Dazu zählten beispielsweise die Strukturkrise des Handels, die durch eine hohe Konzentration gekennzeichnet ist. Auch der technologische Umbruch hin zu digitalen Produkten sowie die Rezeptionskrise, die mit einer Veränderung des Leseverhaltens und der Ansprüche der Leser einhergeht, bewege die Branche. Festzustellen seien auch die Liquiditäts- und Finanzierungskrise, die nicht ohne Folge für Buchhandel und Verlage bleibe.
Meyer hat jedoch den Eindruck, „dass die Diskussion über die Krise innerhalb der Branche nicht die lockerste ist". Die Wucht der Komplexität habe dazugeführt, dass „die Situation längst ziemlich verkrampft ist". Außerdem habe es „ein bisschen gedauert, bis wir das Thema Krise verstanden haben".
Angesichts von so viel Krisen, wagte sich Key-Note-Speaker Dirk Baecker, Professor für Kulturtheorie und Kulturanalyse an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen, kaum auf das Podium. „Man hat hier fast das Gefühl als würde man dem Untergang der Branche beiwohnen", so Baecker. Dass es natürlich so schlimm nicht ist, machte er in seinen eigenen Ausführungen deutlich.
„Das Buch ist nicht mehr die Hauptkatastrophe für die Gesellschaft", sagte Baecker. Eine Hauptkatastrophe seien Kommunikationsmedien deswegen, weil jedes neue Medium Möglichkeiten mit sich bringe, die die Gesellschaft überforderten. Damit sei jedes neue Medium ein Problem. Das Buch aber trage diese Last nicht mehr: Nun sei es der Computer, der diese Last trägt, eine Maschine, deren Gedächtnis von den Menschen nicht verstanden werde. Die Menschen hätten nur wenige Möglichkeiten, Input einzugeben und die Art und Weise, wie Daten berechnet werden, könne nicht durchschaut werden.
Bei Büchern sei man zwar auch mit merkwürdigen Meinungen konfrontiert, könne aber die Autorität der Meinung überprüfen – etwa durch einen Blick auf den Autor oder den Verlag. Eine Schwierigkeit sieht Baecker darin, dass die Verlage nicht wissen können, „welche Bücher morgen gekauft werden, denn die Leser entscheiden frei". Baecker bescheinigt dem Buch einen Wandel vom Want- zum Need-Produkt: Es sei nachzulesen, was nachgelesen werden müsse und Bücher dienten dazu, „die Gemüter zu schulen".
Dass es ohne Bücher und elektronische Produkte nicht geht, das glauben auch die Teilnehmer des Buchmarktforums. Sie wollen von der Krise profitieren – und haben sich dazu unter anderem mit Krisen-Perspektiven und Krisen-Chancen befasst.
Als Krisen-Perspektiven wurden beispielsweise folgende Punkte genannt:
Rückgang der Nachfrage
Fehlendes Vermarktungsmodell von E-Media
Investitionen in die Digitalisierung
Gefahr, sich zu verzetteln
Verteilung von Content, wer hat die Rechte, wer vermarktet?
Geschäftsmodelle sind endlich
Marktverluste
Neue Antworten finden auf neue Märkte
Intensiverer Wettbewerb
Neue Wettbewerber ohne Altlasten
Marktüberforderung durch zu hohe Investitionen
Als Krisen-Chancen wurden beispielsweise angeführt:
Geschäft neu erfinden
Klare Strategie
Kernprozesse erarbeiten
Starke Marken schaffen
Preisbindung für elektronische Produkte
Individualisierte Produkte, individualisiertes Marketing
Nachfragegerechte Contenaufbereitung
Alle technischen Möglichkeiten nutzen
Strategische Kooperationen
Kernkompetenzen nicht an einem Medium festmachen
Markt- und Kundennähe
Klar ist, dass die Probleme erkannt sind - und es jetzt an die Lösungen gehen muss. Der wahrscheinlich schwierigerer Part.