"Buchhändler fürchten eine Welt ohne Bücher" - Lothar Schröder war für die "Rheinische Post" beim Branchenforum Hauen & Stechen?:
Die Buchbranche hat manchmal eine ausgeprägte Neigung zum Masochismus. Die Sonne scheint, die Umsatzentwicklung ist halbwegs ordentlich, und in wenigen Wochen lockt die weltgrößte Buchmesse nach Frankfurt. Man könnte zuversichtlich sein. Damit der Optimismus aber nicht überhandnimmt, versammelten sich gestern im Düsseldorfer Congress-Centrum 170 Vertreter des Buchhandels und der Verlage, um Neues vom Ende des Buches zu hören. Das war zwar nur ein Vortrag unter vielen anderen Versuchen, in die Zukunft zu schauen. Doch so unverblümt, radikal und auf gewisse Weise lustvoll ist selten der Untergang verkündet worden. Danach ist das Buch mit seinen zwei Deckeln und viel bedrucktem Papier da-
zwischen "eine aussterbende Verpackungseinheit
für Inhalte". Frank Antwerpes lieferte diese forsche These, und als Geschäftsführer der - nach
Selbstauskunft - erfolgreichen Internet-plattform
"DocCheck-Medical Services" zeigte er nicht viel Verständnis fürs alte Medium. ... Der NRW-Landesverband des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels versprach also nicht zu viel mit dem Titel seiner Tagung ? "Hauen und Stechen?". Aber vielleicht hatte die Provokation auch heilsamen Charakter, war Ansporn, über neue Wege und Strategien nachzusinnen und damit ein Plädoyer
fürs Lesen.
"Hexenwerk" - die "WELT" glossiert Paulo Coelhos Netzaktivitäten:
Bislang stehen die Zeichen für den Bestsellerautor auf 85 Millionen verkaufter Exemplare in mehr als sechzig Sprachen. Welche Auflage Coelhos jüngstem Roman bestimmt ist, scheint indes noch ungewiss, weshalb es nicht schaden kann, die Wartezeit bis zum nächsten Fingerzeig Gottes mit ein wenig gezielter Marketingarbeit zu überbrücken: Seit Anfang der Woche steht jeden Tag ein Kapitel des neuen Romans "Die Hexe von Portobello" im Internet. Elf Folgen sind kostenlos erhältlich, wer danach wissen will, wie es weitergeht, muss das Buch kaufen. Wenn der Vorabdruck gerade an der spannendsten Stelle abbräche, wäre das nicht ein eindeutiges göttliches Zeichen? Dass sich auf der Homepage des Brasilianers bislang erst ein einsamer Leserkommentar finden lässt, ist hingegen weder Indiz noch Zeichen, sondern zweifellos eines jener seltsamen Phänomene, mit deren Existenz wir uns Coelho zufolge nicht nur abzufinden haben, sondern die wir ausdrücklich begrüßen sollten, ist es doch gerade das Unerklärliche, Mystisch-Rätselhafte, das unser Leben bereichert. Etwa so wie die Begegnung mit einer rumänischen Stewardess in Transsylvanien, die Coelho zu seinem Hexenroman inspiriert hat. Vom Titel sollte man sich indes nicht abschrecken lassen. Eine Hexe, so erklärt Coelho auf seiner Homepage, sei "eine Frau, die imstande ist, ihr Handeln von ihrer Intuition leiten zu lassen, die mit ihrer Umgebung kommuniziert, die keine Angst hat, sich neuen Herausforderungen zu stellen". Simsalabim, kann man da nur sagen.