Presseschau

DDR-Geschichte und Literatur, Roland Quos, Schulbuchgeschäft

15. August 2007
Redaktion Börsenblatt
Die "FAZ" hat Autoren wie Reinhard Jirgl und Katja Lange-Müller nach der Debatte über den Schießbefehl und der literarischen Zukunft ihrer Vergangenheit gefragt. Weitere Themen: Zum Tod von Roland Quos und ein Besuch in den Schulbuchabteilungen von Buchhandlungen.
"Ist die DDR noch ein Thema für die Literatur?", fragt Hubert Spiegel in der "FAZ": " `Warum funktioniert was wann? Das ist die Frage`, sagt die Schriftstellerin Katja Lange-Müller. `Manche Sachen passieren zu früh, andere zu spät. Das ist ein seltsames Phänomen der Asynchronität. Bestimmte Dinge brauchen offenbar erst eine Art von populärem Bewusstsein, bevor sie auf das angemessene Interesse stoßen.` Vor fast dreißig Jahren, lange vor dem Fall der Mauer, hat Katja Lange-Müller eine Erzählung über einen Grenzsoldaten geschrieben, der im Dienst einen Mann erschießt. Der Tote ist kein Republikflüchtling, sondern ein italienischer Kommunist, ein LKW-Fahrer, der mit Lieferschein und Zollerklärung in der Hand von der Maschinengewehrsalve niedergestreckt wird. Tolja, der Grenzsoldat, von Kindesbeinen erzogen `im Geiste von Marx, Engels, Lenin und den folgenden Kommunisten`, sucht am Ende der Erzählung `Lebenslauf` selbst den Tod an der Grenze, an der er zum Mörder wurde. `Ich habe damals mit zehn oder zwölf Bekannten gesprochen, die bei der NVA waren, weil ich für die Erzählung wissen wollte, wie das mit dem Schießbefehl war. Offenbar gab es keine verbindliche Formulierung, schon gar nicht schriftlich. Außerdem wollte ich unbedingt wissen, was die Soldaten genau zu rufen hatten, bevor sie den ersten Schuss abgaben. Aber zu meiner Verblüffung konnte sich keiner mehr an den genauen Wortlaut erinnern. Na ja, Verdrängung.` Zum Tod des Chefs der Heron-Buchhandelsgesellschaft Roland Quos schreiben Ulrike Elsner und Peggy Kompalla in der "Lausitzer Rundschau": "Alle Heron-Mitarbeiter seien bemüht, die Arbeit im Sinne des Verstorbenen fortzusetzen, sagte Eva-Maria Winkel. Zu ersetzen sei Roland Quos aber nicht. `Das Format seiner Persönlichkeit`, so die Buchhändlerin, `war absolut einmalig.` Quos habe vor Ideen nur so gestrotzt und auch viele unkonventionelle Dinge angestoßen, die entgegen den Vorbehalten mancher Skeptiker zum Erfolg geführt hätten. `Er war ein ganz großer Buchliebhaber`, sagt Bärbel Eckhardt. Die Mitarbeiter hätten ihn stets für das immense Lese-Pensum bewundert, das er neben seinen vielen Verpflichtungen bewältigt habe." Maike Hessedenz hat sich für dei "Allgemeine Zeitung" in Mainzer Buchhandlungen nach dem Schulbuchgeschäft erkundigt: "Die Schulbuchabteilung in der Gutenbergbuchhandlung Dr. Kohl ist in den Sommerferien regelmäßig im Ausnahmezustand. Eine ganze Landschaft aus Holzregalen, bis oben hin gefüllt mit den gängigsten Mathe-, Deutsch-, Erdkunde- oder Englisch-Büchern, wurde eigens für die Schulbuchsaison aufgebaut, einige der mindestens acht bis zehn Mitarbeiter wurden extra für die heiße Phase eingestellt. Jetzt wirbeln sie zwischen den Regalen hindurch, sammeln Bestellzettel von den Kunden ein, haken die Schulbuchlisten ab. Quer durch die ganze Abteilung reicht die Schlange der wartenden Eltern und Schüler."