung bestand darin, dass der Börsenvereinsvorstand Wünschen der Mitglieder Rechnung tragen und ihnen mit der Lösung 25 Plus x Prozent entgegenkommen würde. Das war jedoch nicht der Fall.
Welche Forderungen haben Sie im Laufe der Verhandlungen gestellt?
Neumann: Wir haben beispielsweise für einen Fachaufsichtsrat bei der BAG plädiert, der mit Buchhändlern und Verlegern besetzt ist. Das wäre eine Möglichkeit gewesen, dass sich der Minderheitsgesellschafter BAG-Verein einbringen kann. Damit wäre auch eine deutlichere Beteiligung an den Entscheidungen von grundlegender Bedeutung möglich gewesen.
Haben Sie versucht, einen Geldgeber für die drei Millionen Euro zu finden, um das Darlehen zurückzuzahlen?
Neumann: Ein Mäzen hat sich nicht gefunden. Aber: Das Geld aufzutreiben ist die eine Seite. Im Moment kommt die BAG jedoch nicht ohne fremde Hilfe, ohne Hilfe des Börsenvereins, aus. Zwar gibt es diverse Firmen, die Interesse an der BAG haben. Aber ein Verkauf an eines dieser Unternehmen wäre keine Lösung gewesen.
Was passiert nun mit dem Vorstand?
Neumann: Bis zur Buchmesse werden wir im Amt bleiben. Dann wird sich der Vorstand auflösen.
Lesen Sie dazu auch unser Online-Dossier:
Krise der BAG