Wie schön, dachte ich mir und fing an zu träumen. Wo soll es hingehen? Ich hatte klare Vorstellungen: englischsprachiges Ausland natürlich, Internationalisierung der Branche, Foreign Rights und für den nächsten Urlaub auch zu gebrauchen; finanzierbar, die zweite Prämisse; ein wenig Abenteuerlust und der Wunsch nach angenehmen Temperaturen ließen mich mein Ziel genau definieren: Indien.
Die meisten reagieren etwas verstört auf meine Wahl.
Aber das ist man ja gewohnt, das bringt mich nicht aus der Ruhe. Die Wirtschaft orientiert sich stark nach Asien und neben den sich stark entwickelnden Industriezweigen, bleibt auch die Buchbranche nicht zurück.
Erste Kontakte zu Verlegern wurden auf der Frankfurter Buchmesse geknüpft, englisch-publizierende Verlage in Neu Delhi sind gefunden. Erst jetzt wird mir klar, die Bewerbung sollte wohl bestenfalls auch in englisch verfasst sein...
Meine innere Ruhe macht jetzt erstmal Urlaub. Eine Bewerbung zu schreiben ist ein schwieriges Unterfangen. Es ist die Auseinandersetzung mit dem Selbst, mit dem eigenen Charakter, Stärken- Schwächen, das ist verdammt schwierig. Da legt man sich auf die eigene Couch zur Therapie.
Erst nimmt mans leicht und denkt - ist ja nur eine Bewerbung, schreibt man nicht zum ersten Mal. Aber für mich ist es jedes Mal eine Herausforderung. Alte Worte der Situation anpassen oder alles neu überdenken? Die essentiellen Fragen, Wer bin ich? und Wo will ich hin? kann ich in meinem dritten Semester nicht beantworten. Und doch muss ich Antworten finden, motiviert und zielsicher formuliert.
Na prima, denk ich mir da und das auch noch auf Englisch.
BuchhandelsStudium sei Dank, war ich schnell mit helfender Literatur versorgt. Erfolgreich bewerben auf Englisch und Englisch bewerben weltweit- klang sehr vielversprechend und wie für mich gemacht. Ich schöpfte neuen Mut und kam gut voran.
Bei einer Sache bin ich mir jedoch unklar, und die scheint ziemlich essentiell zu sein, denn sie wird mehrmals mit Nachdruck erwähnt. Es gibt Unterschiede zwischen amerikanischen und britischen Bewerbungsunterlagen (Bsp: CV Layout, Passfoto), das ist ja ganz nett, doch bitte welchen Standard soll ich in Indien anwenden?!
Diese Hilfestellung gibt mir leider keiner der Autoren. Britisches Verlagshaus mit amerikanischem Personalabteilungsleiter?! Gleiche Sprache, durchaus möglich...
Die Verunsicherung steigt, bevor ich etwas falsch mache, lieber gar nichts machen. Ich pack alles vom Schreibtisch, die Bewerbung wird mißachtet und ignoriert, erst einmal klettern gehen.
Da ist es plötzlich wieder, das Ziel, ganz oben. Mut zum nächsten Griff auch wenn die Muskeln schon zittern. Mut wird belohnt, auch in Indien - so ist es doch oder?!