"Und plötzlich diese Freiheit?" - die "Neue Zürcher Zeitung" untersucht den Schweizer Buchmarkt nach dem Fall der Preisbindung:
Wer sich seinen Geschmack vom Buchmarkt diktieren lässt und jeweils den richtigen Zeitpunkt beim Bücherkauf erwischt, kann in diesen Tagen also erheblich sparen. Doch handelt es sich hier um eine effiziente Augenwischerei. Die Rabatte (auf Richtpreise, die es doch gar nicht mehr geben dürfte) suggerieren eine neue Freiheit bei der Preisgestaltung und versprechen mehr Wettbewerb bei niedrigeren Preisen. Jedoch sind solche Angebote für die Galerie gedacht. Denn das Massengeschäft mit Bestsellern hat hierzulande auch in den Grossbuchhandlungen noch nicht angelsächsische Dimensionen erreicht. Der Anteil am Gesamtumsatz bleibt auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Bei Orell Füssli etwa wurden 2006 mit den 300 besten Titeln lediglich 10 Prozent des Gesamtumsatzes erzielt. ... Im Ergebnis hat man daher mit steigenden Preisen zu rechnen. Und also bezahlen drittens die Leserinnen und Leser für die Aufhebung der Buchpreisbindung. Branchenkenner bestätigen, was dem Kunden sowohl in den grossen Buchhandelsketten wie in den kleineren Betrieben heute weitgehend verborgen bleibt: Einzelnen Ausreissern nach unten einerseits und kundenbezogenen Rabattaktionen anderseits stehen schleichende Preiserhöhungen im übrigen Sortiment gegenüber. Dies reicht von der Anhebung der empfohlenen Ladenpreise auf sogenannte Schwellenpreise (z. B. von Fr. 33.50 auf Fr. 34.90) bis zu teilweise erheblichen Zuschlägen etwa im hochpreisigen Segment der Kunstbücher. Zu früh wäre es, im jetzigen Zeitpunkt bereits die Folgen der Aufhebung der Buchpreisbindung beurteilen zu wollen. Sowenig derzeit auszuschliessen ist, dass der Gesetzgeber doch noch eine wie auch immer gestaltete Regulierung der Preise anstrebt, so wenig lässt sich abschätzen, wohin die Entwicklung führt: ob zu höherer Marktkonzentration, Ausdünnung des Angebots oder zu effizienteren Strukturen.
"Frauen wollen auch nur spielen" - die "WELT" berichtet über die Games Convention und die so genannten Casual Gamers, die Gelegenheitsspieler, zu denen überwiegend Frauen zählen:
Frauen stehen plötzlich an weißen Konsolen mit Sportspielen Schlange, bei Sony spielten mitunter auch ältere Damen Quizspiele. Und die Zeitschrift "Mädchen" hatte einen ganzen eigenen Bus in die Messehallen gerollt. Dort ging es vor allem um kostenloses Make-up, und die Schminksessel waren meist besetzt. Videospiele-Industrie und das weibliche Geschlecht entdecken sich gerade gegenseitig. Vieles, was zurzeit die Branche vorantreibt, ist mit Frauen verbunden. Sie kaufen sich häufiger als Männer ein kleines Spiel für das Handy. Sie sind die sogenannten Casual Gamers, von denen in Leipzig jeder sprach: Gelegenheitsspielerinnen, die einfach einmal in der Mittagspause fünf Minuten Kurzweil suchen. Die beiden größten Unternehmen der Videospielewelt, Electronic Arts und Ubisoft, haben gerade neue Sektionen gegründet, die sich den neuen Zielgruppen widmen. Thomas Zeitner, Chef von Electronic Arts, leitete die Messe sogar mit der kühnen Behauptung ein, dass bis 2010 jeder zweite Deutsche elektronisch Spiele spielen würde. Nun kommen also Karaoke-Spiele, bei denen man auch tanzen soll, oder Quizspiele, die das Niveau der Fragen dem Alter des Spielers anpassen - wenn der Vater gegen seine Töchter antritt, werde diese nach Tokio Hotel gefragt, er dagegen nach dem Bundespräsidenten. Pauline Jacquey von Ubisoft umschreibt die Videospiele, die Frauen ansprechen, folgendermaßen: Sie sind "leicht zugänglich, nicht unheimlich und erinnern kaum an das klassische Videospiel". Ihre Firma bringt etwa einen Wortschatztrainer heraus, der spielerisch den Umgang mit der deutschen Muttersprache erweitert. Was Frauen im Speziellen wünschen, weiß bisher kein Hersteller genau. Aber in einem Punkt sind sich alle einig: Frauen sind nur für das elektronische Spiel zu begeistern, wenn die Spiele auch einen Nutzen haben.