Buchpreisbindung Schweiz

"Einschränkung der Angebotsvielfalt"

10. August 2007
Redaktion Börsenblatt
In einem offenen Brief macht der Arbeitskreis Kleinerer Sortimente (AKS) auf die Folgen aus dem Fall der Buchpreisbindung in der Schweiz aufmerksam.
Hier der offene Brief im Wortlaut: Der Arbeitskreis Kleinerer Sortimente(AKS) im Börsenverein des Deutschen Buchhandels vertritt die politischen und wirtschaftlichen Interessen von über 550 unabhängigen Buchhandelsunternehmen, die mit persönlichem Einsatz von ihren Inhabern geführt werden. Die Leistungen unabhängiger Sortimente Die kleineren, unabhängigen Buchhandlungen spielen die entscheidende Rolle, wenn es darum geht, das Kulturgut Buch mit hoher Beratungskompetenz auch in entlegenen Orten des Landes zu verbreiten. An ihrem jeweiligen Ort tragen gerade kleinere Buchhandlungen stark zum kulturellen Leben bei, geben jungen Menschen eine fundierte Ausbildung, sorgen für die vertriebliche Unabhängigkeit der Verlage und sind wichtiger Bestandteil des wirtschaftlichen Mittelstands ihrer Region. Die in Deutschland gesetzlich verankerte Buchpreisbindung bildet für all dies die ent scheidende, solide Grundlage. In der Schweiz ist der Sammelrevers bekanntlich Anfang Mai 2007 zu Fall gebracht worden. Die neuesten Entwicklungen verfolgt der AKS mit großer Sorge. Dies nicht nur im Hinblick auf den Schweizer Buchmarkt im Allgemeinen, sondern auf unsere schweizerischen Kollegen im Besonderen. Die Notwendigkeit der Buchpreisbindung für unabhängige Sortimente Die Berechtigung und Notwendigkeit der Buchpreisbindung zum Schutz des Kulturgutes Buch sowie zur Sicherung eines breiten Buchangebotes sind hinlänglich bekannt. Es sei an dieser Stelle allein auf die Bedeutung der Buchpreisbindung für die kleineren und unabhängigen Sortimente hingewiesen. Die Erfahrungen aus Ländern, in denen die Buchpreisbindung aufgehoben worden ist, zeigen: - Es wird ein zusätzlicher Strukturumbruch ausgelöst, der umfangreich zur Schließung gerade kleinerer und unabhängiger Buchhandlungen führt, was eine Einschränkung der Angebotsvielfalt zur Folge hat. - Die zunehmende Bedeutung des Preiskampfes im Buchmarkt reduziert für die Verbraucher Dienstleistungsspektrum und -qualität im Buchhandel. - Der Strukturumbruch mit Schließung vieler Buchhandlungen birgt die Gefahr in sich, dass die flächendeckende Versorgung mit dem Kulturgut Buch nicht mehr gewährleistet sein wird. Nur ein breites Buchangebot ermöglicht es dem Buchhändler, Literatur auch zu ausgefallenen Themen anzubieten und damit die kulturelle Vielfalt erhalten und verbreiten zu können. Der Preiswettbewerb infolge nicht gebundener Ladenpreise zwingt die Buchhändler dagegen, ihre Lager immer mehr zu reduzieren und ihr Angebot auf Bestseller einzuengen. Die übrigen Bücher werden wegen des Wegfalls der Mischkalkulation teurer angeboten, so dass die Aufhebung der Preisbindung zwar zu einer Absenkung der Preise für Bestseller, dafür aber zu einem Anstieg der Preise für die meisten übrigen Bücher führt, die gerade den kulturellen und wissen schaftlichen Fortschritt fördern. Im Preiskampf mit größeren Filialisten und Kaufhäusern können viele Buchhandlungen auf Dauer nicht obsiegen. Besonders für kleinere und unabhängige Buchhandlungen bedeutet daher der Fall der Preisbindung häufig das Ende ihrer buchhändlerischen Existenz. Aus diesen Gründen heißt es bspw. in § 1 des deutschen Preisbindungsgesetzes: "Das Gesetz dient dem Schutz des Kulturgutes Buch. Die Festsetzung verbindlicher Preise beim Verkauf an Letztabnehmer sichert den Erhalt eines breiten Buchangebots. Das Gesetz gewährleistet zugleich, dass dieses Angebot für eine breite Öffentlichkeit zugänglich ist, indem es die Existenz einer großen Zahl von Verkaufsstellen fördert." Der AKS appelliert Aus den genannten Gründen richtet der AKS an die Regierungsvertreter der Schweiz den dringlichen Appell, das geplante Preisbindungsgesetz schnellstmöglich gesetzgeberische Wirklichkeit werden zu lassen, bevor die Gesetze des Marktes zu unumkehrbaren Entwicklungen führen.