Von 1947 bis zur Reprivatisierung des Leipziger Verlags im Jahr 1991 gab es zwei Reclam Verlage: einen in Leipzig und einen in Stuttgart. Nach und nach zogen in den Jahren nach dem Mauerfall einzelne Verlags-Bereiche von Leipzig nach Stuttgart, bis es 2007 nur noch einen Reclam Verlag mit Sitz in Ditzingen bei Stuttgart gab.
Wie der für die Aufarbeitung des Archivs verantwortliche Buchwissenschaftler Siegfried Lokatis vom Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft erläutert, dient das Archiv des Leipziger Reclam Verlags nun der systematischen Aufarbeitung der Geschichte des DDR-Verlags. Geplant sind eine Dissertation (Ingrid Sonntag) und ein Sammelwerk, das mit Hilfe der Zeitzeugen, Verlagsmitarbeiter, Autoren, Buchgestalter, Leser und Kooperationspartner die Vielseitigkeit der Produktion dokumentieren und auch die zensurpolitischen bzw. geheimdienstlichen Hintergründe mancher Buchprojekte freilegen soll.
Das weitgehend vollständige und erschlossene Archiv umfasst die Verlagsakten aus dem Zeitraum zwischen 1945 und 1997, das Bildmaterial zur berühmten Universal-Bibliothek, ein Fotoarchiv, Kataloge, Plakate und Werbematerialien sowie ein Bucharchiv, das die Tätigkeit des ostdeutschen Verlages bis zur Schließung der Leipziger Zweigstelle 2006 spiegelt.
Die Rückführung des Archivs zu Forschungszwecken nach Leipzig ist auf drei Jahre befristet. Derzeit werden Unterlagen digitalisiert, damit das Material auch nach der Zeit des Forschungsprojekts der Leipziger Buchwissenschaft zur Verfügung steht.