Mit lockerem Bleistiftstrich skizziert Illustrator Sebastian Meschenmoser Waldlandschaften, Tiere und Träume, ein Hauch von Natur, einen stacheligen Panzer, ein buschiges Fell. Sparsam akzentuiert er mit Rötel das Eichhorn, und die Bilder wirken wohltuend beruhigend inmitten der vielen knalligen Bilderbücher auf dem Kinderbuchmarkt, gleichwohl die Szenerie klug strukturiert ist. Hinreißend, wenn Meschenmoser in Zeitlupe die immer stärker werdende Müdigkeit des Eichhorns skribbelt und es anschließend wie ein Irrwisch über den Baumstamm jagen lässt. Skurril, wenn er Igel und Eichhorn als Shanty-Sänger auftreten lässt. Poetisch, wenn er die Vorstellungen der Tiere von der Schneeflocke Gestalt verleiht, ob ein Himmel voller Zahnbürsten oder Dosen im Weltall. Getoppt wird das alles nur noch von der stinkenden Socke.
Aber schwer, die Bilder mit Worten zu beschreiben man muss sie sehen. Muss mitten drin sein, wenn die Schneeflocken in Deckfarbe wirklich übers Dunkelblau kommen, wenn die Sprache verstummt und das große Staunen anhebt. Dann die Freude, die Lust am Spiel, am konstruktiven Umgang mit dem Schnee. Dann der Stolz über den ersten Schneemann. Dann die süße Müdigkeit.
(Ganz nebenbei ein Gute-Nacht-Buch par exellence)
Stefan Hauck
Sebastian Meschenmoser: Herr Eichhorn und der erste Schnee. Esslinger 2007, 64 Seiten, 9,95 Euro
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