Herr Birk, im Schlossgarten werden derzeit die letzten Tische zusammengeklappt, die Autoren sind wieder abgereist. Wie fällt Ihre diesjährige Bilanz des Poetenfest aus?
Sehr positiv. In den vier Poetenfest-Tagen sind deutlich über 12.000 Besucher gekommen. Neben der Attraktivität des Programms ist dafür natürlich das muss man zugeben vor allem auch das tolle Sommerwetter verantwortlich gewesen. Allein bei den langen Lesenachmittagen mit den Neuerscheinungen sind rund 8000 Besucher in den Erlanger Schlossgarten gekommen.
Welche Veranstaltungen sind beim Publikum besonders beliebt?
Natürlich sind die Lesenachmittage mit der Revue der Neuerscheinungen unter freiem Himmel und bei freiem Eintritt der Haupt-Magnet. Wir freuen uns aber besonders darüber, dass sich der in den letzten Jahren entwickelte Programmschwerpunkt für Kinder und Jugendliche mit Lesungen, Gesprächen und Ausstellungen hervorragend etabliert hat. Überrascht hat uns das große Interesse an dem Festivalschwerpunkt über die Protestkunst- und Literaturszene der DDR, den wir rund um eine große Ausstellung aus der Sammlung Gerhard Wolf in der Städtischen Galerie Erlangen inszeniert hatten. Die Lesungen und Gespräche unter dem Titel In unseren Grenzen sind wir frei Schreiben vor und nach der Wende zum Beispiel stießen auf großes Interesse.
80 Schriftsteller, Publizisten und Literaturkritiker - darunter Martin Mosebach, Arnold Stadler und Elisabeth Borchers sorgten für ein vielschichtiges Programm. Gab es somit auch ein Fest für den Buchhandel?
Sicherlich profitiert auch der Buchmarkt von Veranstaltungen wie dem Erlanger Poetenfest. Die Zeitungen der Region stellen fast alle neuen Bücher, die beim Poetenfest gelesen werden, ausführlich vor. Es erscheinen zahlreiche Autorenporträts und Interviews mit den eingeladen Schriftstellern. Nicht nur die Buchhandlung Ex Libris, mit der wir direkt zusammenarbeiten, stellt das eigene Angebot dementsprechend zusammen. Auch die anderen Erlanger Buchhandlungen begleiten das Poetenfest mit Sondertischen, Schaufenstern oder Ähnlichem.
Kooperieren Sie auch mit Verlagen?
Fast alle Lesungen beim Erlanger Poetenfest werden mit den zuständigen Abteilungen in den Verlagen abgestimmt und organisiert. Wenn Erscheinungstermine von Büchern, die beim Erlanger Poetenfest vorgestellt werden, eigentlich erst für den September geplant sind, gelingt es den Verlagen meistens, die Termine vorzuziehen. Teilweise beteiligen sich die Verlage auch an den Reisekosten der eingeladenen Autoren. Die Bereitschaft, unseren chronisch zu niedrigen Etat dadurch etwas zu entlasten, hat in den letzten Jahren jedoch ehrlich gesagt stark abgenommen. Dafür beteiligen sich die Kinderbuchverlage sehr bereitwillig an der Bilderbuchleseecke. An den Nachmittagen lesen hier Schauspieler und Pädagogen Kindern aus den von den Verlagen eingesandten Büchern vor.
Die Zahl der Literaturfestivals in Deutschland steigt kontinuierlich. Ist es schwer, Autoren für das Erlanger Poetenfest zu gewinnen?
Die Atmosphäre des Festivals und die Stimmung im Park tragen ihren Teil dazu bei, dass die Autoren sehr gerne nach Erlangen kommen. Außerdem eilt dem Publikum des Erlanger Poetenfests der Ruf voraus, besonders konzentrierte und interessierte Zuhörer zu sein. So gelingt es uns eigentlich immer, weitgehend unser Wunschprogramm zusammenzustellen.
Haben Sie schon Pläne für das kommende Jahr?
Wir werden den Bereich Kinder- und Jugendliteratur erweitern und machen uns Gedanken, wie wir noch mehr junge Menschen für die Literatur interessieren können. Das Programm soll jedoch nur sehr behutsam ausgebaut werden, da wir dem Erlanger Poetenfest keinen übermäßigen Event-Charakter verleihen möchten. Schließlich sind wir dankbar dafür, dass die Idee des Erlanger Poetenfest seit 27 Jahren erfolgreich ist.