Pressekonferenz der Frankfurter Buchmesse

"Das Spielfeld wird breiter"

5. Oktober 2010
Redaktion Börsenblatt
Dass Cornelia Funke heute vormittag bei der Eröffnungspresssekonferenz der 62. Frankfurter Buchmesse zwischen Börsenvereinsvorsteher Gottfried Honnefelder und Buchmessedirektor Juergen Boos saß, hatte Symbolcharakter: Deutschsprachige Kinder- und Jugendbücher verkaufen sich exzellent und sind auch ein Exportschlager. "Gut erzählte Geschichten sind der Motor der Buchmesse", sagte Boos.
"Wir brauchen Geschichten als Antriebsquelle, als Inspiration, um uns weiterzuentwickeln." Gutenberg habe mit der Erfindung des Bleisatzes Inhalte freigesetzt, "das Publikum bekam Zugang zu Ideen, die Minnesänger verloren ihren Job und die Kirche die Deutungshoheit – die Literatur wurde frei." Die kreative Demontage, wie wir sie derzeit erlebten, habe es vor 500 Jahren schon einmal gegeben. Was nun online passiere, sei auch ein kollektives Schreiben. "enriched books, angereicherte Literatur werden Sie auf dieser Buchmesse immer mehr finden", so Boos. "Inhalte haben keine Grenzen, auch nicht bei der Verbreitung." An den Rändern der Buchbranche tauchten neue Menschen auf mit ganz anderen Ideen - das Spielfeld werde breiter. "Mit unserer Initiative Sparks zeigen wir die Veränderung der Inhalte." Zwischen den Kreativbranchen wie Games, Musik, Film und der Buchbranche eröffnen sich neue Schnittstellen, Technologieunternehmen sind auf der Suche nach Inhalten, kurz: „Frankfurt bringt Technologie und Inhalte – und die Menschen dahinter - zusammen“, so Boos.

 

"Mauert die Branche beim Thema E-Books?", fragte Prof. Gottfried Honnefelder und nahm die strukturellen Unterschiede zwischen dem deutschen und dem US-Markt ins Visier. Viele Amerikaner seien darauf angewiesen, Bücher im Versandhandel zu besorgen – durch die Vielfalt der Buchhandlungen und vertriebsstarker Verlage sei die Lage hier anders. Der E-Book-Anteil an den im vergangenen Jahr erwirtschafteten 9,7 Milliarden Euro Umsatz der Buchbranche sei mit einem Prozent verschwindend gering. "Für die Bundesregierung wird es höchste Zeit, über den reduzierten Mehrwertsteuersatz für E-Books nachzudenken", mahnte Honnefelder. Andere europäische Länder seien da weiter: In Frankreich, Spanien, den Niederlanden und Schweden könne der ermäßigte Mehrwersteuersatz auf Hörbücher,CD-ROMs und digitale Bücher angewendet werden.

Die deutsche Bestsellerautorin Cornelia Funke sprach auf Wunsch der Buchmesse Englisch - was vielen Journalisten denn doch seltsam anmutete. Sie sprach von der faszination des Buchs schon bei Kindern, dem Interesse, die Herstellung eines Buchs zu verstehen: "Hast du alle die Buchstaben da selbst geschrieben, Cornelia, alle die Bilder selbst gemalt?" Sie erkläre dann, dass es vieler "Kollaborateure" bedürfe, die mithelfen, Lektoren, Verleger, Illustratoren, Drucker ... "Wir leben in einer Zeit, in der hungrig nach Kommunikation sind", so Funke. Für sie sei es faszinierender Prozess, wenn sie ihren 15-jährigen Sohn beobachte, wenn er sich bei Facebook tummele: "Wir leben in einer Zeit der Veränderung."Ihre Einschätzung, wie sich E-Books entwickeln werden: Ein amerikanischer Verleger sagte mir, er lese alle Bücher jetzt als E-Books und entscheide dann, welche Titel ihm so gut gefielen, dass er sie auch in Papierform haben wolle. "Vielleicht ist das die neue Tendenz", meinte Funke.In Frankfurthaben jedenfalls 1900 Aussteller digitale Angebote im Gepäck.

Mit 7533 Ausstellern werden von 6. bis 10. Oktober 219 mehr als  im vorigen Jahr in Frankfurt sein. Bei den deutschen Ausstellern sind es mit 3.315 genau drei mehr als 2009. Bei den Ländern sind mit 111 dieses Jahr elf Nationen mehr vertreten. Die Ausstellungsfläche ist mit 171.790 Quadratmetern exakt gleich geblieben.